Mit Trillerpfeifen und Transparenten bitten die Schleckerfrauen die Kanzlerin um Hilfe. Doch die wiegelt ab und verweist an die Arbeitsagentur.

Berlin. Mehrere hundert Menschen haben sich am Freitagnachmittag vor dem Kanzleramt in Berlin versammelt, um gegen das Aus für Schlecker zu protestieren. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass das Unternehmen zerschlagen wird und somit Tausende Mitarbeiterinnen ihren Job verlieren. Mit Trillerpfeifen, rot-weißen ver.di-fahnen machten die Demonstranten ihrem Ärger Luft. „Unsere Solidarität für die Zukunft der Schleckerfrauen“ stand auf einem Transparent an der Spitze des Demonstrationszuges. „Merkel lass das Glotzen sein, setz’ dich für Schleckerfrauen ein“, forderten sie in Sprechchören an die Adresse der Kanzlerin.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Beschäftigten der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker Hilfe bei der Arbeitssuche zugesagt. „Wir werden über die Bundesagentur für Arbeit und natürlich vor allem über die regionalen Arbeitsämter sicherlich alles daran setzen, dass die Beschäftigen die Chance bekommen, schnell wieder eine Arbeit bekommen“, sagte Merkel am Freitag in Berlin: „Ich glaube, es geht jetzt vor allem um die Menschen, insbesondere Frauen, die darauf hoffen, wieder eine Arbeit zu bekommen.“ Dabei sei im Augenblick sicherlich vieles möglich, sagte sie mit Blick auf den derzeitigen Arbeitsmarkt.

+++ Die Drogeriemarktkette wird endgültig zerschlagen +++

+++ Die Zitterpartie hat bald ein Ende – Ausgang offen +++

+++ Schlecker: Rund 10.000 Kündigungen sind in der Post +++

Die Kanzlerin ließ keine Bereitschaft zu einem anderweitigen Engagement der Bundesregierung für die Schlecker-Beschäftigten erkennen: „Wir müssen die Entscheidung zur Kenntnis nehmen, die die Gläubiger gefällt haben.“ Der Gläubiger-Ausschuss hatte zuvor die Zerschlagung des Konzerns beschlossen.

Die Gewerkschaft Verdi machte die Politik für die Pleite verantwortlich. Die Regierung habe die berufliche Existenz von 25.000 Frauen auf dem Gewissen, sagte der rheinland-pfälzische Verdi-Che Uwe Klemens. „Mit ihrer Weigerung, für die erste Kündigungswelle Transfergesellschaften zu finanzieren, haben Rösler, Brüderle und Co. dafür gesorgt, dass Schlecker jetzt vollständig absäuft.“

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärte, es sei insbesondere für die vielen Schlecker-Mitarbeiterinnen bedauerlich, dass kein Investor für Schlecker habe gefunden werden können. „Die Sorgen der Mitarbeiterinnen kann ich verstehen, sie können sich aber auf das umfangreiche Hilfsangebot der Bundesagentur für Arbeit verlassen.“ Erfreulich sei, dass der Arbeitsmarkt derzeit im Einzelhandel viele Chancen auf Weiterbeschäftigung biete. Er ergänzte: „Grundsätzlich gilt in der sozialen Marktwirtschaft, dass es nicht Aufgabe des Staates ist, Unternehmen zu retten.“ Das wäre wettbewerbsverzerrend und würde an anderer Stelle viele Arbeitsplätze kosten, betonte der FDP-Chef.

Der monatelange Kampf um die Drogeriemarktkette Schlecker ist vorbei – der insolvente Konzern wird endgültig abgewickelt. Von dieser Entscheidung, die von den Schlecker-Gläubigern am Freitag in Berlin getroffen wurde, sind auch die verbliebenen Schlecker-Mitarbeiter betroffen: Rund 13.200 Mitarbeiter in Deutschland werden ihre Jobs verlieren. „Die traurige Nachricht ist, das eine Gesamtlösung für Schlecker nicht möglich ist“, sagte der Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz .

„Die Angebote waren nicht akzeptabel, weil sie deutlich unter einer Zerschlagung lagen“, erklärte Geiwitz laut Mitteilung. „Ich bedaure diese Entscheidung im Hinblick auf die vielen, zum Teil langjährigen Schlecker-Mitarbeiter sehr, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren“, betonte er. (dapd/rtr)