Für das abgepumpte verstrahlte Wasser aus den Reaktorblöcken fehlen die Behälter. Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 sind offenbar beschädigt.
Tokio/Fukushima/Washington. Die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 des havarierten AKW Fukushima sind nach Angaben der japanischen Atomaufsicht beschädigt. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Schutzhüllen nicht mehr dicht seien, teilte die Behörde am Dienstag weiter mit.
Nicht genug Tanks für verstrahltes Wasser in Fukushima
Stark radioaktiv verstrahltes Wasser behindert die Arbeiten in der Atom-Ruine von Fukushima in Japan. Teile des Wassers werden abgepumpt. Doch die Arbeiter wissen nicht, wohin mit der für Menschen hochgiftigen Flüssigkeit in den Turbinenhäusern. Es fehle an genügend Tanks, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Arbeiter der Betreiberfirma Tepco pumpten weiter verstrahltes Wasser aus dem Reaktorblock 1 in einen Tankbehälter. Beim Wasser in den Turbinenhäusern der Blocks 2 und 3 sei dies aber wegen der Speicherfrage aktuell nicht möglich, schrieb Kyodo.
Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte nach Angaben des staatlichen Nachrichtensenders NHK, es sei zwar Tepcos Aufgabe, das Wasser zu beseitigen. Aber die Armee würde auch helfen, falls es eine entsprechende Anfrage gäbe. Das Wasser stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Turbinenhäusern der Meiler in Fukushima. Es ist jedoch unterschiedlich stark belastet.
Radioaktivität aus Japan in USA entdeckt
In den USA sind im Regenwasser Spuren von Radioaktivität entdeckt worden. Nach solchen Funden in den US-Bundesstaaten Massachusetts und Pennsylvania wurden nach Behördenangaben am Montag auch in Ohio erhöhte Strahlungswerte in Regenwasser nachgewiesen. Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland erklärten, sie hätten eine kleine Menge Jod 131 aus Japan im Regenwasser auf dem Dach eines Campus-Gebäudes gefunden. "Theoretisch kann Jod 131 überall herkommen, wo radioaktiver Abfall produziert wird“, sagte Geologie-Professor Gerald Matisoff. "Aber wir wissen, dass es aus Japan stammt“, ergänzte er.
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Die US-Umweltschutzagentur EPA hatte am Wochenende mitgeteilt, über Funde von erhöhten Strahlungswerten bei Regen in Massachusetts und Pennsylvania informiert worden zu sein. Es sei jedoch erwartet worden, dass Strahlung des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima auch in den USA gefunden würde. Die Werte lägen aber noch "weit unter“ gesundheitsbedenklichen Bereichen.
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In Japan wird jetzt eine Verstaatlichung des Betreibers Tepco der Atomruine von Fukushima erwogen. Das sei eine Option, sagte der Minister für die nationale Politik, Koichiro Gemba, laut der Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Hintergrund ist, dass auf den Betreiber der Atomruine von Fukushima gewaltige Entschädigungszahlungen an die Opfer der Katastrophe zukommen dürften. Ein Sprecher der Regierung hatte indes gesagt, keine Regierungsorganisation erwäge derzeit eine solche Verstaatlichung. Laut Medienberichten wird in Regierungskreisen aber durchaus über die Möglichkeit eines solchen Schrittes diskutiert.
Derzeit sei es die höchste Priorität für die Regierung, Tepco anzuweisen, alles zu tun, das AKW unter Kontrolle zu bekommen und sich um die Auswirkungen der Katastrophe zu kümmern, sagte Edano laut der Online-Seite der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei“.
Lage in Fukushima bleibt "unvorhersehbar“
Die Atom-Ruine von Fukushima ist derweil weiter außer Kontrolle. Die Lage bleibe „unvorhersehbar“, sagte der japanische Ministerpräsident Naoto Kan am Dienstag. Er wies Kritik der Opposition jedoch zurück, sein Hubschrauberflug über dem Atomkraftwerk kurz nach Beginn der Krise habe möglicherweise den Katastropheneinsatz des Betreibers Tepco behindert. Unterdessen wurde weiter versucht, radioaktiv verseuchtes Wasser aus den Turbinengebäuden der Reaktoren 1 bis 3 abzupumpen. Erst wenn das Wasser beseitigt ist, können die Männer versuchen, die dringend nötigen Kühlsysteme wieder in Gang zu bringen. Im Boden um das Kraftwerk war zuvor hochgiftiges Plutonium entdeckt worden. Die Dosierung ist jedoch nach Angaben des Kraftwerkbetreibers Tepco für Menschen angeblich nicht gefährlich.
Das bisher nachgewiesene Plutonium stamme von Brennstäben der Anlage, die bei dem Erdbeben am 11. März schwer beschädigt wurde. Aus welchem Block genau, war aber zunächst nicht bekannt. Tepco kündigte an, weitere Bodenproben nehmen zu wollen. Die Nachricht vom Plutoniumleck führte an der Börse in Tokio zu Kursverlusten. (AFP/dpa/rtr)