Nur langsam kommt die Versorgung wieder in Gang
Tokio/Sendai. Die Lage der Tsunami-Opfer in Japans Notunterkünften ist weiter schwierig. Zehn Tage nach Erdbeben und Tsunami harren noch 350 000 Menschen in Notunterkünften aus. Vielerorts mangelt es weiter an Heizöl, um die Menschen gegen die Kälte zu schützen. James Nichols von der Organisation Ärzte ohne Grenzen sagte: "Wir führen jeden Tag etwa 100 Patientengespräche." Seine Kollegen konzentrieren sich dabei vor allem auf die vielen alten Menschen. Inzwischen gebe es jedoch Fortschritte bei der Versorgung der Opfer in der Unglücksregion mit diversen Hilfsgütern.
So sind Räumfahrzeuge dabei, Zufahrtsstraßen wieder passierbar zu machen. Auch manche Autobahnabschnitte sind wieder für den Verkehr geöffnet. In einzelnen Notlagern funktioniert auch die Wasserversorgung wieder. Erstmals seit zehn Tagen können sich die Menschen in den Flüchtlingslagern waschen.
Andernorts jedoch geht das Leiden weiter. Das japanische Fernsehen zeigt herzzerreißende Bilder von verzweifelten Menschen, die in Trümmern umherirren auf der Suche nach noch immer vermissten Angehörigen. "Wie lange wird das bloß noch andauern?", fragte ein alter Mann im japanischen TV-Sender NHK. Er verbrachte die Nacht zum Montag mit seiner Frau im Auto. "Was ich mir wünsche, ist eine Behelfsbehausung. Und ein Bad." Wegen des schlechten Wetters sagte Ministerpräsident Naoto Kan einen Hubschrauberflug in das Katastrophengebiet ab.
Den beiden am Sonntag geretteten Erdbebenopfern Sumi und Jin Abe geht es nach Angaben der behandelnden Klinik in Ishinomaki wieder gut. Die beiden waren erst neun Tage nach dem Erdbeben in ihrem zerstörten Haus in der Präfektur Miyagi entdeckt worden. Der japanische Regierungssprecher Yukio Edano sagte zu ihrer Rettung: "Ich ziehe meinen Hut vor ihnen. Ich glaube, ein Wunder wie dieses kann alle Opfer inspirieren, die jetzt schwierige Zeiten durchmachen."
Deutsche Hilfsorganisationen haben bisher mehr als fünf Millionen Euro an Spenden gesammelt. Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten nach der Naturkatastrophe die Bevölkerung um Spenden gebeten. Da Japan zu den reichsten Ländern der Welt zählt, hatten die meisten Organisationen ihre Aufrufe zurückhaltender als üblich gestaltet. Bei dem Erdbeben und dem Tsunami wurden nach offiziellen Angaben 8100 Menschen getötet. Mehr als 12 000 werden noch vermisst.