Zum sechsten Mal in Folge starten die Nordamerikaner bei einer WM. Beim Confed-Cup im Sommer waren sie das große Überraschungsteam.

München/Washington. Es mag am Niveau der Konkurrenten liegen. Deren Namen klingen bisweilen wie die Reiseziele einer Karibik-Kreuzfahrt, weniger aber nach Gegnern, die Angst und Schrecken verbreiten. Doch wie auch immer: Die Fußball-Nationalmannschaft der USA nimmt schon zum sechsten Mal in Folge an einer WM-Endrunde teil. Für Südafrika gelang die Qualifikation außerdem wieder mal recht problemlos, als Gruppensieger vor dem Dauerrivalen Mexiko sowie Honduras. Nicht einmal die Hilfe von Jürgen Klinsmann oder Jermaine Jones war nötig.


Der amerikanische Traum vom Siegen

Klar, es habe durchaus ein paar „ups“ und „downs“ gegeben, räumte Verbandspräsident Sunil Gulati ein, „aber insgesamt hat die Mannschaft Fortschritte gemacht.“ Und wie der Amerikaner nun mal so ist: Bei der WM dabei sein ist nicht alles. „Natürlich träumen wir davon, dass wir gewinnen“, sagt Gulati, und wenn er gewinnen sagt, meint er den Titel, wohlgemerkt. Das klingt recht kühn, „es ist nur ein Traum“, gibt der USSF-Boss selbstverständlich zu, „aber warum sollten wir mitspielen, wenn wir nicht daran glauben würden?“

Unterschätzt werden sollten die Amerikaner jedenfalls nicht. Nach zwei Niederlagen beim Confed Cup gegen Brasilien (1:3) sowie Brasilien (0:3) gelangten sie nach einem 3:0 gegen Afrika-Meister Ägypten doch ins Halbfinale. Dort besiegten sie völlig überraschend den zuvor 35-mal ungeschlagenen und 15-mal siegreichen Europameister Spanien. Im Endspiel gegen Brasilien lagen die USA zur Halbzeit 2:0, bis zur 74. Minute 2:1 vorne. Dann siegte der Rekordweltmeister noch mit 3:2. Das US-Team gewann Respekt. Vor allem im eigenen Land.

Auch der Nationaltrainer hat seitdem einen guten Stand. Bob Bradley, einst Protegee und „ewiger“ Assistent von Vorgänger Bruce Arena, wurde im Frühjahr 2008 erst zum Interimstrainer ernannt und anschließend zum Chef, weil der umworbene Klinsmann angeblich unerfüllbare Forderungen gestellt hatte. Der 51-Jährige kommt in der Öffentlichkeit eher steif und ernsthaft daher - und seine Mannschaft spielt auch so: ohne großes Flair. Allerdings tritt sie auch stets furchtlos auf, egal gegen welchen Gegner.

Nur zwei Bundesliganominierungen

Bradley gilt als äußerst intelligent und aufrichtig, mit den Spielern soll er gut auskommen. Dabei gäbe es durchaus Potenzial für Konflikte, vor allem, weil der Trainer seinem Sohn Michael einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld freigeräumt hat. Allerdings: Der Profi von Borussia Mönchengladbach ist aufgrund seiner Leistungen auch über jeden Zweifel erhaben. Michael Bradley kam im Jahr 2009 auf 1315 Spielminuten für die USA. Länger auf dem Platz stand nur der für die Mannschaft unersetzliche Landon Donovan (1350).

Neben Michael Bradley wird sich aus der Bundesliga wohl nur Steve Cherundolo von Hannover 96 Chancen auf eine WM-Nominierung ausrechnen können. Angreifer Kenny Cooper vom Zweitligisten 1860 München gehört nicht zu Trainer Bardleys Lieblingen. Und Jermaine Jones? Spielen dürfte er mittlerweile für die USA, und als zweiter „Sechser“ neben Michael Bradley würde er sogar ins System passen. Ob ihn der Trainer Bradley aber will, ist weiter unklar. Erst mal muss der Schalker aber ohnehin seine Verletzung auskurieren.