Norderstedt. Große Bauprojekte stehen in Norderstedt an, besonders in Garstedt. Allerdings gibt es da ein Problem.
2024 wird ein Jahr des Wandels für Norderstedt. An der Verwaltungsspitze löst Katrin Schmieder Elke Christina Roeder ab, die nach sechs Jahren Amtszeit abgewählt wurde. Schmieder trifft auf eine Stadtvertretung, die nach der Kommunalwahl 2023 recht frisch zusammengewürfelt ist. An der Spitze der größten Fraktion, der CDU, steht seit Kurzem Gunnar Becker, nachdem Peter Holle nach 15 Jahren Kommunalpolitik hinwarf.
Die wohl größte Aufgabe von Politik und Verwaltung wird es sein, endlich den Haushalt 2024/25 auf die Beine zu stellen. Denn der ist noch nicht beschlossen, bisher gibt es lediglich einen Verwaltungsentwurf. Für Baumaßnahmen sind für 2024 89 Millionen Euro vorgesehen, für 2025 105,4 Millionen. Aber es wird wohl noch „erhebliche Korrekturen nach unten“ geben, wie Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek sagt. Besonders die CDU möchte vieles auf den Prüfstand stellen.
Bildungshaus, Copp, Willy-Brandt-Park: Rund um das Herold-Center passiert viel
Sicher ist: Veränderungen wird man besonders in Garstedt rund um das Herold-Center sehen. Hier ist vieles geplant, Gelder zum Teil schon bewilligt. Am Bildungshaus wird weitergebaut, der Willy-Brandt-Park verwandelt sich in eine Baustelle und auch das Coppernicus-Gymnasium soll, nach Jahren des Wartens, ein neues Gebäude bekommen. Starten wird auch der Neubau der Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose (TAS).
1. Bildungshaus wird weitergebaut: Eines der größten und kostspieligsten Projekte der vergangenen Jahrzehnte ist der Neubau des Bildungshauses Garstedt. Rund 50 Millionen Euro sind für das Gebäude zwischen Herold-Center und Coppernicus-Gymnasium vorgesehen, das als „kultureller Leuchtturm“ das ganze Quartier aufwerten soll. Im März 2023 gab es den ersten Spatenstich für die Baugrube. 2024 sind 27 Millionen Euro Baukosten eingeplant. Bis zum Herbst soll der fünfgeschossige Rohbau stehen, Einweihung soll dann Ende April 2025 sein.
2. Willy-Brandt-Park wird zum Sportpark umgebaut: Ein weiteres Großprojekt in nächster Nähe des Herold-Centers ist der Willy-Brandt-Park. Der soll mit großem Aufwand in einen Sportpark verwandelt werden, den dann Anwohner und auch Schüler der Willy-Brandt-Schule nutzen werden. 25 Bäume wurden dafür schon gefällt, 2024 sollen die Erdarbeiten beginnen. „Wir gehen abschnittsweise vor, im Süden geht es los“, sagt Baudezernent Dr. Christoph Magazowski. Das Problem: Die Leistungen können noch nicht in Auftrag gegeben werden, weil es noch keinen Haushalt für 2024 gibt. Insgesamt soll das Projekt rund sechs Millionen Euro kosten, so die bisherige Planung. 2025 soll alles fertig sein.
3. Coppernicus-Gymnasium bekommt ein Ergänzungsgebäude: Die Schule, gelegen direkt am neu entstehenden Bildungshaus, leidet seit Jahren unter Raumnot. 2024 soll es eine erste Abhilfe geben, in Form des seit Jahren geplanten, zweistöckigen Ergänzungsgebäudes. Etwa sieben Millionen Euro soll es kosten, eigentlich sollten schon 2023 die Arbeiten beginnen. Nun soll es „2024 auf den Weg gehen“, wie Norderstedts designierte Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder sagt, die einst selbst diese Schule besuchte. Das Problem: Auch hier können erst dann die Arbeiten beginnen, wenn die Politik den Gesamthaushalt beschlossen hat.
4. Neubau für das Schulzentrum Nord: Zu den Großbaustellen der Norderstedter Politik zählt das Schulzentrum Nord, das das Lessinggymnasium und die Gemeinschaftsschule Friedrichsgabe beherbergt. Es soll komplett entkernt und saniert werden, für etwa 62 Millionen Euro. Gebaut wurde schon eine innovative Eisheizung, jetzt ist der Bau eines dreistöckigen Ergänzungsgebäudes dran, das dann auch gleich ans neue Heizsystem angeschlossen wird. Im März, so der bisherige Plan, soll Baubeginn für das Gebäude mit den bodentiefen Fenstern sein, bei dem Holz ein wesentlicher Baustoff sein wird. 17,6 Millionen Euro sind im Verwaltungsentwurf des Haushaltes für das Schulzentrum Süd vorgesehen.
5. Schulzentrum Süd: Spatenstich 2024? Rund 150 Millionen Euro soll er kosten, der komplette Neubau des Schulzentrums Süd, der unter dem Namen „Campus Glashütte“ firmiert. Das Projekt ist für Norderstedt eins der größten Bauprojekte der vergangenen Jahrzehnte. Der Entwurf des Büros GMP für die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark und das Lise-Meitner-Gymnasium wurde gefeiert, 2024 soll nun der Bauantrag gestellt werden. „Wir hoffen, dass wir in dem Jahr auch schon starten können“, sagt Katrin Schmieder. Der Bau soll während des Schulbetriebs realisiert werden, zu den ersten Schritten gehört eine neue Turnhalle.
Allerdings steht hinter der ganzen Baumaßnahme im Moment ein dickes Fragezeichen. Wegen der hohen Baukosten, die sich mit den Jahren verdoppelt haben, will die CDU das Ganze noch mal auf den Prüfstand stellen. Im Raum steht, dass vielleicht doch nur der Bestand saniert wird.
6. TriBühne: Wie umfangreich wird saniert? Ein Wasserschaden legte 2022 die Norderstedter TriBühne lahm, mehr als 50.000 Liter Löschwasser hatten sich in dem Gebäude verteilt. Seitdem steht fest, dass die Spielstätte saniert werden muss. Denn auch die Bühnentechnik ist veraltet, wie sich dann herausstellte. Ursprünglich hieß es, dass die TriBühne für eine Sanierung 2024 schließen könnte. Aber jetzt sagt Elke Christina Roeder: „Wir planen die Sanierung um die Veranstaltungen herum. Die Abibälle sollen auf jeden Fall stattfinden.“
Die Politik muss ohnehin noch beschließen, wie aufwändig die Sanierung werden soll – ob also beispielsweise auch das Foyer erneuert wird. Die Sanierung des Wasserschadens wird größtenteils von einer Versicherung bezahlt. Darüber hinaus hat die Verwaltung aktuell im Haushalt 24/25 2,3 Millionen Euro für die TriBühne eingeplant.
7. Neue Flüchtlingsunterkunft gegenüber SOS-Kinderdorf: Das Thema Flüchtlinge wird Norderstedt auch 2024 beschäftigen. Denn der Zustrom ist ungebrochen. Deshalb hat die Stadt für 2024 laut Haushaltsentwurf 11,4 Millionen Euro für „Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete“ vorgesehen. Einer der Standorte steht schon fest. Am Henstedter Weg, gegenüber vom SOS-Kinderdorf Harksheide, sollen sechs bis sieben Flüchtlingshäuser in Holzständerbauweise gebaut werden, für 180 bis 200 Personen.
„Wir wollen dort vorrangig Familien unterbringen, um die Synergien mit dem SOS-Kinderdorf zu nutzen“, sagt Elke Christina Roeder. „Zu dem Thema machen wir dann auch noch eine Informationsveranstaltung für die Bürger.“
8. Aufenthaltsstätte für Obdachlose bekommt Neubau: Die zu klein gewordene Tagesaufenthaltsstätte (TAS) für Obdachlose, gelegen hinter dem Herold-Center an der Straße Lütjenmoor, bekommt 2024 ein neues Gebäude mit rund 500 Quadratmetern Fläche. Es wird zweigeschossig sein, auf das Dach kommt eine Fotovoltaikanlage. Trägerin ist das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein, das auch den größeren Teil der etwa 2,3 Millionen Euro Baukosten trägt.
Am Geld wäre die Sache beinahe gescheitert, denn anfänglich waren die Kosten auf 1,5 Millionen Euro berechnet worden. Die Stadt wollte zunächst 800.000 Euro beisteuern, eine Erhöhung des Zuschusses lehnte die Verwaltung zunächst ab. Die Politik drehte schließlich bei und erhöhte um weitere 300.000 Euro, so kann das Projekt nun realisiert werden.
9. P+R-Anlage Garstedt: Sanierung 2024? Ein Thema, das die Politik 2024 stark beschäftigten dürfte, ist die sanierungsbedürftige P+R-Tiefgarage unter dem ZOB in Garstedt. Denn es geht um Geld – viel Geld. Bis zu 95 Millionen Euro könnte die Renovierung der gut 50 Jahre alten Anlage mit ihren 400 Parkplätzen kosten, das besagen Schätzungen. Ende 2022 wurde die Garage für einige Wochen gesperrt, es gab eine Untersuchung des baulichen Zustandes. Dann wurde die Anlage provisorisch gesichert.
Und wie geht es weiter? „Anfang 2024 werden wir der Politik umfangreich berichten“, sagt Baudezernent Dr. Christoph Magazowski. Es sollen dann mehrere Varianten für eine Sanierung vorgelegt werden. Die Summe von 95 Millionen Euro werde unterschritten, heißt es. Ob dann noch 2024 die Arbeiten begonnen werden, was auch eine Schließung der Anlage bedeuteten würde, hängt von einem Beschluss der Politik ab.
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10. Verlängerung der U 1: Erstmal gibt‘s eine Studie. Es war ein historischer Beschluss im September 2021: Die U 1 soll von Norderstedt-Mitte bis Quickborner Straße. So beschloss es die Stadtvertretung damals. Gut ein Jahr später bewertete der Aufsichtsrat der Hamburger Hochbahn das Megaprojekt positiv. Aber das war es dann erst einmal. Die Planungen könne man erst ab 2030 begleiten, heißt es. Denn andere Projekte in Hamburg, wie der Bau der U5, binden Kapazitäten.
Der Ball liegt also erst einmal nur im Feld der Stadt Norderstedt. Wie schon für 2023 geplant, soll nun im kommenden Jahr eine Trassenstudie erarbeitet werden. Dafür stehen 800.000 Euro im Haushalt. Für das Geld sollen externe Planer beauftragt werden, die dann ermitteln, wie die Strecke verlaufen könnte. Klar ist nur, dass die Bahn „nicht oberirdisch fahren würde, sondern in einer Art Trichter“, sagt Baudezernent Magazowski. Die Ausschreibung für die Studie soll europaweit erfolgen.