Norderstedt. Weil die Baukosten gestiegen waren, drohte die dringend benötigte Tagesstätte der Diakonie zu scheitern. Politik war sich einig.

Das drohende Scheitern des Neubaus der Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose (TAS) am Lütjenmoor in Norderstedt ist abgewendet: Der Sozialausschuss gab am Donnerstag weitere 300.000 Euro an Unterstützung für das Projekt des Diakonischen Werks Hamburg-West/Südholstein frei. Damit steigt der Zuschuss der Stadt für den Neubau auf 1,1 Millionen Euro.

Die Stadtverwaltung hatte sich im Vorfeld ablehnend auf die Bitte der Diakonie um mehr Geld geäußert. Da die Baukosten der neuen TAS von ursprünglich 1,5 Millionen Euro auf jetzt etwa 2,3 Millionen Euro gestiegen waren, sah der Träger ohne eine Aufstockung der Zuschüsse keine Möglichkeit, das Bauwerk noch zu verwirklichen.

Stadtverwaltung wollte nur 800.000 Euro geben

Die Stadtverwaltung plädierte aber gegen eine Erhöhung der Zuschüsse und schlug dagegen vor, die geplante Zweigeschossigkeit des Neubaus einzusparen und lediglich einen Neubau in Form der jetzt bestehenden Einrichtung zu planen. Doch laut Einrichtungsleiterin Tabea Müller hätten das dramatische Folgen für die TAS bedeutet. Ohne die dringend benötigten Räume für Beratung, Rückzug und Lagerung im neuen zweiten Stock und mit lediglich einem Erdgeschoss für alle Dienstleistungen hätte die TAS kaum noch Sinn gemacht.

Im Sozialausschuss kämpften Tabea Müller und Andrea Makies, kaufmännische Geschäftsführerin der Diakonie, leidenschaftlich für den Neubau – mit Erfolg. „Wir hatten uns im Sozialausschuss schon in früheren Sitzungen überparteilich dafür ausgesprochen, die Zuschüsse für die TAS zu erhöhen“, sagt Tobias Schloss, Ausschussvorsitzender der SPD. In der Sitzung am Donnerstag habe die SPD schließlich die Erhöhung um 300.000 Euro beantragt. „Und sie wurde einstimmig bei Enthaltung der CDU angenommen“, sagt Schloo. Es sei also Konsens, dass die Investition in die Versorgung der Obdachlosen in Norderstedt wichtig sei.

Politik entscheidet sich einstimmig für mehr Zuschuss

Bei der CDU bestreitet man diesen Umstand nicht. „Angesichts einer angespannten Haushaltslage müssen wir aber jede Ausgabe auf den Prüfstand stellen und sie genau durchleuchten“, sagt die CDU-Stadtvertreterin Doris Vorpahl. Mit der Enthaltung wollten die Christdemokraten ihre haushalterischen Bedenken ausdrücken, gleichwohl die Finanzierung für das Projekt aber nicht blockieren.

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Die Erleichterung über die zugesagten Mittel war bei der Diakonie und Tabea Müller am Freitag groß. Dem Neubau ist man nun einen großen Schritt nähergekommen. Lediglich 200.000 Euro muss die Diakonie noch anderweitig aufbringen, etwa durch das Einsammeln von Spenden. Man ist zuversichtlich, das zu schaffen. Wenn alles glattgeht, könnte die neue, zweigeschossige Tagesaufenthaltsstätte schon Mitte 2024 auf dem Grundstück am Lütjenmoor stehen.

Für Genugtuung dürfte die Entscheidung auch bei TAS-Schirmherr Carlo von Tiedemann sorgen. Der hatte im Vorfeld zum drohenden Scheitern des Projektes nämlich gesagt, dass er deswegen „die Krätze kriegen könnte“. Auch das bleibt dem NDR-Urgestein nun erspart.