Norderstedt. Veraltete Bühnentechnik muss ausgetauscht werden: Wie viele Millionen Euro das kostet und welche Baustellen noch folgen.

Die „TriBühne“, Norderstedts Stadttheater und wichtigster Multifunktionssaal für Veranstaltungen aller Art, wird für die Stadt Norderstedt zum kostspieligen Sanierungsfall. Und das nicht nur wegen des verheerenden Wasserschadens, der den Spielbetrieb ab Mai 2022 zum Erliegen brachte. Nach einer umfassenden Zustandserfassung des Gebäudes und seiner veralteten Technik hat das Amt für Gebäudewirtschaft nun seine Sanierungsplanung vorgelegt – und danach müssen etwa 6,7 Millionen Euro in die TriBühne investiert werden.

So viel ist zunächst nötig, um die „TriBühne“ wieder zu einer modernen und vor allem den gesetzlichen Vorgaben entsprechenden Spielstätte zu machen. Doch das ist noch längst nicht alles. „Um einen zukunftssicheren Spielbetrieb zu gewährleisten sind für die Folgejahre die Sanierung des Daches, sowie die Sanierung und Umgestaltung des Foyers im laufenden Betrieb vorgesehen“, teilt Tim Bernitt vom Amt für Gebäudewirtschaft dem Hauptausschuss der Stadtvertretung mit. Die Kosten dafür sind noch nicht beziffert.

Norderstedt: Sanierungsfall „TriBühne“ droht 2024 Schließung für ein Jahr

Wasserschaden im Mai 2022: Wegen eines technischen Defekts ergossen sich rund 60.000 Liter Löschwasser in der
Wasserschaden im Mai 2022: Wegen eines technischen Defekts ergossen sich rund 60.000 Liter Löschwasser in der "TriBühne" in Norderstedt. © Annabell Behrmann

Apropos laufender Spielbetrieb: Die Sanierung der Technik kann unter diesen Bedingungen natürlich nicht erfolgen. Eine Durststrecke liegt also vor dem Kultur- und Gesellschaftsleben der Stadt und den Zuschauerinnen und Zuschauern, die regelmäßig in den letzten Jahrzehnten und bis zum Wasserschaden in die „TriBühne“ strömten. Für die Sanierung, die 2024 beginnen soll, müsste die „TriBühne“ über ein Jahr bis ins Frühjahr 2025 abgeriegelt werden.

Für das Kulturprogramm der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo) und den Ende 2022 neu angetretenen Leiter Dirk Jantzen ist das eine schwer wiegende Hypothek. Zwar ist man durch den Wasserschaden und den langen Ausfall der „TriBühne“ bereits geübt im Improvisieren, im kreativen Verlegen und Absagen von Programmpunkten. Doch die Aussicht, auch in den nächsten Jahren damit weitermachen zu müssen, wird sicher wenig verlockend zu sein für das engagierte Team der „TriBühne“.

4,46 Millionen Euro kostet der Wasserschaden – zahlt die Versicherung

Jantzen hatte sich sowieso für dieses Jahr darauf eingestellt, nur ein Rumpfprogramm in der wieder trockengelegten „TriBühne“ anbieten zu können. Die Bühne kann nicht genutzt werden, große Theaterproduktionen müssen ins Kulturwerk wandern – oder abgesagt werden, wenn sie dort nicht hineinpassen.

Doch was muss, dass muss – zumindest, wenn es mit der „TriBühne“ weitergehen soll. Die gute Nachricht: Der Wasserschaden ist behoben und wird vom Amt für Gebäudewirtschaft jetzt final auf 4,46 Millionen Euro beziffert. Zu Erinnerung: 60.000 Liter Löschwasser waren im Mai aufgrund eines technischen Defektes aus der Sprinkleranlage in den Kultursaal geflossen. Die Bühne wurde überflutet. Das Holz quoll auf und musste herausgerissen werden. Im Orchestergraben stand das Wasser vier Meter hoch. Diese Summe muss dem Stadtkämmerer keine schlaflosen Nächte bereiten – sie wird von der Versicherung übernommen.

Technik der „TriBühne“ ist marode und lief zuletzt im Notbetrieb

Dirk Jantzen ist neuer Geschäftsführer der städtischen Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo).
Dirk Jantzen ist neuer Geschäftsführer der städtischen Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo). © Annabell Behrmann

Nach 22 Jahren des Spielbetriebes ist die umfassende Sanierung der Veranstaltungstechnik und einiger Gebäudeteile unumgänglich. Sachverständigenprüfungen 2021 hatten das Ausmaß der Probleme offengelegt. Technische Anlagen – die sogenannte Ober- und Untermaschinerie der Bühne und die dazugehörigen Steuercomputer – haben ihr Lebensalter überschritten.

Die Gebäudeteile und technischen Einrichtungen seien derart übermäßig abgenutzt, dass eine weitere Reparatur nicht mehr wirtschaftlich ist, urteilt das Amt für Gebäudewirtschaft. „Für die Trennwände zu den Nebensälen und die Tonanlage gibt keine Ersatzteile mehr. Die Anlagen müssen zur Wiederaufnahme des Betriebes ausgetauscht werden.“

Auch das Dach und das Foyer müssen saniert oder umgebaut werden

Die Steuercomputer waren zeitweise komplett ausgefallen. Die Bühnentechnik konnte nur noch im Notbetrieb gefahren werden – was aber auf Dauer rechtlich nicht zulässig ist. Nun ist also klar, dass es 6,65 Millionen Euro kosten wird, um die Bühnentechnik auszutauschen und baurechtlichen Anforderungen zu genügen, unter anderem der barrierefreie Ausbau der Nebensäle, ein Brandschutzkonzept und der Austausch des gesamten Saalbodens, teilt Bernitt mit.

Für die Reparatur und Sanierung der Ober- und Untermaschinerie hatte die Politik bereits grünes Licht für 1,6 Millionen Euro an Haushaltsmitteln gegeben, die im aktuellen Doppelhaushalt 2023/24 eingeplant sind. Für den kommenden Doppelhaushalt 2024/25 würden dann weitere 5,05 Millionen Euro dazu kommen, um die aufgezählten Maßnahmen umzusetzen.

Norderstedt: Politik muss über Sanierung im Hauptausschuss entscheiden

Die Politik wird in der Sitzung des Hauptausschusses am Montag, 27. März, noch einmal ausführlich über den Stand der Dinge und den Sanierungsplan für die „TriBühne“ informiert. Denn ohne die Zustimmung der Politik kann die Sanierung in der Spielstätte natürlich nicht losgehen. Die Verwaltung fordert deswegen einen „Grundsatzbeschluss“.

Der Politik wird mutmaßlich nichts anderes übrig bleiben, als dem Plan zuzustimmen. Denn Norderstedt und sein Kultur- und Gesellschaftsleben sind ohne die „TriBühne“ nicht denkbar.