Norderstedt. Für mindestens 60 Millionen Euro entsteht in Norderstedt eine der modernsten Schulen im Land.
„Jetzt geht es um das Feintuning“, sagt Schuldezernentin Anette Reinders und meint das größte Hochbauprojekt in der Geschichte Norderstedts: den Campus Glashütte. Der Neubau soll das marode Gebäude ersetzen, das an der Poppenbütteler Straße das Lise-Meitner-Gymnasium und die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark unter einem Dach beherbergt. Etwa 60 Millionen Euro sind bisher für das Vorhaben veranschlagt, eine grobe Kostenschätzung, wie Reinders sagt.
Wie teuer der Komplex wirklich wird, lasse sich erst sagen, wenn die nächste Planungsphase abgeschlossen ist. Zwei Jahre kalkuliert die Dezernentin, bis die Details so weit abgearbeitet sind, dass die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) den Bauantrag stellen kann – sie steuert das hochkomplexe Projekt, für das eine Jury im vorigen Sommer den Entwurf des Büros GMP (Von Gerkan, Marg und Partner) als Sieger des Architektenwettbewerbs gekürt hatte. Zurzeit stimme sich die EGNO mit den Architekten und den Fachplanern ab.
Grundlage des Großprojektes ist ein Bebauungsplan, der bisher für den Bereich nicht existiert. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr will ihn am heutigen Donnerstag, 18. März, auf den Weg bringen (18.15 Uhr, Plenarsaal des Rathauses). Zum Planbereich sollen auch die an das Schulgelände angrenzenden Wohnbereiche an der Poppenbütteler Straße sowie an den Straßen Am Böhmerwald und Op den Kamp gehören.
In Zeiten der Pandemie rücken dabei Aspekte in den Blickpunkt, die beim Startschuss für den Schulbau eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Um zu verhindern, dass sich das Virus unkontrollierbar verbreitet, wurden die Schulen monatelang geschlossen. Die Technik in den Gebäuden, von denen viele vor mehr als 40 Jahren gebaut wurden, war nicht auf eine Pandemie ausgerichtet. Luftfilter, die die infektiösen Aerosole aus der Raumluft saugen, gab es nicht. Lüften, Lüften, Lüften hieß die Notlösung, und das im Winter mit frierenden Schülern in den Klassenräumen. Doch die frische Luft konnte bei weitem nicht in alle deutschen Klassenzimmer einziehen – die Fenster ließen sich nicht öffnen. „Beim Campus Glashütte wird dieses Problem kein Thema sein. Die Räume werden, wenn nötig, mit modernen Anlagen für den Luftaustausch ausgestattet, und ich gehe davon aus, dass sich die Fenster auch öffnen lassen werden“, sagt die Dezernentin. Das sei inzwischen Standard, unabhängig von Covid-19. Bleibt die Luft in den Schulen gesundheitlich unbedenklich, könnten die Kinder und Jugendlichen auch bei ähnlichen Infektionsgeschehen dort lernen. Ein Problem ließe sich so vermeiden: das Lernen zu Hause. Nicht alle Schüler haben Zugang zu Internet, PC oder Tablet, müssen sich die Geräte mit den Eltern im Homeoffice teilen. Auch nicht alle Pädagogen konnten auf Endgeräte zugreifen, so mancher musste sich in den virtuellen Unterricht erst einfinden. Zudem fehlt den Kindern der „echte“ Kontakt zu Mitschülern und Lehrern.
„Homeschooling ist ein Thema, das mit dem Bau des Campus Glashütte nichts zu tun hat, das wir aber trotzdem im Blick behalten müssen“, sagt Anette Reinders. Die neuen Schulen würden natürlich mit modernem digitalen Standard ausgestattet, sodass die Schüler in den Fach- und Klassenräumen die Chancen auf ein zukunftsfähiges Lernangebot hätten. „Eine Besonderheit ist zudem, dass das Konzept von GMP das Lernen auf Außenflächen möglich macht“, hatte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder gesagt. Der GMP-Entwurf erfülle nicht nur die Wünsche der Schulen nach eigenständigen und gemeinsamen Flächen, sondern stelle auch durch die zentrale Lage von Mensa und Bücherei einen Mehrwert für die außerschulische Nutzung dar, lobte Reinders. Zudem werde es einen großen Vorplatz geben, und der Ossenmoorpark könne einen verbindenden Parkweg erhalten.
Die neuen Unterrichtsräume sollen auf der freien Fläche nördlich des jetzigen Gebäudes gebaut werden. Am jetzigen Standort ist die Außenfläche, der Campus, geplant. Die beiden Dreifeld-Sporthallen werden durch zwei neue Hallen ersetzt. Der Schulbetrieb wird während der Bauzeit weiterlaufen. Ihr Wunsch sei es, dass die Stadt vor Baubeginn noch den Sportplatz ertüchtigt und die Bedingungen für den Sportunterricht verbessert, sagt die Dezernentin. Dafür müssten die Kosten ermittelt und ein Beschluss der Politik eingeholt werden.
Der Neubau soll möglichst noch im Jahr 2025 eingeweiht werden. Voraussetzung sei, dass die jetzige Planungs- und anschließende Bauphase ohne größere Probleme verlaufen.