Norderstedt. Erster Spatenstich für einen Ort, der Leuchtturm und auch Wohnzimmer sein soll. Einen Einweihungstermin gibt es schon.
Es ist ein Gebäude, auf dem gewisse Erwartungen ruhen. Ein kultureller Leuchtturm soll es werden, deutschlandweit einzigartig – und auch ein „neues Wohnzimmer“ für Norderstedt, in sich Menschen bilden und zusammenfinden. Außerdem soll es das Umfeld des Herold-Centers entscheidend aufwerten. Die Rede ist hier von Norderstedts neuem Bildungshaus. Der Bau des Millionenprojekts hat jetzt begonnen, mit dem ersten symbolischen Spatenstich.
„Hier und heute geben wir den Startschuss dafür, dass hier in unserer Stadt, dass hier in Garstedt etwas Großes, etwas Tolles, etwas Einzigartiges entsteht“, sagte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD) am Mittwoch bei dem Festakt. Und sie nannte auch schon einen Einweihungstermin für das Bildungshaus, nämlich den 25. April 2025.
Norderstedt: Bildungshaus – Startschuss für ein 50-Millionen-Euro-Projekt
Bis dahin soll das markante Gebäude mit der Holzfassade auf dem Adenauerplatz stehen – jener bisher tristen Fläche zwischen Coppernicus-Gymnasium, Herold-Center und Stadtteilbücherei Garstedt. Letztere wird nach Fertigstellung des Bildungshauses abgerissen. Denn die Bücherei wird in das neue Gebäude einziehen, zusammen mit dem bisher an zwei Standorten ansässigen Stadtarchiv. Außerdem soll es im Bildungshaus Angebote der Volkshochschule geben.
Aber es geht um weit mehr als nur darum, drei Einrichtungen unter einem Dach zusammenzufassen. „Wir bauen hier keinen kühlen Bildungstempel, den man nur flüsternd betreten darf. Wir wollen, dass das Bildungshaus von möglichst vielen Menschen mit prallem Leben gefüllt wird“, sagte Elke Christina Roeder. Das Gebäude solle ein Treffpunkt und „Fixpunkt“ werden, mit „Strahlkraft auf das gesamte Quartier des Willy-Brandt-Parks und des Herold-Centers.“
Gebäude bekommt eine Caféteria und eine spektakuläre Dachterrasse
Damit es so kommt, wird in das Bildungshaus eine Caféteria einziehen. Außerdem wird es Übungs- und Kreativräume geben, sowie digitale Arbeitsplätze. Und dann ist da natürlich noch die Dachterrasse, auf die man einen Ausblick auf den ganzen Willy-Brand-Park haben wird, der bis 2025 ebenfalls komplett neu gestaltet wird.
Wie die spätere Nutzung aussehen könnte, skizzierte Elke Christina Roeder so: „Hierher kann man kommen, wenn man allein in Ruhe arbeiten will, aber auch, wenn man Menschen begegnen möchte, zum Beispiel, um eine Sprache zu lernen oder ein bisschen zu werkeln.“
Nach dem Abriss der alten Garstedter Bibliothek werden Wohnungen gebaut
Für den Bau im Auftrag der Stadt hat die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) die Bauherrenschaft übernommen. Ende 2022 war mit der Bauvorbereitung auf der annähernd 3800 Quadratmeter großen Fläche begonnen worden. Dafür musste ein Spielplatz weichen, der aber an anderer Stelle neu gebaut wird. Am Ort der alten Garstedter Bibliothek sollen nach dem Abriss Wohnungen entstehen.
Erste Überlegungen für den Bau des Bildungshauses hatte es schon 2009 gegeben, 2017 wurde das Projekt dann aus der Taufe gehoben, in der Amtszeit von Roeders Vorgänger Hans-Joachim Grote (CDU). Der war auch am Mittwoch bei dem Spatenstich anwesend, wie auch Norderstedts ehemalige Sozialdezernentin Anette Reinders, der ehemalige Büchereichef Ingo Tschepe und viele weitere Personen, die an der Planung beteiligt waren.
Aus rund 10 Millionen Euro Baukosten wurden 50 Millionen
Dass das Projekt nun deutlich teurer wird als zunächst geplant, blieb nicht unerwähnt. Ursprünglich war mit 9,8 Millionen Euro gerechnet worden, laut einer aktuellen Kalkulation werden es nun wohl rund 50 Millionen Euro werden. Dennoch hatte die Stadtvertretung im September 2022 mit einem klaren Votum – 32 Ja- und drei Nein-Stimmen – für den Bau gestimmt.
„Ich glaube, es ist gut, dass trotz aller Diskussionen und trotz der Kostensteigerungen die Planungen fortgesetzt worden sind“, sagte Emil Stender (SPD), Vorsitzender des Norderstedter Kulturausschusses, bei dem Festakt.
Berliner Büro entwarf das Haus, niederländischer Architekt gestaltete das Innere
Für die Architektur des Bildungshauses zeichnet das Berliner Büro „Richter Musikowski“ verantwortlich. Sein Büro hatte sich 2018 bei einem Architektenwettbewerb durchgesetzt. Das Interieur hat der niederländische Architekt Aat Vos gestaltet, zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus dem Kreis künftiger Nutzer.
Beide Architekten waren auch zu dem Festakt nach Norderstedt gekommen. Jan Musikowski betonte, dass der Bau auch für sein Büro ein „Meilenstein“ sei. Bei der Planung habe sich das Büro zwar an manchen Stellen mit Vertretern der Norderstedter Seite „gerieben“, aber das sei nicht schlimm – „durch Reibung entsteht ja Wärme, wir können uns immer noch in die Augen sehen und freuen uns, wenn wir uns treffen.“
Eine „Bildungstreppe“ verbindet die verschiedenen Ebenen des Hauses
Musikowski ging auch noch einmal detailliert auf die besondere Gestaltung des Hauses ein. So wird auf Flure und Etagen verzichtet – stattdessen wird es lichtdurchflutete Ebenen geben, die viele „Einblicke“ ermöglichen werde.
Alle Etagen sollen mit der sogenannten Bildungstreppe verbunden werden. Die Idee: Man soll das Bildungshaus „wie eine Landschaft entdecken und erobern“ können. Ganz oben angekommen, wartet dann eine öffentliche „Frischluft-Leselandschaft mit großartigem Ausblick.“
Bildungshaus Norderstedt: „Coolster Club der Stadt“?
Es werde, das betonte Musikowski, auch „Rückzugsorte und Orte zum Entspannen“ im Bildungshaus geben. Das Bildungshaus solle schließlich „Norderstedts neues Wohnzimmer“ werden. „Dritter Ort“ ist eine andere, immer wieder genannte Bezeichnung für das Gebäude – mit dem soziologischen Fachbegriff ist ein Ort gemeint, der einen Ausgleich zu Familie und Beruf schaffen soll.
Am Mittwoch gab es aber gleich noch weitere, kreative Benennungen für das Millionenprojekt. Architekt Musikowski sagte, das Gebäude solle wie eine „gute Minestrone“ sein – also so, dass die Zutaten nicht als Einzelteile wahrgenommen werden, sondern ideal zusammenwirken.
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Und auch Elke Christina Roeder hatte noch eine Umschreibung auf Lager: Jugendliche aus Norderstedt hätten die Hoffnung geäußert, das Bildungshaus könne der „coolste Club der Stadt“ werden.