Nach einem tödlichen Trinkgelage in der Türkei sind vier von sechs jungen Deutschen in einem Krankenhaus in Antalya aus dem Schlimmsten heraus. Zwei junge Männer schweben noch in Lebensgefahr. Für einen 21-Jährigen kam jede Hilfe zu spät: Er starb mit mehr als sieben Promille an einer Alkoholvergiftung. Nun wird spekuliert, ob gepanschter Alkohol im Spiel war.

Kemer/Lübeck. "Der Tote wurde mit mehr als sieben Promille eingeliefert. Bei den anderen war es weniger", sagte Irfan Erdogan, der Direktor des Anadolu-Private-Hospitals in Antalya. "Das zeigt uns, dass hier nicht gepanschter Alkohol das Problem war."

Zwei der Jugendlichen aus Schleswig-Holstein schweben noch immer in Lebensgefahr. Die beiden jungen Männer würden in einem künstlichen Koma gehalten, Maschinen hielten sie am Leben, so ein Arzt. Die vier anderen sind aus dem Schlimmsten heraus.

Ihr 21 Jahre alter Schulfreund Rafael N. war am Donnerstag nach dem Trinkgelage an einer Alkoholvergiftung gestorben. Das Lübecker Bildungszentrums Mortzfeld, an dem die Klasse auf den Realschulabschluss hinarbeitet, ging am Montag von einer Methylalkohol-Vergiftung durch gepanschte Getränke aus. Eine solche hätten nach Angaben von Eltern türkische Ärzte bestätigt, sagte der stellvertretende Schulleiter Rüdiger Knoll. Darauf deuteten auch bei den Betroffenen aufgetretene Sehstörungen hin.

Die insgesamt elf Schüler im Alter von 17 bis 21 Jahren waren am Sonntag vergangener Woche in Begleitung eines 55-jährigen Lehrers zu einer einwöchigen Klassenreise in die Türkei aufgebrochen.

Schulleiter Rüdiger Knoll charakterisierte den Pädagogen als "sehr erfahrenen, sehr besonnenen und sehr strengen Kollegen". Die Jugendlichen hatten sich nach Angaben der "Lübecker Nachrichten" die türkische Riviera als Reiseziel ausgesucht, weil einige Schüler der Gruppe türkischstämmig sind und den Mitschülern ihre Heimat zeigen wollten.

Bei dem Exzess hatten sich sieben der Schüler mit möglicherweise gepanschten Alkoholika betrunken. Da sie offenbar an der Hotelbar keinen Alkohol mehr bekommen hatten, kauften sie den Angaben zufolge in einem Laden in der Nähe ihres Hotels Wodka und tranken ihn anschließend in ihrem Zimmer. Rafael N. wurde am Morgen tot in seinem Bett gefunden. Den anderen sechs jungen Männern im Alter zwischen 18 und 21 Jahren sei so übel gewesen, dass Rettungskräfte alarmiert wurden.

Die Polizei hat inzwischen Ermittlungen aufgenommen, um die Qualität des Alkohols zu prüfen. In der Türkei sind mehrfach gesundheitsgefährdende panschte Produkte auf den Markt gelangt.