Nach dem Tod der drei Lübecker Berufsschüler in einem Hotel in Kemer hat der türkische Hotelier-Verband AKTOB die Behörden zu stärkeren Kontrollen gegen den Verkauf von schwarzgebranntem Alkohol aufgefordert. Drei Verdächtige sind unterdessen festgenommen worden. Es soll sich bei ihnen um leitende Angestellte des Hotels und den Getränkelieferanten handeln.

Lübeck. Nach dem Tod von drei deutschen Schülern nach einem Trinkgelage in einem südtürkischen Hotel sind drei Verdächtige verhaftet worden. Unter ihnen ist offenbar auch der Getränkelieferant, der den gepanschten Schnaps verkauft haben soll. Das berichtet der Lübecker Anwalt der Eltern eines der Schüler, Frank-Eckard Brand, unter Berufung auf eine türkische Anwältin.

Die Lübecker Staatsanwaltschaft hat nach dem Tod von zwei weiteren Schülern infolge einer Methanol-Vergiftung in der Türkei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. "Die Obduktion in der Lübecker Rechtsmedizin wurde bereits veranlasst", sagte Oberstaatsanwalt Claus-Dieter Schultz dem Hamburger Abendblatt. Ob im Laufe des heutigen Tages noch Ergebnisse vorlägen, sei offen. "Das hängt davon ab, ob toxikologische Tests gemacht werden."

Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sind inzwischen zwei Verdächtige festgenommen worden. Es soll sich bei ihnen um leitende Angestellte des Hotels in Kemer handeln.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor den Unternehmer Cengiz E. zur Vernehmung vorgeladen, erschienen ist er allerdings nicht. Auch wurde er in seinem Wohnort nicht angetroffen. Auf Grund dessen wird er jetzt per Haftbefehl gesucht.

Laut der Zeitung "Milliyet" verhörte die Staatsanwaltschaft in Kemer fünf Angestellte des Hotels. Darunter seien der für Alkoholika zuständige Chefeinkäufer, Bedienungspersonal und ein Barmann. Die Befragung sei am Montag noch nicht abgeschlossen gewesen, meldete das Blatt. Es sei damit zu rechnen, dass das zuständige Gericht bald eine Nachrichtensperre über den Fall verhängen werde.

Jan L. (19) und Jean Pierre V. (17) waren nach einem Trinkgelage auf einer Klassenreise in dem türkischen Badeort Kemer, bei dem sie unwissentlich verpanschten Wodka getrunken hatten, ins Koma gefallen. Am Wochenende hatten die Ärzte nun in der Uniklinik Lübeck den Hirntod der beiden 18 und 20 Jahre alten Männer diagnostiziert.

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Zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Klinik hätten sich die beiden Schüler seit Tagen im Koma befunden und seien maschinell beatmet worden, teilte das Krankenhaus mit. Zahlreiche klinische und apparative Untersuchungen hätten ergeben, dass bei beiden Patienten eine schwerste Hirnschädigung mit komplettem, unumkehrbarem Ausfall aller Hirnfunktionen vorgelegen habe.

Der Mitschüler der beiden Männer, Rafael N. (21), war am vergangenen Donnerstag an den Folgen der Methanol-Vergiftung gestorben. Nach Medienberichten hatte er offenbar 20 Stunden in seinem Zimmer gelegen, ohne dass jemand nach ihm geschaut hatte. "Wir prüfen, den Sachverhalt", sagte Oberstaatsanwalt Schultz zu der möglichen Aufsichtspflichtverletzung. Allerdings seien die Ermittlungen von Deutschland aus schwierig, da es kein Rechtshilfsabkommen mit der Türkei gebe. "Wir können nicht einfach anrufen und die türkischen Stellen beispielsweise nach dem Todeszeitpunkt von Rafael N. fragen." Jetzt solle ein Rechtshilfeersuchen über das Bundesjustizministerium gestellt werden.

Die elfköpfige Schülergruppe des privaten Bildungszentrums Morztfeld war am 22. März zu einer Klassenreise in die Türkei aufgebrochen. An dem Trinkgelage am 25. März hatten sieben Schüler teilgenommen. Alle litten danach an Vergiftungserscheinungen und mussten im Krankenhaus in Antalya behandelt werden. Nach Aussagen der vier Überlebenden hatten sie zwei Flaschen Wodka im Hotel gekauft.