Einer der mutmaßlichen Täter behauptet vor Gericht: „Ich bin kein illegaler Alkoholhersteller, ich bin nur ein Großhändler.“

Antalya/Lübeck. Zum Auftakt des Prozesses um die tödliche Vergiftung von drei Lübecker Berufsschülern in der Türkei haben zwei angeklagte Alkohol-Panscher die Vorwürfe bestritten. Er sei gegen die Produktion von illegalem Alkohol, sagte der Mitinhaber eines türkischen Unternehmens vor dem Gericht in Antalya. „Ich bin kein Hersteller, ich bin nur ein Großhändler.“ Auch sein Bruder wies die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen soll Hoteliers und Gastwirten billigen Fusel verkauft haben, damit sie ihn an Touristen ausschenken konnten.

Zehn Monate nach der tödlichen Vergiftung von drei Lübecker Berufsschülern in der Türkei stehen die mutmaßlichen Alkohol-Panscher von heute an vor Gericht. In Antalya müssen sich 13 Angeklagte wegen Totschlags, versuchten Totschlags und Verstoßes gegen das Alkohol-Gesetz verantworten. Die Staatsanwaltschaft will für die Schwarzhändler sowie führende Mitarbeiter eines Touristenhotels Strafen zwischen 5 und 20 Jahren verlangen, wie türkische Medien berichteten.

Die Schüler hatten bei einer Klassenfahrt Ende März vergangenen Jahres in dem Hotel „Anatolia Beach“ in Kemer giftigen Methylalkohol in der Annahme getrunken, es sei Wodka. Sie waren in dem südtürkischen Badeort auf Klassenfahrt. Den Schnaps hatten sie nach eigenen Angaben im Hotel für eine private Party gekauft. Ein 21-Jähriger starb noch in der Türkei an einer Methanolvergiftung, ein 17- und ein 19-Jähriger fielen ins Koma und starben später in der Lübecker Uniklinik.

Vier weitere Schüler zogen sich leichtere Vergiftungen zu und überlebten. Die Lübecker Staatsanwaltschaft hatte den Fall bereits im Sommer an die türkischen Behörden abgegeben. Die Ermittlungen gegen den Lehrer, der die Schüler auf der Reise begleitet hatte, wurden im Juli eingestellt. Es habe keine Hinweise auf unterlassene Hilfeleistung oder fahrlässige Tötung durch Unterlassen gegeben, hieß es.