CDU will zunächst Bezirklichen Ordnungsdienst in Kneipen einsetzen. GAL hat Antrag zu Verbot zur Bürgerschaftssitzung eingereicht.

Hamburg braucht ein sofortiges Verbot für Flatrate-Partys - darin sind sich Hamburger Suchtexperten und Oppositionsparteien einig. Einzig die CDU sträubt sich noch. Sie setzt im nächsten halben Jahr zunächst auf verstärkte Kontrollen der Bezirklichen Ordnungsdienste in Kneipen, Discotheken und Geschäften. "Das ist die erste Eskalationsstufe", sagte Harald Krüger, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU, dem Abendblatt. "Wenn sich dadurch nicht eine deutliche Wirkung erzielen lässt, kann auch ich mir vorstellen, recht kurzfristig ein Verbot einzuführen", so Krüger.

Rund um Hamburg sind Städte und Kommunen weniger zögerlich: Hannover hat als erste Kommune die Flatrate-Partys bereits verboten. Ebenso Stadt und Landkreis Lüneburg. Oldenburg, Hameln und Hildesheim wollen folgen. In Bremen wird über einen entsprechenden Gesetzesentwurf verhandelt.

Auch Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter am UKE, plädiert für ein sofortiges Verbot in der Hansestadt. Er hält die angekündigten Kontrollen für den falschen Weg. "Es ist schon jetzt kaum möglich, die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes umfassend zu kontrollieren und durchzusetzen", so Thomasius. Der Suchtexperte geht noch weiter: Er fordert zusätzlich ein komplettes Werbeverbot für Alkohol. "Studien aus dem Ausland haben gezeigt, dass dadurch der Konsum von Alkohol deutlich verringert wurde."

Das Problem der Flatrate-Partys, liegt nach Ansicht von Christian Bölkow, Leiter der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen, darin, dass sie genau bei den Schwächen der Jugendlichen ansetzen. "Es ist typisch für junge Menschen, ihre Grenzen auszutesten." Außerdem sei es wegen der enthemmenden Wirkung von Alkohol noch schwerer, das zweite als das erste Glas abzulehnen. Hinzu komme der so genannte All-inklusive-Effekt: "Wenn es schon bezahlt ist, nimmt man mehr, als eigentlich gut ist."

Dass Alkohol für Jugendliche ein zunehmendes Problem ist, zeigen auch die neuesten Studien: 120 Jugendliche sind 2006 als Alkoholnotfälle in Hamburger Kliniken eingeliefert worden - fast doppelt so viele wie im Jahr 2004 (69). Bundesweit stieg die Zahl der jugendlichen Komatrinker, die in Notaufnahmen ärztlich behandelt wurden, von 9500 im Jahr 2000 auf 19 400 im Jahr 2005. Besonders gefährdet sind Jungs zwischen 16 und 17 Jahren. Immerhin 57 Prozent trinken einmal pro Woche Alkohol. 27 Prozent machen mindestens drei Mal pro Monat beim sogenannten "Komasaufen" mit.

Auch deshalb sagt Michael Neumann, Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion: "Wir kommen um ein Verbot von diesen Koma-Partys gar nicht herum." Senatorin Schnieber-Jastram glaube, man könne Wirte sanktionieren, die Betrunkenen weiter Alkohol ausschenken. "Das ist ein bisschen naiv", so Neumann.

Wasser auf die Mühlen der GAL-Fraktion. Die hat einen Antrag zum Verbot von Flatrate-Partys bereits zur Debatte in der nächsten Bürgerschaftssitzung am 4. Juli angemeldet. "Diese Partys richten sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene. Deshalb ist ein Verbot absolut angebracht", sagte Katja Husen, gesundheitspolitische Sprecherin der GAL. Sie begrüße, dass auch in Hamburg "endlich Bewegung in das Thema komme". Die CDU signalisierte Gesprächsbereitschaft und will den Antrag in den Gesundheitsausschuss überweisen.