Mit einem katholischen Requiem in der Lübecker Herz-Jesu-Kirche haben sich Familienangehörige, Freunde und Lehrer am Freitag von Rafael N. (21)...
Lübeck. Mit einem katholischen Requiem in der Lübecker Herz-Jesu-Kirche haben sich Familienangehörige, Freunde und Lehrer am Freitag von Rafael N. (21) verabschiedet. Der Jugendliche war auf einer Klassenreise im türkischen Badeort Kemer nach einer Methanolvergiftung gestorben. Der Propst der katholischen Gemeinde, Franz Mecklenfeld, sagte in seiner Predigt, die Frage nach dem Warum stehe über allem. Die Trauerfeier sei jedoch nicht der Ort, Ereignisse zu beurteilen, sondern um Abschied zu nehmen. Mecklenfeld las auch aus einem persönlichen Brief vor, den Rafaels zehnjähriger Bruder in seiner Verzweiflung verfasst hatte: "Raffi, warum bist Du gefahren? Ich hätte Deinen Pass wegschließen sollen."
Die Familie sei am Boden zerstört, sagte der Lübecker Rechtsanwalt Frank-Eckhard Brand, der die Angehörigen des verstorbenen Jungen vertritt, dem Abendblatt. "Die Familie hat am Vormittag am offenen Sarg Abschied genommen", so Brand. Am Nachmittag sei der 21-Jährige auf dem Vorwerker Friedhof in Lübeck beigesetzt worden.
Rafael N. gehörte zu einer Schülergruppe des Lübecker Mortzfeld-Bildungszentrums, die sich während der Klassenreise in der vergangenen Woche betrunken hatte. Der Jugendliche starb an den Folgen. Bei der Obduktion im Hamburger UKE wurden bei ihm zwei Promille Methanol im Blut nachgewiesen - das Zehnfache der tödlichen Dosis.
Seine Schulfreunde Jan L. (20) und Jean-Pierre V. (18), die im Koma liegen, waren am Donnerstag mit einem Ambulanzflugzeug von Antalya ins Universitätsklinikum Schleswig- Holstein in Lübeck verlegt worden. Über ihren Zustand gab die Klinik keine Auskunft, kündigte aber für die kommende Woche ein Bulletin an.
Inzwischen scheint klar zu sein, dass die Schüler den offenbar gepanschten Alkohol in ihrem türkischen Hotel gekauft hatten und nicht auf einem nahe gelegenen Markt. "Die jungen Leute haben dort übereinstimmend ausgesagt, dass sie zwei Flaschen Wodka und zwei Flaschen Cola für 25 Euro in ihrem Hotel gekauft haben", sagte Rechtsanwalt Brand. Er habe diese Informationen von einer türkischen Kollegin, die die Schüler zur polizeilichen Vernehmung begleitet hatte. Der Lübecker fordert rasche Ermittlungen der türkischen Behörden, damit sich so ein Fall in Kemer nicht wiederholen könne: "Es ist lebensgefährlich für alle Touristen, die da hinfahren."