Schwarzenbek. Schlechte Nachrichten kurz vor Weihnachten: Das Modekaufhaus macht endgültig zum Jahresende dicht. Auch im Umfeld sieht es düster aus.
Das Kaufhaus CML ist Geschichte: Zum Jahresende 2023 ist definitiv Schluss. Das hat Inhaber Hans-Jürgen Linde gegenüber unserer Redaktion bestätigt. Räumungsverkäufe und die Ankündigung der Aufgabe des für die Innenstadt wichtigen Frequenzbringers an der Einmündung Lauenburger Straße/Berliner Straße hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, doch dann hatte der 67-Jährige doch weitergemacht. Diesmal soll das anders sein. Linde bietet neben der Restware auch die Ladeneinrichtung zum Verkauf an und hat nur noch stundenweise geöffnet.
Schwarzenbeks Innenstadt blutet weiter aus: Kaufhaus CML schließt
Mit der Entscheidung von Linde geht der Niedergang in der Berliner Straße weiter. Das Modehaus, dessen Verkaufsfläche bereits vor einigen Jahren halbiert wurde, war ein Ankerpunkt und ein wichtiger Kundenmagnet im Schwarzenbeker Stadtzentrum. Ein Stück weiter, Richtung Wohngebiete, hat bereits vor einem halben Jahr die Bäckerei Zimmer ihre Filiale eingestellt. Die Post gleich gegenüber des Kaufhauses an der Einmündung Schmiedestraße hat im Frühjahr 2021 geschlossen.
Besser sieht es an der Lauenburger Straße aus. Leerstände gibt es dort praktisch nicht, in den Rotkreuzladen ist die Awo mit einem Secondhandshop eingezogen, und im ehemaligen Spielzeugladen soll demnächst ein Kiosk eröffnen. Die Verkaufsautomaten stehen bereits und Handwerker richten den Laden her. Ein Frequenzbringer im hinteren Bereich ist auch Opa Peters mit der Eisdiele und dem Feinkostgeschäft.
Wie geht es weiter mit der Hauptfiliale der Kreissparkasse?
Dagegen sieht es in der Berliner Straße düster aus. Immer wieder kursiert hartnäckig unter Geschäftsleuten sowie in Politik und Verwaltung das Gerücht, dass auch die Hauptfiliale der Kreissparkasse an der Berliner Straße mittelfristig geschlossen wird. Die Kreissparkasse ist ein weiterer wichtiger Frequenzbringer im Zentrum. Die mögliche Verlegung der Geschäftsstelle in den Lupuspark hat die Kreissparkasse bislang nicht bestätigt, aber auch nicht wirklich dementiert.
„Wir prüfen fortlaufend strategische Optionen im Zusammenhang unseres Filialnetzes. Sollten sich Veränderungen ergeben, werden wir schnell und transparent darüber informieren“, hatte KSK-Sprecher Marc Euler kürzlich auf eine Anfrage unserer Redaktion hinsichtlich einer möglichen Verlegung der Hauptfiliale in einen geplanten Neubau im Lupuspark geantwortet.
Keine Förderzusage aus Kiel für die alte Realschule
Wenig Bewegung kommt auch in die Wiederbelebung der alten Realschule, ebenfalls an der Lauenburger Straße gelegen, die zu einem Bildungs- und Begegnungszentrum und somit ein wichtiger Ankerpunkt für die Innenstadtbelebung werden soll. Aktuell dient sie als Flüchtlingsunterkunft und wird auch für DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) der Gemeinschaftsschule genutzt.
Bürgermeister Norbert Lütjens hatte noch bei der Wirtschaftspreisverleihung der Wirtschaftlichen Vereinigung im November verkündet, dass er zu einem Treffen in der Kieler Landesregierung fahren wolle, um über Fördermittel zu sprechen. Bei der letzten Sitzung der Stadtvertretung in diesem Jahr kam dann die Ernüchterung. „Es fand ein Termin im Ministerium beim Staatssekretär statt. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Städtebauförderungsmittel in Aussicht gestellt werden können“, heißt es im Bericht des Bürgermeisters zum Punkt alte Realschule.
Doch im Zuge der Beratungen hatte der Verwaltungschef immer wieder betont, dass ein Umbau der Realschule ohne hohe öffentliche Förderung nicht möglich sei. Angedacht ist, durch die Bündelung von Bücherei, Volkshochschule und einem Dienstleistungszentrum der Stadtverwaltung sowie Räumen für Veranstaltungen und Aktivitäten von Vereinen einen neuen Treffpunkt im Stadtzentrum zu schaffen. Der soll zur Belebung der Innenstadt und des Einzelhandels beitragen. Wann das realisiert werden kann, steht angesichts der Absage aus Kiel aber erst einmal in den Sternen.
Politiker suchen Ideen für das Postgelände
Auch hinsichtlich des großen Postgeländes und des daneben gelegenen Grundstücks des verstorbenen Glasermeisters Hans Behrendt gibt es noch keine neuen Ideen seitens der Stadt. Die Politiker haben auf ihrer jüngsten Stadtvertretersitzung die Veränderungssperre für den Bereich ein letztes Mal verlängert. Nun haben sie ein Jahr Zeit, Ideen für das Gebiet zu entwickeln und den B-Plan entsprechend anzupassen.
„Wir müssen in diesem Punkt endlich weiter kommen, sonst entwickelt sich dort möglicherweise etwas, das wir so nicht wollen“, mahnte FWS-Fraktionschef Bernhard Böttel. Denn seit der Schließung der Post befürchten die Politiker, dass auf dem Filetgrundstück nur eine weitere Seniorenwohnanlage entstehen könnte, die nicht zur Belebung des Zentrums beitragen würde.
Zumindest eine gute Nachricht für das Stadtzentrum bleibt bestehen: Der Kreisverkehr an der Lauenburger Straße soll im Jahr 2024 kommen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass es eine Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der Lauenburger Straße geben kann. Viele Kaufleute fordern das seit Langem, damit die Haupteinkaufsstraße der Stadt wieder mehr zum Flanieren einlädt.
Wirtschaftliche Vereinigung mahnt zur Eile bei Innenstadtbelebung
Die Wirtschaftliche Vereinigung Schwarzenbek (WVS) hat bereits mehrfach die schwierige Situation in der Innenstadt thematisiert und mahnt nun erneut, die Problematik zügig anzugehen. „Im Rahmen von ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept, Anm. d. Red.) ist der drohende Leerstand ja auch schon deutlich thematisiert worden und jetzt ist es an der Politik, diese Themen anzufassen und unseren Bürgermeister und die Verwaltung bei der Umsetzung weitsichtig, mutig, offen, zukunftsorientiert und konstruktiv zu unterstützen“, sagt die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann.
Ein Wirtschaftsbeirat aus ausgewählten Schwarzenbeker Firmen wäre jetzt vielleicht eine gute Idee, so die WVS-Vorsitzende weiter. „Und der angekündigte Stadtentwicklungsmanager, der hoffentlich im Sommer 2024 in Schwarzenbek seine Aufgabe antritt, hat, nach so unglaublich vielen Jahren des wiederholten Beratungsbedarfes und Nicht-Entscheidens, eine ziemliche Mammut-Aufgabe vor sich – zumal er dabei auch absolut keinerlei Zeit mehr verlieren darf“, sagt die Unternehmerin.
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Denn die Situation im Zentrum ist schwierig. Das war auch mit ein Grund für Linde, das Kaufhaus zu schließen. Der 67-Jährige hatte bis vor Kurzem noch ein weiteres Kaufhaus in Plön, das er Ende November geschlossen hat. Die Ware aus Ostholstein bietet er jetzt mit erheblichen Preisnachlässen an der Berliner Straße an. „Das ist aber schwierig. Es ist überwiegend Sommerware, und nach Corona und hoher Inflation kaufen viele Kunden nur noch das, was sie wirklich im Augenblick brauchen. Darunter hat der gesamte Einzelhandel zu leiden“, so Linde. Auch kommt immer wenig Laufkundschaft in die Stadt. Das ist ein Problem, das bereits Martina Özel vom Café Alte Marktschule und Matthias und Bettina Gräper beklagen und darauf mit reduzierten Öffnungszeiten reagiert hatten. Auch das Modegeschäft Petty Moden schließt jetzt bereits um 16 Uhr.
Geschäftsleute beklagen fehlende Laufkundschaft
„Es fehlen immer mehr Frequenzbringer. Besonders die Schließung von Rossmann hat Laufkundschaft im Zentrum gekostet“, sagt Linde. Deshalb hat er sich letztlich entschieden, sein Geschäft ganz aufzugeben. Linde ist seit 1995 geschäftlich in Schwarzenbek aktiv. Er hat viele kleinere Läden – zeitweise auch parallel betrieben. Sein größter Wurf war die Eröffnung des Modekaufhauses CML an der Ecke Berliner Straße/Lauenburger Straße im Jahr 2008. Ursprünglich hatte er dort zwei Stockwerke mit 630 Quadratmetern Fläche. Das Obergeschoss hatte er seit einigen Jahren nicht mehr bewirtschaftet, sondern als Lager genutzt. Wie es in der Immobilie weitergeht, ist unklar. Laut Linde soll es Interessenten geben, aber wenn überhaupt für kleinflächigeren Einzelhandel.