Mölln. Positive Entwicklung: Zahl der Übernachtungen in Hotels im Kreis steigt. Eine Sache bereitet dem Tourismus-Chef aber große Sorge.
Worauf es am Ende ankommt, sind Zahlen. Und die sind wieder richtig gut. „Wir sind dieses Jahr absolut zufrieden“, sagt Carina Jahnke, Leiterin Kommunikation bei der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS). 645.634 Übernachtungen wurden für das Jahr 2022 im Kreisgebiet registriert. Dabei werden nur Hotels und Herbergen erfasst, die mindestens zehn Betten haben. Am Ende dieses Jahres könnte die Statistik sogar noch ein bisschen besser ausfallen.
Bis Oktober haben rund 605.000 Menschen im Kreis übernachtet. Nimmt man die Werte aus den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres hinzu, könnten 685.000 Übernachtungen verbucht werden. Die Marke von 700.000 Buchungen wurde zuletzt im Vor-Corona-Jahr 2019 erzielt. Im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2021 ist die Aufenthaltsdauer zurückgegangen: statt 3,7 Übernachtungen im Schnitt 2020 und 3,9 in 2021 blieben die Gäste im vergangenen Jahr nur noch 3,3 Tage.
Restaurants und Hotels können mit Events ihre Bekanntheit steigern
Dass Urlaub im Herzogtum im Trend liegt, sieht HLMS-Geschäftsführer Günter Schmidt auch an der Zahl der Auszubildenden in Gastronomie und Hotellerie, die steigt. „Wichtig ist, dass wir diesen Leuten dann auch etwas bieten können, damit es sie nicht an die Küste oder nach Hamburg zieht“, sagt Schmidt. Dafür wurde die Expertenrunde „Herzogs Gastgeber“ gegründet. Durch ständige Kommunikation sollen Probleme schneller bewältigt und Ideen entwickelt werden. Zudem könne die Branche in der Öffentlichkeit besser vertreten werden, wodurch sich das Image verbessern soll.
Eines der Mittel hierfür könnten Events sein, die Gäste in den Kreis locken und auch die Vernetzung zwischen Gastonomen, Hoteliers und Erzeugern vereinfachen. „Deshalb haben wir dieses Jahr den Lauenburg‘schen Teller als eine Art Messe aufgezogen, um den Austausch zu fördern“, so Schmidt. Dies führe dazu, dass statt großer bekannter Marken nun mehr auf Regionalität gesetzt werde. Dennoch sei vorerst nicht geplant, das Messeformat beizubehalten. „Schließlich kennen sich die Leute nun. Da müssen wir uns nicht neu vernetzen“, sagt der Geschäftsführer. Stattdessen sei für 2024 wieder eine Abendveranstaltung geplant.
Tourismus: Fahrradweg „Alte Salzstraße“ von großer Bedeutung
Hilfreich für die Betriebe der Region seien auch kleinere Aktionen wie der Tortenanschnitt, mit dem die Saison in den Hofcafés eingeläutet wurde. „Das war ein wirklicher Erfolg“, sagt Schmidt und fügt hinzu: „Anschließend wurde den Inhabern die Bude eingerannt.“ Aber auch durch Auszeichnungen, auf die sich der Kreis proaktiv bewirbt, könne die Bekanntheit der Urlaubsregion gesteigert werden. 2023 wurde der Ratzeburger See zum dritten Mal in Folge zum Lieblingssee der Schleswig-Holsteiner gewählt.
Um die Beliebtheit des Herzogtums als Tourismusstandort weiter zu steigern, hat sich die HLMS weitere Projekte auf die Agenda geschrieben. Besonders der Radfernweg „Alte Salzstraße“ soll dafür ausgebaut und modernisiert werden. Die Route ist bei Urlaubern, die die Hansestädte Lübeck und Lüneburg besuchen, besonders beliebt. „Man radelt zwischen den Städten durch die ländliche Gegend, weiß aber gar nicht, was hier eigentlich passiert“, sagt Günter Schmidt. Eigentlich müsse spätestens nach fünf Kilometern ein Element zu finden sein, dass auf die Geschichte oder die Natur der Region hinweist. Dabei sollen vor allem digitale Ausspielungswege genutzt werden, da diese für mehr Aufmerksamkeit sorgen und zudem leichter zu aktualisieren sind. Auch Fahrradrastplätze sollen die Attraktivität der Reiseroute erhöhen.
Touren auch für E-Bike-Fahrer anbieten
Weniger im Fokus der HLMS steht aktuell der Elberadweg als zweitbeliebtester Fernradweg in Deutschland. Dieser durchquert zwar im Lauenburgischen die Städte Geesthacht und Lauenburg/Elbe, allerdings würden hier auch die Interessen vieler anderer Landkreise zwischen Dithmarschen und der Sächsischen Schweiz berücksichtigt werden müssen. Daher sei es deutlich aufwendiger, gemeinsame Ideen und Projekte umzusetzen. Nur für die vergleichsweise wenigen Kilometer Radweg, die der Elberadweg durch das Kreisgebiet läuft, digitale Infotafeln zu installieren, sei nicht sinnvoll.
„Für den Fernradweg Alte Salzstraße müssen wir uns nur mit den Städten Lübeck und Lüneburg an den Tisch setzen. Da ist der bürokratische Aufwand deutlich geringer“, sagt Schmidt. Neu konzipieren könnte man dennoch die Tagesrouten durch das Kreisgebiet, da sich die Fahrgewohnheiten geändert haben. „Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, möchte auch mal eine Tour über 60 statt nur 20 Kilometer fahren“, so Schmidt.
Mehrwertsteuer in Restaurants ein Riesenthema
Neben den Fahrradwegen sollen auch weitere Projekte im Lauenburgischen angeschoben werden. Das Land Schleswig-Holstein hat in seiner Tourismusstrategie 2030 die Förderung des Binnenlandtourismus festgesetzt. Bis ins Jahr 2027 stehen den Kreisen, die nicht an Nord- oder Ostsee grenzen, 13 Millionen Euro zu, die untereinander aufgeteilt werden müssen. Wie Schmidt erklärt, können sich auch Kommunen auf die Mittel bewerben, wenn eine gute Idee vorhanden ist.
Ein nicht unwesentlicher Faktor für die Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH ist die Reaktivierung der Bahnstrecke von Hamburg nach Geesthacht. „Natürlich wünschen wir uns, dass das passiert“, sagt Schmidt und ist sich sicher, dass das auch passieren wird. „Wir sehen, dass öffentlicher Nahverkehr von Tagestouristen genutzt wird.“ Entsprechend habe man sich entschieden, bei der Werbung vermehrt auf Bilder mit Fahrrädern und der Bahn zu setzen statt auf vollgepackte Autos.
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Vollkommen zufrieden ist Günter Schmidt trotz der guten Entwicklungen nicht. Eine Zahl macht ihm – und auch den Gastronomen im Kreis – große Sorgen. Ab dem 1. Januar muss in Restaurants wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer statt der bisherigen sieben Prozent gezahlt werden. „Das ist in der Branche ein Riesenthema“, sagt er. Schon die hohen Energiepreise und Beschaffungskosten haben dafür gesorgt, dass ein Restaurantbesuch deutlich teurer geworden ist. „Dem müssen wir alle ins Auge sehen“, so Schmidt.