Ratzeburg. Täglich fallen im Kreisgebiet rund 40 Busfahrten aus, meist von der Autokraft. Smartphone-User können jetzt benachrichtigt werden
Nicht selten ist es in den vergangenen Monaten vorgekommen, dass Fahrgäste lange Zeit an Bushaltestellen im Herzogtum Lauenburg standen und darauf warteten, dass endlich ein Bus erscheint. Das ein oder andere Mal dürfte das Warten vergebens gewesen sein: Der Bus kam einfach nicht. Grund hierfür war meist der Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrern bei den Unternehmen. Mit einer innovativen Idee schafft der Kreis nun ein bisschen Abhilfe, um die Fahrgäste – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht im Regen stehenzulassen: Die App „Linien-Ticker“ soll Kunden warnen, wenn ihr Bus ausfällt.
„Uns ist bewusst, dass das Kernproblem des Personalmangels durch die App nicht gelöst wird. Durch rechtzeitige Information der Fahrgäste können aber unnütze Wege zu den Haltestellen und Frust vermieden werden“, sagt Andrew Yomi, Fachdienstleiter ÖPNV und Schülerbeförderung des Kreises Herzogtum Lauenburg. Fahrgäste sollen in der App bis zu neun Linien hinterlegen können, die sie häufig nutzen. Sollte ein Bus auf dieser Linie ausfallen, bekommen sie eine Push-Nachricht auf ihr Smartphone.
Herzogtum Lauenburg: Neue App verhindert langes Warten auf den Bus
„Die Fahrdienstleitungen der Verkehrsunternehmen tragen in einer Weboberfläche im Backend der App Ausfälle selbst ein, sobald ihnen diese bekannt werden und keine Ersatzfahrten durch Vertretung möglich sind. Die Verkehrsunternehmen selbst sind schließlich die ersten, die davon erfahren“, erklärt Tobias Frohnert, Pressesprecher des Kreises. Dadurch sei es möglich, mit viel Vorlauf über den Ausfall einer Fahrt zu informieren. „Die Benachrichtigung selbst erscheint dann als Push-Nachricht auf dem Mobiltelefon des App-Users für die abonnierten Linien. Im Nachhinein kann man die vergangenen Meldungen der relevanten Linien noch unter ‚Nachrichten‘ einsehen“, so Frohnert weiter.
Um diesen Service den Kunden anbieten zu können, hat der Kreis das Unternehmen Bluebizz beauftragt, die App zu entwickeln. Dafür wurden 30.000 Euro investiert. Die monatliche Wartung und Pflege der App kosten 300 Euro. Für die Fahrgäste ist die Nutzung der Anwendung jedoch kostenlos. Die App Linien-Ticker ist im Apple App Store für iOs-Geräte und für Android-Smartphones im Google Play Store erhältlich. Wie Tobias Frohnert erklärt, liegt der Vorteil der Nutzung darin, dass Fahrgäste nicht mehr proaktiv nachschauen müssen, ob ihre Fahrt entfällt, sondern automatisch benachrichtigt werden. Außerdem sind Informationen auch über den Link https://get.linien-ticker.de abrufbar. Im südlichen Kreisgebiet werden die Linien aller Busunternehmen, außer denen der VHH, erfasst.
Die meisten Fahrten fallen bei der Autokraft aus
Der Kreis hat sich in Kooperation mit dem Kreis Stormarn für diesen Dienst entschieden, da zuletzt circa 40 von 1900 Fahrten im Kreisgebiet täglich ausgefallen sind. Das entspricht einer Quote von circa zwei Prozent. „Dabei entfallen nahezu alle Ausfälle auf die Linien, die durch das Unternehmen Autokraft mit etwa 800 Fahrten am Tag bedient werden“, sagt Kreissprecher Frohnert. Seit den Sommerferien waren auch immer wieder Schulbusfahrten wegen des Personalmangels ausgefallen. Besonderer Schwerpunkt war dabei der Osten des Herzogtums. Wie der Kreis mitteilt, wird die Schülerbeförderung aktuell priorisiert. „Kann eine Schulfahrt nicht bedient werden, wird nach Möglichkeit eine reguläre Linienfahrt gestrichen, um die Schulfahrt zu bedienen“, sagt Frohnert. Dies sei jedoch nicht immer möglich, weswegen es auch auf Schulbuslinien zu Ausfällen kommen kann.
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Bleibt die Frage, welche Möglichkeit der Kreis gegenüber den Busunternehmen hat, um die vereinbarten Vertragsinhalte durchzusetzen. „Wie bei jedem anderen Vertrag auch steht an letzter Stelle als ‚ultima ratio‘ die außerordentliche Kündigung“, betont Frohnert. Vorher gebe es unterschiedliche Maßnahmen wie die Kürzung der Zahlungen – wie es aktuell schon geschieht – oder Schadensersatzforderungen, um Alternativen anbieten zu können. Sollte man die Zusammenarbeit mit einem Busunternehmen aufkündigen, müsse man auch überlegen, welche Konsequenzen dies hätte. „Am Ende läge die Ausfallquote auf den betroffenen Linien dann gegebenenfalls nicht bei fünf, sondern bei 100 Prozent“, mahnt Frohnert.