Wenn Hirnstrukturen wie der Mandelkern, der an der Verarbeitung der Gefühle beteiligt ist, ausfallen, sind die Folgen dramatisch. "Diese Patienten lernen Emotionen nicht", sagt Prof. Christian Büchel vom Institut für systemische Neurowissenschaften am UKE und schildert folgende Versuchsanordnung: Einem gesunden Menschen zeigt man das Bild eines furchtsamen Menschen, kurz danach erklingt ein durchdringendes Geräusch, das Streß auslöst. "Als Reaktion sinkt der Hautwiderstand - die Versuchsteilnehmer haben den Streßreiz mit dem Gesicht verbunden", so Büchel. Nach wenigen Versuchen reicht es, dem Versuchsteilnehmer das Gesicht zu zeigen, damit sein Hautwiderstand sinkt. "Führt man diesen Versuch mit einem Menschen durch, dessen Amygdala beschädigt ist, sinkt der Hautwiderstand nicht, obwohl der Patient auf Nachfrage erklärt, daß auf das Bild immer das durchdringende Geräusch folgte", so Büchel. Emotionales Erleben und rationale Erkenntnis fallen auseinander.

Völlig anders die Reaktion eines Patienten, bei dem der Hippocampus - wichtig fürs Erinnern - ausfällt. Dann speichert er über die Amygdala die Emotion, kann sich aber nicht erklären warum. "Dazu gibt es einen etwas makabren Versuch eines Neurologen", erzählt Büchel. Dieser hatte einen Patienten, der an Vergeßlichkeit infolge eines Schadens am Hippocampus litt. Jeden Tag betrat der Patient die Praxis und fragte Büchel, wer er sei. Der Neurologe stellte sich vor, sie gaben sich die Hand. Eines Tages reichte der Arzt dem Patienten die Hand, in die er eine Reißzwecke gelegt hatte. Das schmerzte den Patienten. Als er am folgenden Tag wiederkam, sagte er: "Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich gebe Ihnen nicht die Hand." Den Schmerz hatte seine Amygdala im Gehirn verankert, auch wenn er den Grund vergaß. (ang)