Gähnen ist ansteckend, Lachen auch. Und wenn Sie beobachten, wie sich Ihr Nachbar mit einem Hammer mit voller Wucht auf den Daumen schlägt? Vermutlich schmerzt es Sie. Diese sogenannten Resonanzphänomene, die schon lange bekannt sind, konnten mit der Entdeckung der Spiegelneurone in unserem Gehirn vor gut neun Jahren erstmals biologisch erklärt werden.
Diese Nervenzellen leisten Erstaunliches: Sie werden nicht nur aktiv, wenn wir etwas erleben; sie werden auch aktiv, wenn wir miterleben, wie ein Mitmensch etwas erlebt. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, daß wir den Vorgang kennen. Dabei sind die Nervenzellen, die das Erleben organisieren und das Miterleben simulieren, immer die gleichen Zellen - es werden nur unterschiedlich viele Neurone aktiv. Erleben wir selbst etwas, sind es mehr Nervenzellen.
Die Spiegelneurone erlauben uns also, uns in andere Menschen hineinzuversetzen.
Diese Erkenntnis belegt auch eine Anfang Juni in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" erschienene Studie italienischer Forscher von der Uni Rom. Sie beobachteten, daß die Spiegelneurone aktiv wurden, wenn einer Puppe in die Hand gepickst wurde. "Obwohl Schmerz eine ganz private, subjektive Erfahrung ist, ist die Fähigkeit, Schmerz zu verstehen und indirekt zu empfinden, fundamental für soziale Bindungen", so das Forscher-Team. Polt uns das Gehirn auf Kooperation?
Die Spiegelneurone, die in mehreren Hirnregionen entdeckt wurden, erlauben uns zudem, Situationen vorher zu erahnen. Der Grund: Das Beobachten von Teilen einer vertrauten Handlung, eines kurzfristigen Gesichtsausdruckes oder einer Handbewegung reicht aus, damit das Gehirn assoziativ den Rest einer möglichen Geschichte ergänzt. Ob das die Wirklichkeit trifft, ist aber nicht sicher. (ang)