An ihrem zehnten Tag auf See quert die “Polarstern“ den 72. Breitengrad. Die ersten Eisfelder liegen hinter dem Forschungsschiff. Die Crew nutzt die Passage, um sich auszuruhen. Und Christopher von Deylen arbeitet an ersten Klängen - obwohl die Wellen alles andere als ruhig sind.

tag zehn auf see. nach laengerer fahrt befindet sich die polarstern nun in hoehe des 72. breitengrades, immer noch noerdlich des polarkreises. wir haben die eisfelder hinter uns gelassen, die aussentemperatur betraegt vergleichsweise milde fuenf grad celcius.

waehrend des 36-stuendigen transits haben wir die zeit genutzt, uns ein wenig auszuruhen. viele wissenschaftler haben waehrend der ersten woche wenig geschlafen, nicht nur im quest-team wurde im schichtbetrieb gearbeitet.

die naechste grosse station ist der unterwasser schlammvulkan 'hakon mosby'. hier wartet ein komplexes programm auf die wissenschaft. es sind etliche tauchgaenge geplant, diverse messinstrumente und wissenschafliche geraete sollen auf dem meeresboden plaziert werden. im rahmen des 'loome-projektes' (dazu spaeter mehr) sollen mehr daten und informationen ueber die aktivitaeten dieses schlammvulkans erhoben werden.

obwohl der wind nachgelassen hat, ist die see noch sehr unruhig. die wellen sind recht hoch und die polarstern schaukelt trotz ihres tiefgangs von etwas unter elf metern spuerbar. dies verhindert ein sicheres aussetzen des quest. der urspruenglich fuer heute abend vorgesehene tauchgang muss verschoben werden. das risiko fuer mannschaft und geraet waere zu gross. volker ist in staendigem kontakt mit dem fahrleiter und der schiffsfuehrung, gemeinsam arbeiten sie daran, das wissenschaftliche programm moeglichst vollumfaenglich umzusetzen. unsere 'wetterfroesche' an bord, christian und hartmut (deutscher wetterdienst) prognostizieren eine abnehmende duenung fuer mittwoch.

zum ersten mal bin ich fuer ein paar stunden 'auf kammer'. lege mich mit meinem laptop in die koje und arbeite etwas an neuen klaengen. das schiff schaukelt sanft, und ich nicke kurz ein. es fuehlt sich an wie im tourbus, die gleichmaessigen bewegungen wirken leicht einschlaefernd und irgendwie beruhigend.

zwischendurch gibt es immer mal wieder hoehere wellen, so dass man in der koje ein wenig hin- und herrollt. man gewoehnt sich aber schnell daran, und irgendwann faellt einem das schaukeln gar nicht mehr auf. nur die besonders hohen wellen bemerkt man noch, ansonsten ist man eins mit der see. es gaebe ja ohnehin keine alternative.

da man sich an bord des schiffes frei bewegen kann ('open ship'), gehe ich zwischendurch immer mal wieder auf die bruecke. hier oben kann man heute den wellengang noch deutlicher spueren als weiter unten auf dem arbeitsdeck. lutz (zweiter offizier) steuert das schiff. kurze absprache mit kapitaen schwarze, fuer ein unterwasser-experiment (photonen-messung am 'hakon mosby') am abend muss die polarstern exakt auf position gehalten werden. bei diesem wellengang nicht einfach, aber machbar.

spaeter kommt der erste offizier maggy aus der schweiz dazu ('chiefmate') und uebernimmt das ruder. ich mache mich auf den weg in die messe. tortellini mit tomatensauce stehen fuer heute abend auf dem plan. morgen gibt es dann fischstaebchen mit kartoffelsalat. das glueck kann so einfach sein.