Schiller-Kopf Christopher von Deylen reist mit dem Forschungsschiff “Polarstern“ in die Arktis. Auf abendblatt.de berichtet er von seinen Erlebnissen.

Berlin. Seesack packen. Was braucht man wirklich, wenn man fast vier Wochen auf einem Forschungsschiff unterwegs ist? Studiere die Anweisungen der Fahrtleitung noch einmal genau. Alle Papiere sind ausgefüllt und eingereicht, die Ausrüstung per Container in Richtung Spitzbergen unterwegs.

Vorfreude. Das Ganze erfassen. Die Welt der Forschung. Spannend. Unglaublich. High Tech pur. Vor drei Jahren schenkten mir Freunde ein Buch über eine Expedition mit der „Meteor“. An Bord war der Tauchroboter „Quest“, der bis zu 4000 Meter tief am Meeresboden arbeiten kann. Die Bilder aus der Tiefe – für mich sehr inspirierend.

Vor etwa einem Jahr dann ein erster Besuch im Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Uni Bremen, kurz MARUM. Gegründet wurde es von Prof. Gerold Wefer, der auch der „geistige Vater“ des Tauchroboters sowie anderer High Tech Geräte ist, die weltweit in der Meeresforschung eingesetzt werden. Ein Mann mit Visionen.

Viele Gespräche folgten. Ich staunte, lernte, machte mir Notizen und spürte, dass ich hier den Antworten auf so viele Fragen vielleicht sehr nahe kommen würde. Ich lernte Wissenschaftler und Techniker kennen – schließlich auch den Tauchroboter, kurz „rov“ genannt. Die Abkürzung steht für „remotely operated vehicle“. Weltweit gibt es nur etwa 8 dieser „rovs“, die für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt werden. Dr. Volker Ratmeyer, Projektleiter für ferngesteuerte und autonome Unterwasserfahrzeuge beim MARUM, erklärte mir die Technik. Wäre er Musiker, ich würde ihn sofort mit auf Tournee nehmen.

Er ist Meeresforscher, studierter Geologe, mittlerweile aber ein Allrounder in Sachen Meerestechnik. Er hat das „Quest“ entwickelt und stets den neuen Anforderungen angepasst. Gebaut wurde der Roboter in Amerika bei Schilling Robotics. Faszinierend: Zwei unterschiedliche Roboterarme erledigen die Arbeit am Meeresgrund. In Echtzeit, mit sieben Gelenken dem menschlichen Arm nachempfunden, kann der Orion, komplizierte „Operationen“ durchführen und, falls er voll ausgestreckt ist, bis zu 65 Kilogramm anheben. Der Rigmaster mit fünf Gelenkarmen ist wesentlich stärker und kann Lasten auf längere Zeit halten. Versorgt wird der Roboter über ein Kabel von 5000 Meter Länge. Sechs einzelne Glasfaser- und drei Starkstromleitungen halten das „Quest“ in der Tiefe mit 3000 Volt Hochspannung am Leben.

Der beste Roboter ist natürlich nichts, ohne Menschen, die ihn bedienen. Ein hoch spezialisiertes Experten-Team kümmert sich fast rund um die Uhr um dieses Wunderwerk der Technik. Dass ich nun für eine Fahrt dieses Team tatsächlich begleiten darf, ist für mich eine große Ehre. Vor weg, vielen Dank für das Vertrauen und die Geduld bei der Schulung. Beim Training mit dem Greifarm an der „Übungsstation“ an Land hieß es Nerven bewahren. Hut ab, vor den Piloten, die das „Quest“ durch die Tiefsee fliegen. Meine erste Übung: eine Sprudelkiste mit dem Roboterarm anheben und versetzen, danach einen Karabinerhaken befestigen. Nicht leicht, aber Volker Ratmeyer sah recht zufrieden aus und sein erstes leises Lob für die Ruhe bei der Bewältigung dieser kleinen Aufgabe, lässt mich doch zuversichtlich an Bord gehen.