Es ist soweit: Nach knapp einem Monat kehrt der Musiker Christopher von Deylen, alias Schiller, von einer Reise mit dem Forschungsschiff “Polarstern“ zurück.
Reykjavik. es ist soweit. nach knapp einem monat auf see ist das islaendische festland in sicht. zuerst nur undeutlich am horizont, in dichten nebel eingehuellt. dann kann man einzelheiten erkennen. eine schroffe lava-landschaft, hier und da mit leichtem gruen bedeckt. fuer einen ganzen tag fahren wir an der kueste entlang, auf dem weg zum ende dieser expedition. reykjavik. christian vom deutschen wetterdienst zeigt mir das aktuelle satellitenbild, strahlender sonnenschein in reykjavik. gemischte gefuehle. ein monat auf see. viele erlebnisse, viele gedanken. nun der anblick von festland, die ersten haeuser sind zu erkennen. bin gespannt, wie es sich anfuehlen wird. die ersten schritte auf festem boden sind nur wenige stunden entfernt. soll ich mich darauf freuen? kann ich mich darauf freuen?
montagmorgen, sechs uhr. noch hundertzwanzig minuten bis zum anlegen. das lotsenboot kommt laengsseits, der lotse steigt an bord. das erste neue gesicht seit vier wochen. ich gehe auf die bruecke, verfolge wie kapitaen schwarze die polarstern langsam zum pier steuert. totale stille, ab und zu ein funkspruch des lotsen auf islaendisch. chiefmate maggy drueckt mir ihr fernglas in die hand, zeigt mir den weg zum ende. in zeitlupe sehe ich die kaimauer naeherkommen. unten an deck macht sich die mannschaft zum anlegen bereit, die leinen wurden bereits gestern zurechtgelegt. fuer die meisten menschen hier an bord ist die reise gleich zuende. die wissenschaftler haben ihre koffer gepackt, die arbeitscontainer stehen verschlossen an deck. schon morgen werden wir wieder zuhause sein, auf die mannschaft wartet dann ein mehrwoechiger landurlaub daheim. verschiedene lebenswege, an bord auf zeit vereint, nehmen dann wieder ihren lauf. bis zur naechsten fahrt.
dann geht die polarstern laengsseits zur kaimauer. der himmel ist blau. zwei gestalten in neongelben jacken nehmen die leinen, die ihnen zugeworfen werden, ziehen mit aller kraft. ein letztes mal das typische vibrieren des bugstrahlruders, dann verstummen die maschinen. eine egentuemliche stille liegt ueber dem schiff. die ersten abschiedsszenen, in vielen gesichtern ratlosigkeit. und was kommt jetzt ?
es nuetzt nichts, der moment ist gekommen. ein langer tag geht zuende. ein tag, der am 10 juli in longyearbyen auf spitzbergen begann und ohne dunkelheit bis eben andauerte. ich stehe auf dunklem asphalt und blicke auf die kleine welt, die bis eben mein zuhause gewesen ist. eine welt, in der ich weitab vom rest des lebens eine unvergessliche zeit verbrachte. es kommt mir vor, als waere es tatsaechlich ein einziger tag gewesen. ich greife mein gepaeck und lade es in den bus. nur eine kreuzung weiter ist die polarstern schon nicht mehr zu sehen. die sonne scheint hell und warm, und die reise geht weiter.