Der studentische Männerbund weist Vorwürfe zurück, man sei frauenfeindlich, chauvinistisch oder rechtsradikal.
Hamburg. Im Streit um die Verbindungen des designierten CDU-Bürgermeisters Christoph Ahlhaus zu einem studentischen Männerbund hat der betroffene Verband gegen ihn erhobene Vorwürfe zurückgewiesen. Der Coburger Convent (CC) der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften sei weltanschaulich, politisch und religiös ungebunden, erklärte der Verband am Dienstag. "Aus Tradition und Überzeugung stehen wir zu unserem Land und seiner freiheitlich demokratischen Grundordnung." Man verwahre sich nachdrücklich gegen "Unterstellungen", Mitglieder seien pauschal einer bestimmten politischen Richtung zuzuordnen. "Auch die weiteren Anwürfe gegen den Coburger Convent und seine Mitglieder wie „Frauenfeindlichkeit“, „Rechtsradikalismus“ oder „chauvinistisches Weltbild“ - teils impliziert, teils offen niedergeschrieben - entbehren jeder Grundlage."
Der aus Heidelberg stammende Ahlhaus war zwar nicht als Student in der Verbindung aktiv, hat in den Jahren 2000 und 2001 aber die Turnerschaft Ghibellinia als CDU-Ortsvorsitzender in dem Bestreben unterstützt, das "Mai-Singen" wieder aufleben zu lassen. Das traditionelle Absingen von Trinkliedern und der Nationalhymne hatte in den 90er-Jahren oft für Auseinandersetzungen mit der linken Szene gesorgt, die behauptete, die Männerbünde würden auch die von den Nazis missbrauchte erste Strophe des Deutschlandliedes singen. Das öffentliche Mai-Singen war daher eingestellt worden. Obwohl die Unterstützung vergebens war, wurde Ahlhaus, der die Verbindung in der Zeit einige Male besucht hatte, fortan als "Conkneipant" - eine Art Gastmitglied - geführt. Nach Abendblatt-Informationen hat er seinerzeit für den Erhalt des historischen Hauses, in dem die Ghibellinia sitzt, auch eine kleinere Summe gespendet.
Die Grünen, Koalitionspartner der CDU in Hamburg, tun sich schwer mit der Nähe von Ahlhaus zu einer schlagenden Studentenverbindung. Dass der Noch-Innensenator die "Turnerschaft Ghibellinia" gebeten hatte, ihn nicht mehr als Gastmitglied zu führen, wurde zwar registriert. Aber Vorbehalte, vor allem an der Basis, bleiben. Ahlhaus wird sich am 18. August auf einem Mitgliederabend der Grünen den Fragen der GAL-Mitglieder stellen. Die einstige Umweltpartei will dann am 22. August auf einem Parteitag entscheiden, ob sie Ahlhaus auf der Bürgerschaftssitzung am 25. August zum Nachfolger des bisherigen Bürgermeisters Ole von Beust mitwählen wird.
Der Pressesprecher des Coburger Convents, Rüdiger Gerald Franz, bezeichnete es als irritierend, "wenn die Mitgliedschaft von Herrn Innensenator Ahlhaus bei einer Turnerschaft im CC als politisches Argument genutzt wird und in der Presse durch die Formulierung „räumte Mitgliedschaft ein“ suggeriert wird, man habe sich dafür zu schämen". Die mehr als 10.000 Mitglieder des Coburger Convents nähmen als Angehörige eines pluralistischen Dachverbandes von Akademikern am öffentlichen Leben teil, sei es als Mandatsträger der Politik auf europäischer, nationaler oder lokaler Ebene, oder als engagierte Bürger in kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Vereinen.
Die oppositionelle SPD erneute ihre Kritik an Ahlhaus. "In Hamburg gehören Burschenschaften nicht zum guten Ton", sagte der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Michael Neumann, am Dienstag. Zugleich forderte Neumann Ahlhaus auf, für Klarheit zu sorgen. "Distanzieren Sie sich von der Burschenschaft, machen Sie reinen Tisch und belasten Sie das Amt des Ersten Bürgermeisters nicht weiter mit dieser Affäre." Es möge in Heidelberg zum guten Ton gehören, Burschenschaften zu besuchen, gar deren Mitglied zu sein. "In Hamburg ist das nicht so: Ein Erster Bürgermeister, aber auch ein Hamburger Innensenator, darf sich nicht in der Nähe solch dumpfer und reaktionärer Gruppen bewegen", sagte Neumann.