Der CDU-Politiker Christoph Ahlhaus ist neuer Erster Bürgermeister Hamburgs. Der 40-Jährige erhielt bei der Abstimmung in der Hamburgischen Bürgerschaft 70 Stimmen. Damit votierten mindestens zwei Abgeordnete der Opposition - SPD und Linke - für den Unionspolitiker. Bei der anschließenden Wahl des Senats stimmten hingegen mindestens vier Abgeordnete von CDU und Grünen gegen die eigene Regierung.

Hamburg. Der CDU-Politiker Christoph Ahlhaus ist am Mittwoch mit einem unerwartet guten Ergebnis zum neuen Ersten Hamburger Bürgermeister gewählt worden. Für den bisherigen Innensenator stimmten 70 der 121 Bürgerschaftsabgeordneten. Damit erhielt der 40-Jährige zwei Stimmen mehr, als die Fraktionen von CDU und Grünen zusammen haben. Einen Dämpfer gab es dagegen für die von Ahlhaus zusammengestellte Regierungsmannschaft: In einem zweiten Wahlgang gab es für die neun Senatoren nur 64 Stimmen, also vier weniger als möglich. Ahlhaus hatte drei neue Senatoren nominiert, weil deren Vorgänger nicht wieder angetreten waren: Der parteilose Unternehmer Ian Karan ist neuer Wirtschaftssenator, der CDU-Politiker Reinhard Stuth neuer Kultursenator und der bisherige Verfassungsschutzchef Heino Vahldieck (CDU) neuer Innensenator. Ahlhaus ist der erste katholische Bürgermeister in Hamburg seit Kriegsende.

Ahlhaus ist Nachfolger des zurückgetretenen Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) . Der neue Senatschef stammt aus Heidelberg und ist erst seit neun Jahren in Hamburg. Er hat in dieser Zeit in der Landes-CDU rasch Karriere gemacht. Seit 2008 ist Ahlhaus Innensenator und hat sich einen Ruf als Hardliner erarbeitet. Nach seiner Wahl erklärte der 40-Jährige, sein unerwartet gutes Ergebnis erfülle ihn „mit besonderer Verantwortung für die Menschen in der Stadt“. Er verzichtete aber auf eine umfassende Regierungserklärung. Er will erst am 15. September seinen politischen Kurs in einer Regierungserklärung vor der Bürgerschaft abstecken. In den vergangenen Wochen hatte Ahlhaus mehrfach erklärt, er wolle den mit den Grünen geschlossenen Koalitionsvertrag einhalten und weiter abarbeiten.

Nach seiner Wahl erklärte Ahlhaus, er wolle Bürgermeister „aller Hamburger sein“. Mit Blick auf die verbleibenden 20 Monate der aktuellen Legislaturperiode sagte der CDU-Politiker, ein großer Schwerpunkt werde die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie sein. Ahlhaus verwies darauf, dass Hamburg 2011 den Titel Umwelthauptstadt tragen werde. Diesem Anspruch solle die Stadt gerecht werden. Die größte Herausforderung sei die Konsolidierung des Haushalts, sagte Ahlhaus dem NDR-Fernsehen. Hamburg hat eine strukturelles Haushaltsdefizit von jährlich rund 500 Millionen Euro .

Die Neuwahl des Hamburger Regierungschefs mitten in der Legislaturperiode war nötig geworden, nachdem der Architekt des ersten schwarz-grünen Bündnisses, Ole von Beust, im Juli seinen Rücktritt angekündigt hatte, weil er amtsmüde war. Von Beust beobachtete die Wahl von der Tribüne und wünschte danach Ahlhaus Glück bei der Amtsführung. CDU-Fraktionschef Frank Schira nannte die unerwartet hohe Stimmenzahl einen „tollen Auftakt“. Er kündigte an, Ahlhaus werde sich im Herbst vor allem um Wirtschaftsthemen kümmern wie die Elbvertiefung, um die innere Sicherheit und um den Haushalt. „Das wird auch schmerzhaft werden“, sagte Schira mit Blick auf die hohen Schulden der Stadt . SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Neumann erklärte, er wisse nicht, welcher Oppositionspolitiker für Ahlhaus gestimmt habe.

Nach den Worten SPD-Landeschef Olaf Scholz hat mit der Wahl von Ahlhaus zum Ersten Bürgermeister die "Endphase von Schwarz-Grün ... begonnen". Signale des Aufbruchs oder eines Neuanfangs werde man in der künftigen Senatspolitik weiterhin vermissen. sagte Scholz. Keines der alten Probleme sei gelöst und die Koalition werde sich jetzt noch eine Weile dahinquälen. "Die Senatskoalition hat sich vor dem Votum der Hamburgerinnen und Hamburger gefürchtet. Diesen Makel wird sie nicht mehr los werden." Fraktionschef Neumann wünschte dem neu zusammengestellten Senat und dem neuen Ersten Bürgermeister Christoph Ahlhaus "eine gute Hand und Erfolg im Interesse der Hamburgerinnen und Hamburger". Er bedauerte gleichzeitig, Hamburgs schwarz-grüne Landesregierung habe die Chance zu einem politischen Neustart verspielt. "Vermurkst hat die CDU den Wechsel von von Beust zu Ahlhaus. Und vermurkst ist dessen Umbau des Senats", sagte Neumann. Im Senat säßen jetzt "eine Reihe von Leuten, die zum Abschluss ihrer politischen Karriere noch mal eine ordentliche Party feiern wollen", denen aber niemand die Lösung der Probleme Hamburgs ernsthaft zutraue.

Die Vorsitzende der Linken-Fraktion, Dora Heyenn, sprach von einem traurigen Tag für Hamburg. "Noch nie ist ein Senat mit einem derartigem Misstrauensvorschuss in die Amtszeit gestartet." Die mindestens zwei Stimmen aus den Reihen der Opposition bezeichnete Heyenn als überraschend. "Eigentlich hätte man anstandshalber Abweichler bei der GAL erwartet. Stattdessen haben sie Ahlhaus anstandslos durch gewunken und die SPD hat offensichtlich ein Problem."

Zum Nachlesen: Die Wahl des neuen Ersten Bürgermeisters Hamburgs und des neuen Senats im Live-Ticker:

15.00 Uhr: Die Hamburgische Bürgerschaft kommt zu ihrer Sitzung zusammen. Der bisherige Bürgermeister Ole von Beust nimmt in der Loge Platz. Christoph Ahlhaus hat auf den Senatsplätzen Platz genommen. Neben ihm sitzt Schulsenatorin Christa Goetsch von den Grünen.

15.01 Uhr: Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt begrüßte die Abgeordneten und verließt die Tagesordnung.

15.02 Uhr: Präsident Mohaupt verließt die Regeln für die Wahl des Ersten Bürgermeisters und erklärt, dass einem Antrag von CDU und Grünen zufolge Christoph Ahlhaus zur Wahlsteht.

15.04 Uhr: Die Namen der 121 Bürgerschaftsabgeordneten werden verlesen. Die Abgeordneten erheben sich von ihren Plätzen, holen sich ihren Wahlzettel ab, füllen diesen in der Wahlkabine aus und stecken diesen in die bereit stehenden Wahlurnen.

15.08 Uhr: Viel ausfüllen müssen die Abgeordneten nicht - entweder ein Kreuz bei "Ja", bei "Nein" oder bei "Enthaltung".

15.15 Uhr: Alle Abgeordneten wurden zur Wahl des Ersten Bürgermeisters aufgerufen. Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt stellt fest, dass die Wahlhandlung beendet ist.

15.16 Uhr: Die Stimmauszählung beginnt. Für die Dauer der Stimmauszählung ist die Sitzung der Bürgerschaft unterbrochen.

15.20 Uhr: Christoph Ahlhaus wirkt angespannt. Während der Auszählung unterhält er sich mit Finanzsenator Carsten Frigge.

15.22 Uhr: Die Spannung steigt. Haben 68 Abgeordneten von Schwarz-Grün für Ahlhaus gestimmt? Mindestens 61 Stimmen benötigt der CDU-Politiker, um Hamburgs neuer Erster Bürgermeister zu werden.

15.24 Uhr: In der Senatsloge diskutieren angeregt die Politiker, die neue Senatoren werden sollen: Reinhard Stuth (Kultur), Heino Vahldieck (Inneres), Ian Karan (Wirtschaft).

15.26 Uhr: Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt verkündet das Abstimmungsergebnis: Der CDU-Politiker Christoph Ahlhaus ist mit 70 Stimmen zum neuen Ersten Bürgermeister von Hamburg gewählt worden. 50 Bürgerschaftsabgeordnete stimmten gegen den 40-Jährigen. Damit ist die Ära Ole von Beust zu Ende. Ahlhaus bekommt mindestens zwei Stimmen von der Oppostion.

15.27 Uhr: Beifall und Jubelrufe branden auf. Als erstes gratuliert Schulsenatorin Christa Goetsch.

+++ Porträt: Christoph Ahlhaus, der Hanseat aus Heidelberg +++

15.28 Uhr: Luth Mohaupt erklärt, Christoph Ahlhaus ist zum Ersten Bürgermeister Hamburgs gewählt worden.

15. 29 Uhr: Christoph Ahlhaus sagt: "Ichnehme die Wahl an."

15.30 Uhr: Lutz Mohaupt verließt den Eid, den Christoph Ahlhaus leisten muss.

15.31 Uhr: Christoph Ahlhaus sagt: "Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Damit ist der 40-Jährige Erster Bürgermeister Hamburgs.

15.32 Uhr: Christoph Ahlhaus empfängt die Glückwünsche von Abgeordneten - Die Bürgerschaftssitzung ist unterbrochen.

15.59 Uhr: Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt eröffnet die Sitzung erneut. Jetzt müsen die Senatorinnen und Senatoren erneut von der Bürgerschaft gewählt werden. Lutz Mohaupt bedankt sich besonders bei Ole von Beust für dessen geleistete Arbeit. Eine Vielzahl der Abgeordneten erhebt sich und klatscht Beifall.

16.02 Uhr: Lutz Mohaupt ergänzt die offizielle Danksagung um die persönliche Bemerkung "Bleib' gesund, lieber Ole".

16.03 Uhr : Der Bürgerschaftspräsident eröffnet den Wahlgang, in dem die Senatorinnen und Senatoren im Block gewählt werden.

16.04 Uhr: Die 121 Bürgerschaftsabgeordneten werden erneut einzeln aufgerufen, um ihre Stimme abzugeben.

16.16 Uhr: Die Stimmabgabe ist beendet. Jetzt wird ausgezählt.

16.26 Uhr: Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt verliest das Ergebnis der Abstimmung über die Mitglieder des Senats. Für den neuen Senat haben 64 Abgeordnete gestimmt, dagegen 54. Ein Abgeordneter enthielt sich. Damit stimmten vier Regierungsabgeordnete nicht für den neuen Senat. CDU und Grüne verfügen in der Bürgerschaft über 68 Stimmen.

16.30 Uhr: Die neuen und alten Senatorinnen und Senatoren sprechen die Beteuerungsfomel: "Ich schwöre es" oder "Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe" - Alle Senatorinnen und Senatoren sprechen diese Beteuerungsformel. Damit hat Hamburg einen neuen schwarz-grünen Senat, dem Bürgermeister Christoph Ahlhaus vorsitzt.