Wilstorf. Raum für Stadtgrün und Begegnungen, viel Platz zum Flanieren: Das sieht der Masterplan der Stadt für die Harburger Verkehrsachse vor.
Die Winsener Straße ist eine der meistbefahrenen Magistralen im Hamburger Süden. Für Pendler ist sie das Haupteinfallstor nach Harburg und zur Stadtautobahn. Ausgerechnet dieser Highway soll in Wilstorf, das vom Verkehr am meisten betroffen ist, den Wandel zum Guten bringen.
Zwölf Hamburger Hauptverkehrsachsen sollen in den kommenden 20 Jahren umgestaltet werden und unter anderem neue Potenziale für den Wohnungsbau liefern. Das sieht der in dieser Woche vom Senat verabschiedete „Masterplan Magistralen 2040+“ vor. Im Bezirk Harburg liegen zwei dieser Magistralen: der Straßenzug Hannoversche Straße/Winsener Straße von der Süderelbe bis zur südlichen Stadtgrenze und – wie bereits berichtet – die Ost-West-Achse B73. An der Winsener Straße/B4 befindet sich zudem einer von zehn Modellräumen, in denen die Strategien und Ziele des Masterplans anhand von konkreten Maßnahmen getestet werden sollen.
Für die Zukunft des Stadtteils spielt die Winsener Straße eine Schlüsselrolle
Die M9 getaufte Harburger Nord-Süd-Achse kommt im nördlichen Bereich zunächst großstädtisch daher. In Marmstorf/Sinstorf „wird es vorstädtisch bis dörflich“, diagnostiziert der Masterplan. Im südlichen Bereich habe die M9 kaum noch Hauptstraßencharakter.
Entsprechend lautet der Masterplan-Titel für diese Magistrale: „Landschaftlicher Stadteingang – vom Süden in die Stadt“. In diesem Abschnitt wird sich voraussichtlich wenig ändern: „Hügelige Landschaften im Süden sollen auch weiterhin den Raum dominieren und den Stadteingang Richtung Harburg prägen“, ist zu lesen.
Versorgungszentrum Trelder Weg muss dringend aufgewertet werden
Weiter nördlich, zwischen den beiden Einmündungen des Trelder Wegs, befindet sich der „Modellraum Trelder Weg“. Hier geht es vor allem um Stadtentwicklung. Häuserzeilen und Wohnhochhäuser der 1960er-Jahre umrahmen das Nahversorgungszentrum Trelder Weg mit seinem Netto-Markt und weiteren Geschäften.
Es ist bereits Bestandteil des RISE-Fördergebiets Wilstorf-Reeseberg mit dem Schwerpunktthema „Sozialer Zusammenhalt“. RISE steht für Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung, finanziert von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen.
„Introvertiertes Nahversorgungszentrum“ soll angebunden werden
Das Nahversorgungszentrum wirkt von der Straße aus betrachtet wenig einladend. Um es „zukunftsfähig aufzustellen“, sieht der Masterplan vor, „das bisher von der Magistrale abgewandte, introvertierte Nahversorgungszentrum zum Magistralenraum hin zu öffnen, um einen belebten, attraktiven Straßenraum an der Magistrale zu schaffen und das Nahversorgungszentrum in seiner Funktion zu stärken“.
„Nicht nur durchfahren – bleiben!“, lautet das Ziel für diesen Straßenabschnitt. Dazu sollte mehr Platz für Fußverkehr und Aufenthaltsqualität „in der Quartiersmitte in Wilstorf“ geschaffen werden. „Die Magistrale soll zum Rückgrat des Stadtteils werden“, lautet die Vision. Dabei könne die umgestaltete Umgebung und die Aufwertung des Versorgungszentrums Trelder Weg helfen.
Rückgrat des Stadtteils, aber auch attraktiv?
Im dichter bebauten nördlichen Abschnitt der Winsener Straße sieht der Masterplan Potenziale in „neuen Wohnbauprojekten und dem Hochbahndepot in Wilstorf“. Gemeint ist der Busbetriebshof der HHA an der Winsener Straße, der auf längere Sicht an diesem Standort aufgegeben werden soll. Derzeit liebäugelt die HHA mit einer Teilfläche des vorbereiteten Logistikareals an der A1-Ausfahrt in Neuland.
300 Wohnungen sollen entstehen. Doch wann?
Das etwas weiter stadteinwärts gelegene, bereits fertig geplante größte Wohnungsbauprojekt an der Winsener Straße ist derweil ins Stocken geraten. Auf dem Areal Winsener Straße 32 bis 50 mussten ein REWE-Markt und eine Aral-Tankstelle schon weichen. Hier sollen 300 Wohnungen entstehen, ein Rewe-Markt neu gebaut und durch weitere Geschäfte ergänzt werden. Doch im Herbst musste der Projektentwickler Revitalis Insolvenz anmelden – statt Häuser wächst Grün auf dem brachliegenden Grundstück.
Unterhalb der Überführung der B75 biegt die M9 in die Hannoversche Straße ab. Offenbar sieht auch der Masterplan – wie Passanten oder Fahrradfahrer – bei der Platzgestaltung unter der Hochbrücke noch Luft nach oben. Für den Streckenabschnitt Busbetriebsstätte bis zur B75-Brücke lautet das Entwicklungsziel: „Vom ehemaligen Durchfahrtsraum wird hier die Quartiersmitte als Aufenthaltsraum und Rückgrat des Stadtteils profiliert.“
- Landkreis Harburg an der A1: Pannen-Lkw behindert den Verkehr stundenlang
- Verkehr Hamburg: Stau auf Autobahn umfahren – Experte gibt Tipps für Reise in den Urlaub
- Neues Konzept: Diese Wellness-Oase eröffnet bald in Harburg
Neuländer Quarree im Binnenhafen: Wann geht es hier mal los?
Als Hannoversche Straße touchiert die M9 zwei weitere RISE-Fördergebiete (Harburger Innenstadt/Eißendorf-Ost und Harburger Binnenhafen/Neuland-Nordwest).
In ihrem nördlichsten Abschnitt wird sich das Straßenbild in den kommenden Jahren deutlich verändern, angefangen mit dem Bau des neuen ZOB Harburg über das geplante, aber derzeit eingefrorene neue Stadtquartier Neuländer Quarree bis zu Bauprojekten zwischen Nartenstraße und Hannoversche Straße.
Auf der Elbinsel Wilhelmsburg entstehen neue Stadtteile. Und in Harburg?
Die Stadtentwicklung entlang der Magistralen hört an der Süderelbe nicht auf: Nördlich schließt sich die Verkehrsachse M12 an, im Masterplan Elbinselmagistrale genannt. Sie durchquert im Verlauf der Georg-Wilhelm-Straße Wilhelmsburg und reicht bis nach Hammerbrook (Amsinckstraße).
Auf der Elbinsel entstehen ganz neue Stadtteile, ermöglicht durch die Verlegung der B75/Wilhelmsburger Reichsstraße. Im Masterplan ist über diese Verkehrsachse zu lesen: „Sie ist zentral, aber nicht überall urban und bepackt mit Entwicklungspotenzialen.“