Harburg. Ein Masterplan des Senats möchte Hamburgs Hauptverkehrsachsen grüner und lebenswerter machen. Was bedeutet das für die gute alte Cuxe?

Wer den Hamburger Süden schon einmal von West nach Ost auf der B73 durchqueren musste, kann an schlechten Tagen ein Lied davon singen – auch Thees Uhlmann hat das 2019 getan und in wenigen Liedzeilen zusammengefasst, was man halt so denkt, wenn man mal wieder auf der Cuxhavener (Westen) oder Buxtehuder Straße (Richtung Osten) im Stau steht:

„Ich habe alles versucht, es hat nicht gereicht / Allein in der Stadt, einsam hinter dem Deich / Ein Stift und ein Zettel, der Rest ergibt sich / Das Leben ist kein Highway, es ist die B73“

Umgestaltung der B73 in Harburg: Wie wird die Staumeile mit Leben gefüllt?

Seit fünf Jahren plant die Stadt, ihre Hauptverkehrsachsen städtebaulich aufzuwerten und besser für den Wohnungsbau zu nutzen. Eine der ins Visier genommenen Magistralen ist die B73 von der Stadtgrenze im Westen . Mitte Juli hat der Senat den Masterplan „Magistralen 2040+“ beschlossen. Er wird den Rahmen bilden, der mit Beteiligung von interessierten Bürgern und Geschäftsleuten in den jeweiligen Bezirken mit Leben gefüllt wird.

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Die B73 ist im Masterplan die Magistrale Nummer zehn (M10). Der knapp 13 Kilometer lange Abschnitt führt durch die Stadtteile Harburg, Heimfeld, Hausbruch und Neugraben-Fischbek. An der vierspurigen Straße wird gewohnt und gearbeitet, eingekauft, getankt und in einigen grünen Bereichen auch entspannt.

Hauptstraßen sind potenzielle Hitzestränge – hier braucht es Ideen

Wie bei anderen Hamburger Magistralen hat die Straße oft den Charakter einer Vorstadtstraße mit flacher, kleinteiliger Bebauung. Mit ihren vier Fahrspuren und den teils schlecht ausgebauten Fuß- und Radwegen wirkt die Straße für alle Menschen, die nicht hinter dem Steuer sitzen, nicht gerade einladend.

Das soll sich allmählich ändern. Nach und nach sollen diese und andere Verkehrsadern, darunter auch die Winsener Straße, umgestaltet werden. Nicht von heute auf morgen, sondern bis 2040 und darüber hinaus, wie am Titel des Masterplans abzulesen ist.

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„Die Stadt kann stolz auf sich sein“

Was wird aus Hamburg? Der Stadtentwicklungs-Podcast

Die Straßen sollen lebendiger und vielfältiger, zu besseren Aufenthaltsorten für Menschen werden. Stadtplanerisch sollen sie Entwicklungspotenziale heben, bessere Umgebungen schaffen zum Wohnen und Arbeiten. Dazu gehört auch die Klimaanpassung: Hauptstraßen sind potenzielle Hitzestränge. Bäume, Schatten spendende hohe Gebäude oder Sonnensegel können Abhilfe schaffen.

„Entwicklungsband Süderelbe – auf Spur mit Bahn, Hafen und Heide“

Zur Entwicklung von Straßenräumen gehört natürlich vor allem die Mobilität. Hier spiegelt der Masterplan die Senatspolitik einer Verkehrswende wider: weniger Platz für Autos und Lkw, mehr Platz für Passanten und Radfahrer. „M10: Entwicklungsband Süderelbe – auf Spur mit Bahn, Hafen und Heide“ charakterisiert der Masterplan die B73.

B73
Viel befahren, aber auch „Wohnstraße“: Die B73/Stader Straße in Höhe der Straße Milchgrund. © HA | Lars Hansen

Weiter heißt es:  „Große neue Stadtquartiere treffen auf Natur und eine gute Anbindung ans Harburger Zentrum. Straße und Bahntrasse verlaufen parallel und stellen abschnittsweise die Magistralenentwicklung vor besondere Herausforderungen.“

Voraussetzung für größere Umbaupläne ist die A26-Ost

Das betrifft bekanntermaßen den Bereich der Harburger Innenstadt, wo die Bahn- und Trassentrasse die City vom Binnenhafen trennt. Aber nicht nur diesen Abschnitt: „Es gilt, die Barrierewirkung der Bahn zu nördlich gelegenen Quartieren zu überwinden und die Zentren Neugraben-Fischbek und Neuwiedenthal näher an die Magistrale heranzuführen“, lautet eine Aufgabe für die Harburger Stadtplaner.

Klimaresilientes Quartier Schippsee-Quartier
Als Buxtehuder Straße ist die B73 zusammen mit der Bahntrasse im Stadtteil Harburg nur an wenigen Stellen zu überwinden. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Ein Schlüssel für die Entwicklung der B73 seien „verkehrliche Entlastungen durch die geplante Hafenpassage der A26“, so der Masterplan. Erst sie ermöglichen es, den Straßenraum zugunsten des Fuß- und Radverkehrs umzubauen und möglicherweise zur Stärkung des ÖPNV separate Busspuren einzuführen.

Alternativ sei auch ein breiterer Grünstreifen denkbar, der den motorisierten Verkehr von den Fußgängern und Radfahrern trennt. Problem: Der Bau der A26 liegt nicht in der Hand des für die Umsetzung des Masterplans verantwortlichen Bezirks Harburg.

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Info-Abende und Online-Angebote laden Bürger zur Beteiligung ein

Dennoch lässt der Bezirk derzeit ein „bezirkliches Magistralenkonzept“ erarbeiten und hat dazu bereits zwei Informationsabende für die Öffentlichkeit durchgeführt. Außerdem waren die Harburgerinnen und Harburger aufgefordert, online auf einem Beteiligungsportal Lob, Anregungen und Kritik zu äußern.

Das wurde rege genutzt. Bei den mehreren hundert Beiträgen geht es oft um kleine Details wie unvorteilhafte Ampelschaltungen, fehlende Nachtbus-Anbindung oder mangelnde E-Ladestrukturen im Themenbereich Verkehr.

B73: Ein Nutzer schlägt eine Stadtbahn vor – von Neu Wulmstorf bis Harburg

Einige Beiträge sind allgemeiner, etwa die Forderung: „Sichere Wege für Menschen, die nicht im Auto sitzen“ oder die Kritik am krankmachenden Lärm „im Lebensbereich Magistrale B73“.

Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln tauchen bekannte Forderungen auf, zum Beispiel eine S-Bahn-Station Bostelbek oder die Weiterführung der U4 durch Wilhelmsburg bis in den Binnenhafen. Sehr kreativ ist der Vorschlag, auf den beiden mittleren Fahrspuren der B73 eine Stadtbahn von Neu Wulmstorf bis Harburg fahren zu lassen, wenn die Straße durch die A26 entlastet ist.

B73 in Harburg: „Bitte nicht auf irgendwelche blöden Ideen mit Wohnbebauung kommen“

Im Themenbereich Arbeit und Wohnen ist unter anderem zu lesen: „Bitte auf dem Abschnitt Waltershofer Straße bis Eißendorfer Pferdeweg nicht auf irgendwelche blöden Ideen mit Wohnbebauung kommen.“

Den Senatsbeschluss vom Dienstag kommentiert Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Mit dem Masterplan Magistralen setzt sich Hamburg intensiv mit der Rolle seiner Magistralen auseinander: Wo gibt es Entwicklungspotenziale über die verkehrliche Bedeutung hinaus? (...) Ob als moderner Stadtboulevard, lebendige Gewerbemeile oder grüne Vorstadtallee – gemeinsam mit den Bezirken und den Fachbehörden wollen wir die Magistralen schrittweise verändern, neue Flächen für Wohnen, Gewerbe, Freizeit und Bildung schaffen und die Magistralen fit für die Anforderungen der Zukunft machen.“