Hamburg. Die S-Bahn nervte, die E-Scooter auch, A1 und A7 im Stillstand. Pendler-Ärger? Deckel drauf! Jetzt kommt die schnelle Eingreiftruppe.

Beim Hamburger Verkehr ist es ähnlich wie beim Hamburger Wetter: Es interessiert fast alle und es gibt immer Menschen, die sich begeistert äußern und welche, die konsequent nörgeln. Wobei der Verkehr in Hamburg in der Tat einige Angriffsfläche für Kritiker bietet: regelmäßige Verspätungen bei der S-Bahn, Stau auf den Straßen, auf denen zusätzlich E-Scooter riskante Fahrmanöver hinlegen, monatelange Sperrungen im U-Bahn-Verkehr.

Aber alles hat bekanntlich auch seine gute Seiten. Und so haben Themen aus den Bereichen Verkehr und Mobilität 2019 ebenso für positive Schlagzeilen gesorgt, wie zum Beispiel die Eröffnung des A7-Deckels in Schnelsen.

Der A7-Deckel in Hamburg

Es ist ein Jahrhundertprojekt im Hamburger Straßenbau: Zwischen Elbtunnel und Hamburg-Schnelsen erhält die Autobahn drei Dächer, auf denen wiederum Parkanlagen, Kleingärten und Wanderwege die zuvor getrennten Stadtteile wieder zusammenführen sollen. Am Nikolaustag konnte Hamburg einen Meilenstein des Milliardenvorhabens feiern: Am 6. Dezember wurde der erste komplette der drei Hamburger Deckel über der A7 in Schnelsen eröffnet – nach fünf Jahren Bauzeit.

Das 500 Meter lange Bauwerk soll Anwohner vor Lärm schützen und die Lebensqualität der Bürger verbessern. 70 Millionen Euro zahlt Hamburg für den Schnelsener Deckel – bei Gesamtkosten von 225,3 Millionen Euro. Auf dem Deckel sind schon die Vorarbeiten für die künftige Nutzung als Park und Kleingartengelände im Gang.

Bis die Autos auch durch die beiden anderen Deckel fahren können, müssen sich die Hamburger jedoch noch gedulden: Der Stellinger Tunnel, gut 900 Meter lang, soll Ende 2020 fertig sein. Die Arbeiten am mit gut zwei Kilometern längsten Tunnel im Bereich Altona/Bahrenfeld haben noch gar nicht begonnen. Er wird wohl erst 2027 in Betrieb gehen können.

Die S-Bahn in Hamburg

Verspätungen

Vor allem auf den S-Bahn-Strecken der Linien S3 und S31 kommt es häufig zu Verspätungen (Archivbild).
Vor allem auf den S-Bahn-Strecken der Linien S3 und S31 kommt es häufig zu Verspätungen (Archivbild). © HA | Michael Rauhe

Bei der S-Bahn in Hamburg läuft es ähnlich wie bei dem Flimklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Es vergeht kaum ein Tag, an dem es – vor allem morgens und abends im Berufsverkehr – nicht irgendwo hakt im S-Bahn-Netz. Besonders leiden darunter die Fahrgäste, die die S2/S21 Richtung Bergedorf und die stark frequentierten Strecken in den Süden der Stadt (S3/S31) nutzen.

Schadhafter Zug, Signalstörung, betriebsfremde Personen im Gleis, Weichenstörung – die Gründe für die massiven Verspätungen, kompletten Zugausfälle und überfüllten Waggons sind vielfältig und bringen die S-Bahn-Fahrgäste regelmäßig auf die Palme.

Immerhin: Im August hatten der Senat und die Deutsche Bahn einen Sieben-Punkte-Plan zur Verbesserung des S-Bahn-Verkehrs in Hamburg vorgelegt – inklusive „schneller Eingreiftruppe“, die „kurzfristige Störungen in der Infrastruktur schnell beseitigen“ soll. Zuvor hatte es im Juni einen Krisengipfel gegeben, bei dem Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteillos) mit einer Millionenstrafe gedroht hatte.

S-Bahnstation Elbbrücken

Aber es gab auch gute Nachrichten von der S-Bahn. So eröffnete im Dezember die neue Station Elbbrücken, eine hübsch anzuschauende Stahlkonstruktion mit Skywalk – ein Bahnhof, der auch Sehenswürdigkeit ist. Dass er wegen Problemen im Untergrund deutlich teurer und ein Jahr später eröffnet wurde als geplant – geschenkt.

Neuer Vorschlag: S-Bahn-Tunnel unterm Hauptbahnhof

Ein weiterer Paukenschlag kam ebenfalls Ende des Jahres: Völlig unerwartet hatte Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bei der offiziellen Eröffnung der S-Bahn-Station Elbbrücken angekündigt, dass Hamburg einen neuen S-Bahn-Tunnel unter dem Hauptbahnhof (siehe Punkt Hauptbahnhof) erhalten soll. Stadt und Bahn wollen diesen visionären Vorschlag nun erst einmal gründlich prüfen.

Neue S-Bahn-Linie S4

Grünes Licht hingegen gibt es nun für die neue S-Bahn-Linie S4. Ende November unterzeichneten Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Bahn-Chef Richard Lutz das Finanzierungsabkommen für die neue Linie.

Die zukünftige S4 (Ost) verbindet Hamburg-Altona mit Bad Oldesloe. Die Bauarbeiten sollen bereits im kommenden Jahr beginnen – wenn dann die entsprechenden Planfeststellungsbeschlüsse vorliegen. Ein Teil der Strecke von Hasselbrook bis Rahlstedt könnte 2025 in Betrieb gehen, die gesamt Linie allerdings frühestens 2027.

E-Scooter in Hamburg

Seit Juni rollen die E-Scooter durch Hamburg.
Seit Juni rollen die E-Scooter durch Hamburg. © Sebastian Becht

Die einen finden sie praktisch und hip, für die anderen sind sie ein großes Ärgernis: E-Scooter. Seit Juni 2019 rollen die Elektro-Tretroller durch die Hansestadt. Hamburger und Touristen haben die Wahl zwischen den fünf Anbietern: Lime, Voi, Circ, Tier und Bird, die inzwischen zusammen eine Flotte von rund 3000 E-Scootern auf die Straße gebracht haben.

Die Elektro-Roller, die es auf bis zu Tempo 20 schaffen, sind dabei offenbar gut angekommen. Vermieter Voi sprach Ende Oktober von 20.000 gebuchten Fahrten – doppelt so vielen wie das Unternehmen erwartet hatte.

Doch es gab auch weniger erfreuliche Schlagzeilen: „E-Scooter auf Gleis – Bahnverkehr im Citytunnel gestört“, „Polizei stoppt volltrunkenen Briten auf E-Scooter“ oder „Mann bei Sturz mit Elektroroller lebensgefährlich verletzt“. Bereits einen Monat nach Zulassung der E-Scooter, warnten Ärzte der Hamburger Asklepios-Kliniken wegen zahlreicher Unfälle mit Verletzten vor den E-Tretrollern.

E-Scooter-Test in Hamburg

Auch die Polizei musste nach Einführung erst einmal Aufklärungsarbeit leisten. Zwar ist ein Führerschein nicht nötig, aber es gelten beispielsweise die Promillegrenzen wie bei Autofahrern. Das bekamen bis Ende Oktober (Statistik bis 3. Quartal) auch 45 Menschen zu spüren, die betrunken auf E-Rollern unterwegs waren und deswegen ihren Führerschein abgeben mussten.

Radschnellwege in Hamburg

Der neue Radschnellweg in Hamburg-Winterhude.
Der neue Radschnellweg in Hamburg-Winterhude. © Ronald Magunia

Hamburg soll Fahrradstadt werden – so das Ziel des Senats. Seit 2016 sind rund 46 Millionen Euro in den Ausbau der 14 Radschnellwege geflossen. 136 Kilometer sind bereits ausgebaut, das gesamte Hamburger Veloroutennetz soll einmal 280 Kilometer umfassen. 2019 wurden mehr als 50 einzelne Maßnahmen begonnen oder beendet.

Beispielsweise ist ein Teilstück der Veloroute 5 durch das Pergolenviertel fertiggestellt worden. Doch der Bau der Fahrradschnellwege sorgte 2019 nicht nur wegen der zahlreichen Baustellen für Unmut bei vielen Hamburgern. Für den Bau wurden zahlreiche Straßenbäume gefällt – und das obwohl die Stadt mit den Argumenten mehr Klimaschutz, weniger Lärm und eine viel saubere Luft für den Bau der Radwege wirbt.

Allein an der Kuehnstraße in Jenfeld (Veloroute 7) sind 55 Bäume gefällt worden. Selbst der ADFC übt Kritik am Ausbau. Am Mundsburger Damm (Velorouten 5 und 6) sollen die Radwege nur eine Breite von 1,37 Meter bekommen. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ist das viel zu schmal und die Stadt verstoße gegen geltende Regeln, nach denen Velorouten mindestens zwei Meter breit sein müssten.

Ärger gibt es auch mit dem TV-Koch Christian Rach. Für den Bau eines Fahrradwegs, der nicht Teil einer Veloroute ist, soll sein Restaurant Rach & Ritchy am Holstenkamp abgerissen werden.

14 Velorouten führen in die City:

  • Route 1: City – Altona – Othmarschen – Blankenese – Rissen
  • Route 2: City – Eimsbüttel – Stellingen – Eidelstedt
  • Route 3: City – Rotherbaum/Uni – Niendorf
  • Route 4: City – Harvestehude – Winterhude – Alsterdorf – Fuhlsbüttel – Langenhorn
  • Route 5: City – Uhlenhorst – Barmbek – Bramfeld – Poppenbüttel – Duvenstedt
  • Route 6: City – Hohenfelde – Dulsberg – Farmsen – Berne – Volksdorf
  • Route 7: City – St. Georg – Eilbek – Wandsbek-Markt – Jenfeld – Rahlstedt
  • Route 8: City – Borgfelde – Hamm – Billstedt – Bergedorf
  • Route 9: City – Hammerbrook – Rothenburgsort – Moorfleet – Allermöhe – Bergedorf
  • Route 10: City – HafenCity – Veddel – Wilhelmsburg – Harburg – Neugraben
  • Route 11: City – Alter Elbtunnel – Wilhelmsburg – Harburg – TU Hamburg
  • Route 12: City – St. Pauli – Landungsbrücken – Altona
  • Route 13: Innere Ringroute: Altona – Eimsbüttel – Winterhude – Barmbek – Eilbek – Hamm
  • Route 14: Äußere Ringroute: Othmarschen – Schnelsen – Niendorf – Poppenbüttel – Billstedt

Carsharing und Fahrdienste in Hamburg

Car2Go und DriveNow in einer App

Gehört seit Mitte November zur vereinheitlichten Flotte und kann über Share Now gemietet werden: Der BMW i3 der DriveNow-Flotte.
Gehört seit Mitte November zur vereinheitlichten Flotte und kann über Share Now gemietet werden: Der BMW i3 der DriveNow-Flotte. © DriveNow

Hamburg sieht sich als europaweiter Vorreiter der Mobilitätswende. Dazu tragen auch diverse Carsharing-Angebote bei. Zu den größten Anbietern zählen Car2Go und DriveNow, die seit Mitte November über die gemeinsame App Share Now organisiert werden. Bis zum ersten Quartal 2020 werden beide Flotten zusammengeführt.

Zudem wird das Geschäftsgebiet des Carsharing-Angebots in Hamburg auf 105 Quadratkilometer vergrößert. Die sogenannte Home Area, in der die Autos gemietet und abgestellt werden dürfen, legt für ehemalige Car2go-Kunden um vier Prozent zu. Für ehemalige DriveNow-Nutzer vergrößert sich das Gebiet sogar um 17 Prozent.

Carsharing-Anbieter WeShare kommt im Frühjahr 2020

Im Frühjahr 2020 geht außerdem der Carsharing-Anbieter WeShare in der Hansestadt mit einer Flotte von mehr als 1000 Elektroautos der Typen E-Golf und E-Up an den Start, wie im November bekannt gegeben wurde. Die WeShare-Fahrzeuge sind nicht an feste Vermietstationen gebunden.

Moia – ein Start mit Rückschlag

2020 soll die Moia-Flotte auf bis zu 500 Fahrzeuge aufgestockt werden.
2020 soll die Moia-Flotte auf bis zu 500 Fahrzeuge aufgestockt werden. © Michael Arning

Bereits Mitte April startete die VW-Tochtergesellschaft Moia in Hamburg mit 100 goldfarbenen Elektro-Kleinbussen (halb Bus, halb Taxi). Doch ein Rechtsstreit überschattete den Start des Sammeltaxi-Anbieters. Ein Taxiunternehmer wollte den Entzug der städtischen Genehmigung vor Gericht erzwingen. Auch mit einer Demo im April hatten rund 300 Taxifahrer gegen die Elektro-Shuttles gekämpft, weil sie die Konkurrenz fürchteten.

Kurz darauf entschied das Verwaltungsgericht Hamburg: Das VW-Tochterunternehmen darf zunächst höchstens 200 seiner Sammeltaxis in der Hansestadt betreiben. Ein Rückschlag für Moia – ursprünglich sollte die Flotte bis zum Jahresende auf bis zu 500 Fahrzeuge aufgestockt werden. Dieses Vorhaben soll nun aber 2020 realisiert werden.

Fahrdienstvermittler Uber startete im Juli

Nach Moia drängte im Sommer der nächste große Anbieter auf den Markt. Der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber, ein Rivale für Hamburger Taxis, startete im Mitte Juli seine Buchungs-App in Hamburg und Umgebung. Der US-Konzern vermittelt Mietwagenfahrten mit Fahrer von Haustür zu Haustür. Es sind Fahrten, die sich kaum von denen in einem Taxi unterscheiden. Aber sie seien teils deutlich günstiger als ein Taxi, verspricht Uber.

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Free Now Ride zieht positive Bilanz

Wenige Wochen nach Uber ging auch der in Hamburg ansässige Mobilitätsdienstleister Free Now im August mit seinem Mietwagenfahrdienstes mit Chauffeur (Free Now Ride) an den Start. Offenbar mit Erfolg. "Bis zum Jahresende werden wir mehr als 100.000 Touren allein in Hamburg vermittelt haben", teilte das Unternehmen Ende Dezember mit. Etwa 35.000 Fahrgäste haben Free Now Ride seit dem Start einmal oder mehrmals genutzt.

Free Now Ride bietet einen ähnlichen Service wie Uber an: Kunden können per Smartphone-App zum Festpreis einen Mietwagen mit Fahrer ordern. Die Fahrt zu einem Ziel im Hamburger Kerngebiet sei deutlich günstiger als im Taxi, lautet das Versprechen.

Carsharing am Stadtrand

Auch kleinere Carsharing-Projekte sorgten für positive Schlagzeilen: Mitte Juni startete die IBA Hamburg gemeinsam mit einem Autohaus in Fischbeker Neubaugebieten ein Angebot mit insgesamt vier Elektro-Autos. Mit dem Projekt möchten die Kooperationspartner ein lokales Sharing-Angebot am Stadtrand etablieren und gleichzeitig zum Umweltschutz beitragen.

Die Bahn-Tochter Ioki weitete ihr Angebot ebenfalls aus. Seit Anfang November können die Elektro-Sammeltaxis auch für den Hamburger Stadtteil Billbrook per App gebucht werden. Zuvor wurden nur die beiden westlichen Stadtteile Lurup und Osdorf versorgt. Das Ioki Hamburg Shuttle ist ein öffentliches Verkehrsmittel ohne festen Fahrplan oder Linien, das vollständig in den HVV integriert ist.

CleverShuttle stellte Betrieb ein

In Hamburg waren 50 CleverShuttle-Autos unterwegs.
In Hamburg waren 50 CleverShuttle-Autos unterwegs. © Roland Magunia | Roland Magunia

Anders erging es der Bahntochter CleverShuttle. Mitte Oktober stellte der Fahrdienst den Betrieb in Hamburg ein. Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit der behördlich auferlegte Begrenzung der Flottengröße (50 Fahrzeuge) und den hohen Wettbewerbsdruck, womit auch der Konkurrent Moia gemeint gewesen sein dürfte. In Hamburg waren 220 Mitarbeiter von dem CleverShuttle-Aus betroffen.

Lamellenbrüche auf der A7

Neu ist den Hamburgern das Problem mit beschädigten Lamellen und damit verbundenen Sperrungen nicht. Und so sorgten auch 2019 gebrochene Lamellen, deren Querschnitt dem einer Eisenbahnschiene ähnelt, für massive Verkehrsbeeinträchtigungen auf der A7.

Eine gebrochene Lamelle wird repariert (Archivbild).
Eine gebrochene Lamelle wird repariert (Archivbild). © dpa/ Axel Heimken

Gleich Mitte Januar stauten sich die Fahrzeuge hinter dem Elbtunnel auf einer Länge von 16 Kilometern wegen eines Lamellenbruchs. Und damit nicht genug: Denn obendrein dauerten die Arbeiten am gebrochenen Brückenverbindungselement länger als geplant. Einen Monat später wurde die nächste schadhafte Lamelle verkündet. Und es dauerte nicht lange, bis der nächste Lamellen-Vorfall gemeldet wurde – Mitte März.

Dieses Mal war die Verkehrsbehörde jedoch auf Zack: eine bis dahin nur beschädigte Lamelle wurde am Wochenende ausgetauscht, bevor sie brechen konnte. Eine spontane, erhebliche Staus auslösende Notreparatur konnte so verhindert werden. Wenige Tage vor Heiligenabend kam es jedoch zu einem weiteren Lamellen-Vorfall: Auf der A7 brach mittags in Höhe Waltershof eine Lamelle. Ein Fahrstreifen musste gesperrt werden. Die Folge: na klar, Stau – auch im Berufsverkehr am folgenden Morgen.

Die U-Bahn in Hamburg

U3: Sanierung und Sperrungen

Eine Visualisierung der U3-Haltestelle Landungsbrücken.
Eine Visualisierung der U3-Haltestelle Landungsbrücken. © Hochbahn

Endlich! Das werden sich wohl die meisten Fahrgäste der U-Bahn-Linie U3 gedacht haben, als die Haltestelle Landungsbrücken Mitte Dezember wieder freigegeben wurde. Ursprünglich sollte die Station bereits seit Mitte Oktober wieder geöffnet sein. Grund für die Verzögerung war die Bausubstanz der historischen Haltestelle, die deutlich schlechter war, als zunächst erwartet wurde.

Seit Ende Mai war der Bahnhof Landungsbrücken saniert und vom Netz genommen worden. Während der Bauzeit fuhr die U3 zunächst nur bis St. Pauli beziehungsweise Baumwall. Seit Anfang September verkehrte die U-Bahn-Linie zwar wieder auf der gesamten Ringlinie, die Haltestelle Landungsbrücke wurde jedoch weiterhin ohne Halt durchfahren.

Die nächste große Sperrung erfolgt erst im Januar 2021. Dann wird die U3-Strecke in der Hamburger City für 14 Monate gesperrt. Der Grund: Der U-Bahn-Trog, der zwischen den Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt liegt, muss durch einen Neubau ersetzt werden. Betroffen sind täglich 60.000 Fahrgäste.

Neue U-Bahn-Stationen

Andere Fahrgäste sind hingegen glücklich, dass es nun überhaupt eine U-Bahnstation an ihrem Wohnort gibt. Nach zwei Jahren Bauzeit halten seit Anfang Dezember im Rahlstedter Ortsteil Oldenfelde, einer neuen Station zwischen Farmsen und Berne, erstmals U-Bahnen der Linie U1. Laut Hochbahn werden rund 4500 Menschen von der neuen U-Bahn-Station profitieren.

Die neue U-Bahn-Station Elbbrücken.
Die neue U-Bahn-Station Elbbrücken. © HA | Marcelo Hernandez

Ebenfalls Anfang Dezember wurde die neue U-Bahnstation Elbbrücken eröffnet, die Endhaltestelle der Linie U4. Bürgermeister Peter Tschentscher gab das 1,3 Kilometer lange Teilstück von der Station "Hafencity Universität" bis "Elbbrücken" frei. Ein besonderer Hingucker, abegesehen vom spektakulären Blick auf den Hafen: von der U-Bahn-Station führt eine 65 Meter lange Fußgängerbrücke, ein sogenannter Skywalk, zur künftigen S-Bahn-Station.

Neue U5 soll Haltestelle am UKE bekommen

Die wohl spektakulärste Nachricht aus der Hamburger U-Bahn kam ebenfalls in der Vorweihnachtszeit. Die neue U 5 soll eine eigene Haltestelle auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) bekommen und danach über eine Haltestelle in der Nähe des Siemersplatzes (Behrmannplatz) und über Hagenbecks Tierpark weiter bis nach Stellingen führen. Somit ist die Debatte über den bisher noch offenen Streckenverlauf zwischen Gärtnerstraße und Stellingen vom Tisch.

Aus für Platzampel der Hochbahn

Schon seit Ende März vom Tisch ist die Idee einer Platzampel an U-Bahnstationen – bunte Lichter, die an der Station den Fahrgästen anzeigen, in welchem Waggon noch Plätze frei sind. Die Idee fand bei Befragten zunächst großen Anklang. Wer wünscht sich schließlich nicht weniger Gedränge und Frust in den Zügen? Dennoch verkündete die Hamburger Hochbahn das Aus für das Projekt.

Denn obwohl ein Großteil der Vielfahrer die Idee bei Online-Befragungen sehr positiv bewerteten (90 Prozent) und auch Fahrgäste vor Ort die Platzampel durchaus für sinnvoll hielten (77 Prozent), änderten bei einem zweiwöchigen Test nur vier Prozent der Fahrgäste tatsächlich ihre Einstiegsposition. Die Konsequenz: Das Pilotprojekt Platzampel wurde begraben.

Hamburger Hauptbahnhof

Hauptbahnhof durch neuen Tunnel entlasten

Neu ist die Nachricht nicht: Der Hamburger Hauptbahnhof, in dem alle U- und S-Bahn-Linien zusammenlaufen und sich dort mit dem Regional- und Fernverkehr kreuzen, platzt aus allen Nähten. Wer dort regelmäßig morgens oder abends zur Rushhour umsteigen muss, weiß: Dieser Bahnhof verträgt nicht einen Fahrgast mehr.

Das hat auch die Politik erkannt. Und es gibt bereits einen spektakulären Vorschlag, der dem Prinzip „Nicht kleckern, sondern klotzen“ folgt: einen komplett neuen Tunnel unter dem Hauptbahnhof hindurch bis nach Altona, durch den S-Bahnen fahren sollen. Der visionäre Plan stammt von Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Ob er realisiert wird, steht noch in den Sternen.

Durch das umstrittene „Stuttgart 21“ lässt sich Ferlemann übrigens nicht von solchen Großprojekten abschrecken: „Hamburg hat ja Tunnel, die können damit umgehen, da habe ich gar keine Bedenken.“

Umbaupläne für den Hauptbahnhof

Spektakuläre Pläne zum Hamburger Hauptbahnhof wurden bereits Anfang des Jahres vorgestellt, die unter anderem eine Verlängerung der denkmalgeschützten Bahnhofshalle um rund 70 Meter in Richtung Süden und ein gigantisches Glasdach über die Steintorbrücke vorsehen. Im November wurde bekannt, dass der Bund für eine Machbarkeitsstudie 3,1 Millionen Euro bereitstellt, mit der die Erweiterung des Verkehrsknotenpunktes geprüft werden soll.

2021 und 2022 soll der Bau eines Deckels über die Gleise zwischen Steintorbrücke und Altmannbrücke und der Masterplan Hauptbahnhof geprüft und ergründet werden.

Die Umbaupläne für den Hamburger Hauptbahnhof

So soll der Hamburger Hauptbahnhof künftig aussehen.
So soll der Hamburger Hauptbahnhof künftig aussehen. © Station&Service AG
Auf der Seite zur Kirchenallee könnten ein neues Hochhaus und gläserne Markthallen entstehen.
Auf der Seite zur Kirchenallee könnten ein neues Hochhaus und gläserne Markthallen entstehen. © Station&Service AG
Der Übergang zwischen den neuen Markthallen und dem alten denkmalgeschützten Gebäude.
Der Übergang zwischen den neuen Markthallen und dem alten denkmalgeschützten Gebäude. © Station&Service AG
An der Südseite könnten Fahrgäste künftig unter einem neuen Glasdach in HVV-Busse oder Taxen umsteigen.
An der Südseite könnten Fahrgäste künftig unter einem neuen Glasdach in HVV-Busse oder Taxen umsteigen. © Station&Service AG
Das gigantische Dach soll nach den Plänen sogar die Straße Steintorbrücke überspannen.
Das gigantische Dach soll nach den Plänen sogar die Straße Steintorbrücke überspannen. © Station&Service AG
Das geplante Glasdach soll 37 Meter hoch werden.
Das geplante Glasdach soll 37 Meter hoch werden. © Station&Service AG
Durch das Vorhaben soll der Hamburger Hauptbahnhof entlastet werden. Hier die Perspektive Südsteg.
Durch das Vorhaben soll der Hamburger Hauptbahnhof entlastet werden. Hier die Perspektive Südsteg. © Station&Service AG
"Machbarkeitsstudie Hamburg Hauptbahnhof" heißt das Konzept der Deutschen Bahn. Hier sind die künftigen Laufwege dargestellt. © Station&Service AG
So könnte der Hamburger Hauptbahnhof in der Gesamtübersicht aussehen.
So könnte der Hamburger Hauptbahnhof in der Gesamtübersicht aussehen. © Station&Service AG
An der Nordseite könnte ein gläserner Kubus für Fahrräder hinzukommen.
An der Nordseite könnte ein gläserner Kubus für Fahrräder hinzukommen. © Station&Service AG
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Der E-Highway auf der Autobahn 1

Bei innovativen Projekten sind Verzögerungen häufig programmiert – so auch beim sogenannten E-Highway auf der Autobahn 1. Der Start des Probebetriebs wurde gleich mehrfach verschoben. Zunächst sollte das Pilotprojekt im Juni dieses Jahres beginnen. Dann hieß es, im September könnten die ersten Oberleitungs-Laster rollen. Doch bei der Abnahme der fünf Kilometer langen Teststrecke wurden Mängel festgestellt. Hinzu kam, dass die Auslieferung des ersten Hybrid-Lkw sich verzögerte.

Ein Hybrid-Lkw (2.v.l.) fährt auf der A1-Teststrecke zwischen Reinfeld und Lübeck eine Testfahrt (Archivbild).
Ein Hybrid-Lkw (2.v.l.) fährt auf der A1-Teststrecke zwischen Reinfeld und Lübeck eine Testfahrt (Archivbild). © picture alliance/Markus Scholz/dpa

Nicht nur der Zeitplan wurde gerissen. Auch die Kosten für den E-Highway sind von 14 auf 19 Millionen Euro gestiegen. Der Bund der Steuerzahler rügte das Pilotprojekt und spricht in seinem "Schwarzbuch" von einer „unsinnigen Oberleitung für Lastwagen“. Der erste Hybrid-Lkw ging schließlich erst im Dezember ans Stromnetz über der A1 zwischen Lübeck und Reinfeld (Kreis Stormarn).

Der E-Highway in Schleswig-Holstein ist eine von drei Testrouten in Deutschland mit denen das Bundesverkehrsministerium den Nutzen des Oberleitungssystems untersucht, das ähnlich wie bei Straßenbahnen oder E-Lokomotiven funktioniert. Bis 2022 läuft das Pilotprojekt, an dem sich die Reinfelder Spedition Bode beteiligt.