Hamburg. Am Freitag hat Michael Westhagemann den ersten Teil des A7-Tunnels eingeweiht – abends folgte die erste Vollsperrung.

Es ist ein Meilenstein: Der erste der drei Hamburger Deckel über der A 7 ist fertig. Am Freitag wurde das rund 500 Meter lange Bauwerk feierlich eröffnet. Der Verkehr wird allerdings erst am kommenden Montag durch beide Röhren fließen. Zunächst müssen am Wochenende noch diverse vorbereitende Arbeiten im Tunnel durchgeführt werden. Dafür ist die A 7 seit Freitagabend in diesem Bereich bis Montag um 5 Uhr komplett gesperrt.

Am Sonnabendmorgen führte die Sperrung zunächst zu keinen Behinderungen für Autofahrer. „Es war alles ruhig“, sagte eine Sprecherin der Verkehrsleitzentrale. Staus oder andere Verkehrsbeeinträchtigungen habe es nicht gegeben.

Bei der Einweihungsfeier herrschte am Freitag große Freude darüber, diesen ersten Tunnel auf der A 7 nach fünf Jahren Bauzeit geschafft zu haben. Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) sagte: „Mit dem Ausbau hier in Schnelsen haben die Anwohner nach Jahrzehnten des Wartens einen vollumfänglichen Lärmschutz erhalten. Das verbessert die Attraktivität des Stadtteils und die Lebensqualität der Bürger.“ Er sprach von einer „Win-Win-Situation mit internationaler Strahlkraft“. In Hamburg seien Autobahnbau und Stadtentwicklung kein Widerspruch, sondern ergänzten sich.

Arbeiten an den A7-Tunneln werden noch Jahre dauern

Rainer Goldmann, Geschäftsführer des Baukonsortiums Via Solutions Nord, sagte: „Wir stehen vor einem ganz besonderen Tag. Zum einen wird am kommenden Montag durch die Verkehrsfreigabe der Hamburger Verkehr entlastet. Zum anderen markiert er einen Wendepunkt für die Schnelsener Anwohner.“

Diesem ersten Wendepunkt werden noch zwei weitere folgen. Der Stellinger Tunnel, gut 900 Meter lang, soll Ende kommenden Jahres fertig sein. Die Arbeiten am mit gut zwei Kilometern längsten Tunnel im Bereich Altona/Bahrenfeld haben noch gar nicht begonnen. Er wird wohl erst 2027 in Betrieb gehen können.

Lärmschutztunnel ist Teil des Milliardenprojekts A7

Das Schnelsener Bauwerk ist Teil der mehr als eine Milliarde Euro teuren Verbreiterung der Autobahn 7 vom auf Stelzen ruhenden Abschnitt südlich des Elbtunnels bis hin zum Bordesholmer Dreieck in Schleswig-Holstein. Mit dem am Freitag eingeweihten Abschnitt ist der Ausbau zwischen Bordesholm und dem Dreieck Hamburg-Nordwest fertig.

Neben diesen 65 Kilometern nimmt sich der auf Hamburger Gebiet befindliche Rest der Ausbaustrecke recht bescheiden aus – doch die vier Kilometer südlich des Elbtunnels und die rund acht Kilometer im Norden haben es in sich. Hier wird auf engstem Raum gebaut. Besonders aufwendig sind die Arbeiten südlich der Elbe. Hier wird derzeit an einer provisorischen Rampe gearbeitet, mit der der Verkehr an der Baustelle vorbeigeleitet werden soll.

Kommt ein Tempolimit von 80 km/h nördlich des Elbtunnels?

Wie das alles am Ende aussehen kann und welchen verkehrlichen Effekt es hat, wird in Schnelsen am frühesten zu beobachten sein. Am Montag werden die Auffahrt Richtung Süden und zunächst zwei der drei Spuren für den Verkehr freigegeben, ab Mitte Januar sind dann alle Spuren befahrbar.

Im Tunnel gibt es wie im Elbtunnel ein Tempolimit, mehr als 80 km/h sind nicht erlaubt. Möglicherweise wird dieses Tempolimit für den gesamten Hamburger A-7-Abschnitt nördlich der Elbe gelten. Denn dort folgt gewissermaßen Tunnel auf Tunnel. Die tunnelfreien Abschnitte könnten zu kurz sein, um zwischendurch höhere Geschwindigkeiten zu erlauben. Endgültig entschieden ist dies allerdings noch nicht.

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Auf dem Deckel wird sich bald zeigen, ob Hamburg zusammenwächst - dies war schließlich der wichtigste Grund, der die Bürgerschaft dazu bewogen hat, Geld für die Deckel auszugeben. 70 Millionen Euro zahlt Hamburg für das Schnelsener Bauwerk - bei Gesamtkosten von 225,3 Millionen Euro. Auf dem Deckel sind schon die Vorarbeiten für die künftige Nutzung als Park und Kleingartengelände im Gang. Lastwagen um Lastwagen wird Erdreich herantransportiert, 1,20 Meter stark soll die Schicht am Ende sein.

Kleingärten dort, wo früher der Verkehr donnerte

Der Bebauungsplan Schnelsen 87 sieht vor, dass die Kleingärten nördlich der Frohmestraße und in einem schmalen Streifen zwischen Frohmestraße und Heidlohstraße untergebracht werden. Der Rest wird für eine Esplanade, also einen Rad- und Fußweg, und für eine große Wiese verwendet. Zur Frohmestraße hin öffnet sich der Park zu einem Quartiersplatz - ein neuer, grüner Mittelpunkt für den bislang von der Autobahn durchschnittenen Stadtteil.

Ob es funktioniert? Lange vor Fertigstellung des längsten Tunnels in Altona wird man in Schnelsen beobachten können, wie es ist, über der Autobahn Gurken zu ernten – oder sich einfach nur dem Müßiggang hinzugeben, während tief unten eilends einem Ziel entgegengestrebt wird.

Während der Vollsperrung: Umleitung über die A1

Als Ausweichstrecke für den überregionalen Verkehr empfiehlt die Behörde die A1. Autofahrer in Richtung Kiel/Flensburg, sollten bereits am Horster Dreieck im Süden Hamburgs auf die A1 fahren. Ab Bargteheide geht es weiter über die A21 und die B205 zur A7 bei Neumünster. In Richtung Süden (Hannover) sollen Autofahrer die Umleitung in umgekehrter Richtung ab Neumünster nutzen. Zudem empfiehlt die Verkehrsbehörde auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen.

Die erste Röhre des Lärmschutzdeckels war bereits im Juni 2018 eröffnet worden.