"Da drüben", sagt Bea Luck. Sie steht vor ihrer Haustür am Abendrothsweg und zeigt die Straße hinunter. "Da hinten fängt schon Eppendorf an." Die 52-Jährige dreht sich um und geht in die andere Richtung. "Aber wir sind hier in Hoheluft-Ost", sagt sie entschieden.
Bea Luck kennt Hamburg, hat schon in einigen Stadtteilen der Hansestadt gewohnt. In Harvestehude und Eimsbüttel zum Beispiel. Bis zur Trennung von ihrem Mann zuletzt in Eppendorf. Doch nirgends fühlt sie sich so wohl wie in Hoheluft-Ost. Vor neun Jahren ist sie mit ihrer 13-jährigen Tochter Anna-Lena in Hamburgs kleinstes Viertel gezogen. "Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt", sagt sie.
Am meisten schätzt sie den dörflichen Charakter des Viertels. Das Quartier besteht nur aus wenigen Straßenzügen. Ein Spaziergang durch das überschaubare Hoheluft-Ost dauert nicht lange. Bea Luck wohnt in einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Abendrothsweg. Direkt unter ihr im Erdgeschoss lebt ihre blinde Mutter, um die sich die ehemalige Chefsekretärin kümmert.
Gleich an der nächsten Straßenecke zeigt sie ihren Lieblingsgriechen. "Da gehen wir immer essen", sagt sie. Bea Luck nennt ihr Viertel ein "kleines Dorf". Sie mag das. Jede zweite Woche schmiert sie ehrenamtlich mit anderen Müttern Brötchen im Gymnasium ihrer Tochter. Anna-Lena singt seit Jahren in der Gemeinde St. Markus im Kirchenchor. An den Wohnstraßen gibt es viele kleine Geschäfte. "Man kennt die Leute und kriegt einfach alles", sagt sie. Tante-Emma-Läden und kleine Eckkneipen bestimmen das Bild.
Bea Luck setzt ihren Weg fort zu den Falkenried-Terrassen, eine Art Wahrzeichen für das Viertel. Früher wohnten in den zweistöckigen Häusern viele Arbeiter. Damals wurden hier Straßenbahnen gebaut und in alle Welt verschickt.
Vom ehemaligen Arbeiterkiez ist nicht viel übrig geblieben. In den sanierten Falkenried-Wohnungen mit den grünen, südländischen Terrassen leben heute viele Familien. Sonst prägen weiße Jugendstilhäuser das Viertel. Die Straßen sind sauber. Wenig Arbeitslosigkeit, eine geringe Kriminalitätsrate. "Ein begehrtes Viertel", sagt Bea Luck. "Hier können Kinder noch vor die Tür gehen und auf der Straße spielen", meint sie.
Oft genießt sie mit Anna-Lena die Ruhe des Wohngebiets auf ihrem Balkon im ersten Stock. Gleich am Ende der Straße beginnt Eppendorf, doch kein Schild kündigt den benachbarten Stadtteil an. Die Grenzen zu den umliegenden Vierteln sind fließend. "Alles geht ineinander über", sagt Bea Luck. Für sie gibt es dennoch Unterschiede: "Die Menschen hier sind alle so natürlich und offen."