Der Eingang zum Kleingarten von Martina Ziesemer (57) liegt an einem steinigen Weg. "I'm not easy, but we can discuss it" (Ich bin kein einfacher Typ, aber wir können darüber reden) steht an der Pforte. Frecher Spruch und Kleingartenidylle - das ist die Welt von Martina Ziesemer. Mit 19 Jahren zog sie von Berlin nach Bremen und dann nach Wilstorf. "Anfangs habe ich mir die Augen aus dem Kopf geheult. Alles war auf einmal so klein." Heute lacht sie, wenn sie sich an diese Zeit erinnert, fühlt sich wohl in Wilstorf. Und das liege an zweierlei: ihrem Kleingarten und den Vereinsfreunden. Im Sommer kommt sie fast täglich mit ihrem Mann Winfried hierher. "Mein Mann beschwert sich manchmal über die vielen Pflanzen. Aber wenn ich etwas Neues züchten will, dann kriege ich es auch", erzählt Martina Ziesemer und zwinkert. Eisenhut, Kornblumen, Hortensien - bunte Blüten, so weit das Auge reicht. Wären da nicht die drei grauen Hochhäuser am Horizont, die das stimmige Bild etwas stören. Einst war Wilstorf Bauerndorf mit vielen landwirtschaftlichen Höfen, jetzt ist es Wohnstadtviertel mit einer für Hamburg verhältnismäßig hohen Bevölkerungsdichte. Einfamilienhäuser, mehrgeschossige Putzbauten und ziegelrote Backsteinhäuser - ganz unterschiedliche Gebäude geben dem Stadtteil sein Gesicht. Auch die neobarocke Kirche St. Franz Joseph, 1913 erbaut, ist prägend für das Stadtbild. Große Industrieansiedlungen fehlen. Lediglich Ausläufer des Harburger Phoenix-Viertels liegen als Arbeiterquartier in den Stadtteilgrenzen. Wilstorf ist vielmehr grüne Lunge des Bezirks Harburg. Vier Kleingartenvereine und den Harburger Stadtpark mit dem Außenmühlenteich gibt es hier. Martina Ziesemers zweiter Lieblingsort. Nur irrtümlich wird das Naherholungsgebiet wegen seines Namens häufig Harburg zugeordnet. "Es gibt hier viele kleine Zuflüsse, verschwiegene Eckchen und Wasservögel", schwärmt die 57-Jährige. "Ich bekomme hier alles, was ich brauche. Auch für den täglichen Bedarf. Um Klamotten oder CDs einzukaufen, kann man ja in die Stadt fahren." Mit Stadt meint sie Harburg. "Und nicht Hamburg!" Man sage das hier in Wilstorf so.

Martina Ziesemer macht es sich auf einem Stuhl vor ihrer Gartenlaube gemütlich. Eine ältere Frau kommt an der Pforte vorbei. Martina Ziesemer grüßt. "Anfangs habe ich überlegt, mir eine große Winkehand zu basteln. Hier gehen immer viele Leute vorbei", sagt sie. "Man kennt sich hier eben. Ich brauch immer ein wenig Leben um mich herum."