Die Grafikerin Britta Lange (41) zog vor zehn Jahren in den Stadtteil - “nur wegen des Gartens“. Bis heute hat sie diese Entscheidung nicht bereut.

Eine ruhige Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster, vor den Backsteinhäusern aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehen Birken, Ahorn- und Lindenbäume. Die Vögel zwitschern, von der Hauptstraße her sind Autos zu hören, vom nahen Flughafen kaum etwas - dafür die Glocken der St. Lukas Kirche.

Britta Lange (41) steht auf ihrem Balkon. "Ich wohne genau im Zentrum von Fuhlsbüttel", lacht sie. "Jedenfalls, wenn man den Flughafen nicht mitrechnet." Der macht den Stadtteil in Hamburgs Norden nicht nur weltweit bekannt, sondern nimmt auch den größten Teil seiner Fläche ein: Fast zwei Drittel ist Flughafengelände. "Wir haben schon oft versucht, eine Fahrradtour ringsherum zu machen", sagt Britta Langes Tochter Merle (9), "aber die Strecke ist zu lang, und wir haben es immer nur halb geschafft."

Sie fährt mit ihrer Mutter und Schwester Thora (12) lieber ins nahe Alstertal, auf den Spielplatz oder zum Tretbootfahren und Schwäneangucken runter an die Rathsmühlenbrücke. Hier stand schon 1283 eine Kornmühle am Alsterufer - knapp 300 Jahre später wurde gegenüber eine zweite errichtet. Beide Mühlen wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und wurden dann als Holz- und Papiermühlen genutzt.

Noch lieber als im Alstertal spielen die Schwestern eigentlich in der Nachbarschaft - genau wie die beiden Mädchen haben auch ihre Freunde Häuser oder Wohnungen mit Gärten. Genauso hatte Britta Lange es sich vor zehn Jahren gewünscht, als sie von Winterhude hierher zog. "Um ehrlich zu sein, war der Garten der Hausgemeinschaft das einzige Argument, was damals für Fuhlsbüttel gesprochen hat", sagt die Grafikerin. Mittlerweile ist sie von dem Stadtteil hundertprozentig überzeugt: "Das Trutschige und Spießbürgerliche verschwindet immer mehr. Jetzt gibt es hier viele junge Leute und ein ganz anderes Angebot an Läden als noch vor ein paar Jahren."

Das Cafe "Eisdeerns" mit leckerem Eis und portugiesischen Spezialitäten, die Trattoria "Va Bene" und Geschäfte für Kinderbekleidung, die auch in Eppendorf oder im Schanzenviertel liegen könnten, sind zu neuen Treffpunkten für moderne ältere und junge Fuhlsbüttler geworden. Auch einige lang ansässige Geschäfte gibt es hier noch - doch obwohl die Fuhlsbüttler ihrem Stadtteil sehr verbunden und vielfach gut situiert sind, ist auch hier das Geschäftssterben spürbar. Gerade am Erdkampsweg, von jeher die Haupteinkaufsstraße des Stadtteils, haben in der Vergangenheit mehrere Läden schließen müssen. "Die Straße ist Fuhlsbüttels Lebensader", sagt Britta Lange. Sie beginnt an der 1893 erbauten St. Lukas Kirche, führt vorbei am renommierten Alstertal-Gymnasium und endet beim Marktplatz. Hier wird mittwochs und freitags der beliebte Wochenmarkt abgehalten - und auch bei Stadtteilfesten, beim Schauturnen des Sportvereins oder am Tag der offenen Tür der Fuhlsbüttler Feuerwehr ist der Marktplatz Anlaufpunkt.

"Fuhlsbüttel bietet uns alles, was wir für die Gestaltung von Alltag und Freizeit brauchen", meint Britta Lange. "Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten und Schulen, eine Bücherhalle, das Alstertal, den kleinen Wacholderpark und eine U-Bahnstation." In 20 Minuten in der City zu sein, ist gut, wenn man ausgehen will. Denn eines vermisst Britta Lange an Fuhlsbüttel doch: eine richtig nette Kneipe.