Unter hohen Bäumen steht eine Holzbank. Daneben wachsen Himbeerbüsche. Auf der anderen Seite des schmalen Sandweges liegen Pferdekoppeln. Es ist ruhig - nur das Zirpen der Grillen und Vogelgezwitscher sind zu hören. "Mein absoluter Lieblingsplatz", sagt Monika Westphal. "Es ist herrlich, hier zu sein. Auch wenn es nur für einen Augenblick ist." Das 15-jährige Mädchen nutzt jede Gelegenheit, an dem idyllischen Fleckchen mitten in Bergstedt vorbeizukommen: beim Joggen, Spazierengehen oder Fahrradfahren.

Monikas zweiter Lieblingsort ist der Park rund um die Bergstedter Kirche. Auf dem Rasen, unter Linden und Buchen, lassen sich Monika und ihre Freundinnen im Sommer das Eis schmecken, das sie bei "Adda" nebenan geholt haben. Verwitterte Grabsteine verbreiten eine ehrfurchtsvolle Atmosphäre. "In der Kirche ist es auch sehr schön", sagt Monika, die in der 1256 aus Feldsteinen erbauten Kirche getauft und konfirmiert wurde. "Es gibt nur im Chor elektrisches Licht, der übrige Kirchenraum wird von Kerzen erleuchtet." Die Pfarrkirche ist nicht nur für Hochzeiten, sondern auch für Taufen sehr begehrt. Ein 240 Jahre alter hölzerner Engel, der unter der Decke schwebt, hält das Taufbecken und wird bei der Zeremonie herabgelassen.

Der "Tauf-Engel" hatte in der Vergangenheit viel zu tun, denn die Bergstedter Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen. Zählte Bergstedt 1937 nur 1300 Einwohner, lebten hier 1990 bereits 7613 Menschen - 2005 waren es 9271. Bevölkerungszunahme und Durchgangsverkehr verursachen zur Hauptverkehrszeit ein Chaos in den Hauptstraßen - dann stecken auch die Busse fest, mit denen die Bergstedter sonst innerhalb von 15 Minuten in Poppenbüttel oder Volksdorf sind.

Trotz Verkehrs und vieler Menschen ist Bergstedt ein grüner Stadtteil. An Straßenrändern und in Gärten wachsen viele Bäume, die Naturschutzgebiete Rodenbeker Quellental und Hainesch-Illand, das Timmermoor und das nahe Alstertal laden zu Radtouren und Spaziergängen ein. Zentrum des Stadtteils ist der Bergstedter Markt mit der Kirche und zwei historischen Höfen. Einer, der denkmalgeschützte Siemers'sche Hof, ist zu einem ökologischen Zentrum mit Kunst- und Kulturverein, Handwerksbetrieben und Cafe geworden.

Ebenfalls im alten Dorfkern liegt das Mini-Kaufhaus der Familie Hillmer. "Dort bekommt man alles", sagt Monika und zählt auf: "Geburtstagskerzen, Einweckgläser, Süßigkeiten, Nähzeug, Kinderspielzeug, Zeitschriften und Porzellan." Sie kennt sich aus, denn ihre Mutter arbeitet dort, und sie selbst hat schon bei der Inventur geholfen.

Nicht weit entfernt von dem Kaufhaus liegt das Gelände des Bergstedter SV, in dessen neuer Dreifeldhalle Monika dreimal pro Woche Badminton spielt. Dort hat sie viele Freunde. Dass es in Bergstedt zwar mehrere Schulen, aber keine Einrichtungen für Jugendliche gibt, stört sie nicht. "Ich unternehme lieber etwas mit Familie oder Freunden, als in Bars oder Discos zu gehen", sagt die junge Bergstedterin.