121 Tage war er in den Händen somalischer Piraten, nun hat er seine Tagebuchnotizen über die Entführung veröffentlicht.
Hamburg. „Frohe Ostern, Hansa Stavanger“ heißt das Buch von Kapitän Krzysztof Kotiuk, der letztes Jahr zusammen mit seiner 24- köpfigen Crew vor der somalischen Küste von Piraten als Geisel genommen wurde. „Jeder Tag war eine Tragödie für uns“, sagte Kotiuk am Dienstag sichtlich bewegt bei der Vorstellung seines Buches in Hamburg. „Ich wollte einfach zeigen, wie es wirklich war“, erklärte der 61-Jährige in der dunkelblauen Kapitänsjacke. Das Schlimmste seien für ihn die Scheinhinrichtungen durch die Piraten gewesen: „Wenn ich davon rede, schwitze ich noch heute“, sagte er mit brüchiger Stimme.
Neben den Notizen des Seemannes sind auch die Tagebucheintragungen seiner Frau Bozena Kotiuk Teil des Buches. „Eigentlich möchte ich schreien und weinen zugleich, aber etwas blockt diese Reaktionen in mir ab. Und so wird es bis zum Ende bleiben“, beschreibt sie im Buch den Moment, als sie von der Entführung erfuhr. Bis heute lassen die Erinnerungen dem Ehepaar aus München keine Ruhe, Kotiuk will sich nun in einer Traumaklinik am Ammersee behandeln lassen. „Wir versuchen unser Leben weiterzuführen, aber es hat schreckliche Spuren hinterlassen“, sagte Kotiuks Frau während der Buchpräsentation.
Als Kapitän arbeitet der polnischstämmige Mann derzeit nicht, er lebt von Krankengeld. Im November wurde ihm wegen wirtschaftlicher Probleme von der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg gekündigt. Dagegen hatte Kotiuk geklagt und neben einer Kündigungsentschädigung auch eine Kompensation für das seelische Leid und die finanziellen Schäden, die während der Entführung entstanden seien verlangt. Eine Güteeinigung scheiterte im Januar. Am 4. Mai wird das Verfahren fortgesetzt.
Der im April 2009 gekaperte Frachter „Hansa Stavanger“ wurde erst nach vier Monaten gegen ein Lösegeld von 2,7 Millionen Dollar (2,1 Millionen Euro) von den Piraten freigegeben. Den aktuelle Haftbefehl der Hamburger Justiz gegen zehn somalische Piraten im Fall des an Ostern überfallenen Containerschiffs „Taipan“ sieht er mit Genugtuung. Die Seeräuber gehörten vor Gericht, sagte Koituk. „Piraten sind Verbrecher.“