Der Kapitän des Frachters wird demnächst in der Hansestadt eintreffen, um mit seiner Reederei über den Verlauf der Entführung zu sprechen.
Hamburg. Der Kapitän des gekaperten Containerfrachters "Hansa Stavanger", Krzysztof Kotiuk, wird demnächst in Hamburg eintreffen, um mit seiner Reederei "Leonhardt& Blumberg" über das glückliche Ende der Entführung und seine weitere Zukunft zu sprechen. Körperlich fühle er sich ganz gut, so Kotiuk zum Abendblatt. "Aber ich muss mich psychisch einmal untersuchen lassen." Er könne daher noch nicht sagen, wie sich die vier Monate in der Hand somalischer Piraten ausgewirkt haben. "Ich bin Kapitän, Seemann und kein Marineoffizier." Wie berichtet, hatte die 24-köpfige Crew unter Hitze und Dreck zu leiden.
Immer wieder haben die Piraten mit dem Tod gedroht, über die Köpfe der Männer hinweg geschossen. Medienberichte, wonach er die Hamburger Reederei auf Schadenersatz verklagen wolle, wies Kotiuk im Gespräch mit dem Abendblatt vehement zurück: "Das ist Blödsinn, eine Frechheit." Mit seinem Chef Frank Leonhardt stehe er in "sehr guter Verbindung". Zurzeit ruhe er sich in seinem Heimatort München von den Strapazen aus. "Ich habe bezahlten Urlaub und bin weiter Angestellter der Reederei."
Die "Hansa Stavanger" war das erste Schiff unter deutscher Flagge und mit deutschen Besatzungsangehörigen an Bord, das von somalischen Piraten überfallen worden war. Allerdings geschah der Überfall am 4. April nicht im militärisch überwachten Golf von Aden, sondern im Seegebiet zwischen dem Horn von Afrika und Madagaskar - dort, wo es bisher kaum einen Schutz durch westliche Seestreitkräfte gibt. Gegenüber dem Abendblatt hatte Reeder Frank Leonhardt daher gefordert, dass die Marine den Schutz möglichst auch auf dieses Fahrtgebiet ausweiten solle. Ein solcher Schutz sei schon bald notwendig, weil die Zeit des Monsuns demnächst vorüber sei, die See dann ruhiger und das Risiko von Überfällen größer werde.
Tatsächlich setzten sich die Piratenangriffe vor Somalia schon jetzt wieder weiter fort. Am Wochenende musste die deutsche und die türkische Marine erneut einen Angriff auf einen türkischen Frachter abwehren. Auch bei den Reedereien gibt es immer neue Überlegungen zum Schutz gegen Piraten, wie es in Branchenkreisen heißt. Etwa Lärmkanonen oder ein neues Abwehrsystem, das mit hohem Wasserdruck arbeitet und eine Art Wasserwand um ein Schiff legen kann. "Wir werden jetzt auch Ausrüstungen gegen Piraten an Bord bringen", hieß es bei Leonhardt & Blumberg, ohne Details zu nennen.