Der Kapitän der „Hansa Stavanger“,Krzysztof Kotiuk, berichtet erstmals über die monatelange Gefangenschaft an Bord.

Hamburg. Der Kapitän der „Hansa Stavanger“, Krzysztof Kotiuk, hat im NDR Fernsehen erstmals ausführlich über die Tortur der Gefangenschaft berichtet. „Auf dem Radar habe ich gesehen, dass ein Speedboot, ein sehr schnelles Objekt, zu uns kam. Wir haben gesehen, dass fünf Leute mit schweren Waffen und RPG-Werfer im Boot sind. Die Piraten haben uns gesagt: Stoppt die Maschinen. Ich habe versucht, wegzukommen. Dann hat einer der Piraten mit einer Panzerfaust auf uns geschossen“, sagte er am Sonntag. An Bord sei es wiederholt zu Scheinexekutionen gekommen.

Um Druck auf die Reederei auszuüben, sei es ihm und der Besatzung aber erlaubt worden, nach Hause zu telefonieren: „Nur deswegen haben wir die Erlaubnis gekriegt, uns mit der Familie zu unterhalten. Die Familie sollte Druck machen auf die Reederei.“ Kotiuk machte die Reederei erneut verantwortlich für die Länge der Geiselnahme: „Es wäre möglich gewesen, das schneller zu beenden.“

Erleichtert äußerte er sich über den Abbruch der geplanten Befreiungsaktion: „Das war sehr gefährlich. Diese Befreiungsaktion ist Gott sei Dank nicht passiert, das wäre hundertprozentig unser Tod gewesen.“

Die Piraten seien sehr jung und gefährlich gewesen. „Es waren wilde Leute, viele junge Leute, fast Kinder. Von Kindesbeinen an waren sie nur an der Kalashnikov ausgebildet.„ Die Krankheiten der Piraten bedrohten auch die Gesundheit der Besatzung: “Viele dieser Piraten hatten Wunden. Einige haben mir gezeigt, dass sie Syphilis hatten. Und diese Leute haben mit uns zusamen eine Toilette benutzt. Die Toilette auf der Brücke war für 40 Personen.„

Ein Flugzeug habe zwei Pakete mit dem Lösegeld abgeworfen, berichtete Kotiuk: “Dann haben die Piraten die zwei Beutel an Bord gebracht. Auf dem Tisch haben wir das Geld gezählt. Das ging ganz schnell.„ Vorher seien rund 50 Piraten an Bord gekommen. “Der Kommandant der Piraten hat das Geld verteilt, für jeden persönlich. Und dann sind die Leute in Gruppen von sieben oder acht Leuten abgehauen nach Hause. Das war super organisiert.“