Heute Abend stellt sich der designierte Bürgermeister der grünen Basis. Ein Stimmungstest, der über die Koalition entscheiden dürfte.
Hamburg. Ein netter Abend unter Freunden wird es nicht werden, das ist ihm klar. Und ein bisschen Lampenfieber gehöre ja auch dazu. Denn heute Abend geht es für den designierten Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) ums Ganze: Von 19 Uhr an stellt sich der jetzige Innensenator dem Koalitionspartner vor - und der grünen Basis. 400 bis 600 Mitglieder werden erwartet.
Offiziell wird heute zwar noch nichts entschieden, doch intern geht es um die Zukunft der Koalition. Bevor die Grünen am kommenden Sonntag auf der Mitgliederversammlung (so nennt die GAL ihren Parteitag) über den Fortgang abstimmen, wollten sie Ahlhaus erst einmal unter die Lupe nehmen. Hieß ja schließlich immer, er wolle ein Bürgermeister zum Anfassen sein.
Damit der Bürgermeister-Check nicht gestört wird, ist der Abend in der Freien Akademie der Künste am Klosterwall nur für Mitglieder. Die Vorsitzenden Katharina Fegebank und Anjes Tjarks moderieren, Ahlhaus will nur ein paar Worte sagen - ohne "generalstabsmäßige Planung" - und sich dann den Fragen stellen. "Ich habe großen Respekt, werde mich aber nicht verstellen", sagte Ahlhaus am Vorabend.
"Es geht darum, dass die GAL-Mitglieder mich kennenlernen sollen. Ich bin, wie ich bin - und bete nicht irgendwelche ausgeklügelten PR-Konzepte herunter." Die Grünen haben jedenfalls eine "ausführliche Fragerunde" eingeplant, so Landesgeschäftsführer Mirko Seffzig.
Parteichefin Fegebank hatte im Vorfeld öffentlich für den Fortgang von Schwarz-Grün geworben und ihre Basis aufgefordert, Ahlhaus eine Chance zu geben. Dennoch sei sie natürlich gespannt, "wie er sich präsentiert und auf die Fragen der Mitglieder eingeht".
Zwar steht das Personaltableau mittlerweile so gut wie fest, doch es gibt noch Vorbehalte, wie gegen den designierten, parteilosen Wirtschaftssenator Ian Karan wegen dessen Sponsoring der Schill-Partei (siehe links). Drüber hinaus gibt es weiteren Klärungsbedarf: Was wird aus grünen Projekten, wie soll die Haushaltskonsolidierung aussehen, ist Ahlhaus wirklich so liberal, wie er sich derzeit gibt, und wie steht er heute zu seiner Gastmitgliedschaft in einer schlagenden Heidelberger Verbindung? Diese wird immer noch kritisch beäugt.
Die Grünen sind eine Partei, in der die Basis eine zentrale Rolle spielt. Und die Stimmungslage ist dieser Tage konträr. Bei verschiedenen Treffen der Kreisverbände äußerten Grüne immer wieder Bedenken gegenüber der Person Ahlhaus, und in der Landesgeschäftsstelle sind mittlerweile zwei Anträge eingetroffen, die ein Ende der Koalition fordern - und nur einer für die Fortführung. Die Altonaer Grünen Aram Ockert und Peter Schwanewilms warnen in ihrem Antrag davor, dass die CDU unter Ahlhaus wieder einen deutlich konservativeren Kurs einschlage und die Grünen mit ihren Plänen auf der Strecke blieben. Sie wollen heute Abend übrigens noch beantragen, die Öffentlichkeit doch zuzulassen - so sei es bei allen grünen Organen, Arbeits- und Fachkreisen schließlich Usus. Außerdem wolle man ja nicht den Eindruck erwecken, eine ernsthafte Befragung wäre nur hinter verschlossenen Türen möglich, so Ockert
Bei den GAL-Bürgerschaftsabgeordneten gibt es dagegen die Tendenz, Fegebanks Empfehlung, die Koalition weiterzuführen, zu folgen und Ahlhaus am 25. August zum Bürgermeister zu wählen. Einige kündigten aber an, sich durchaus von der Stimmung an der Basis beeinflussen zu lassen.