Dortmund. Kreishandwerksmeister: „Otto Normalverbraucher kann sich kaum noch Reihenhaus leisten.“ Warum seine Branche aber nichts dafür könne.
Der Traum von den eigenen vier Wänden liegt bei vielen Familien auf Eis, seit Bauzinsen aus historisch niedrigen Gefilden unter einem Prozent wieder auf durchschnittlich drei bis vier Prozent gestiegen sind. Im Langzeitvergleich ist das immer noch niedrig, findet Christoph Knepper, Kreishandwerksmeister im Raum Hellweg-Lippe. Knepper sieht die Gründe für die Bauflaute beim Staat und ausufernden Vorschriften.
Handwerk nennt hohe Energiestandards als Grund
„Otto Normalverbraucher kann sich heute nicht einmal mehr ein Reihenhaus leisten“, sagt der Handwerksmeister – und rechnet vor: Vor 20 Jahren habe eine Heizungsanlage im Neubau vielleicht 20.000 Euro gekostet. „Heute liegen sie bei 50.000 bis 60.000 Euro, weil die Energiestandards so hoch sind, dass man zusätzlich zur Heizung noch eine Lüftungsanlage braucht“, sagt der Fachmann. Jedenfalls, wenn der neue EH-40-Standard ab 1. Januar 2025 gilt. Den hatte die Bundesregierung eigentlich schon für 2024 vorgeschrieben, dann aber ausgesetzt.
Auch im Wohnungsbau sorgten die zu strengen Vorgaben für hohe Preise und weniger Neubauten als die angestrebten 400.000 Wohnungen pro Jahr. Knepper rechnet mit 100.000, allenfalls 150.000 Wohnungen pro Jahr, „weil Bauen einfach zu teuer ist“.
Entsprechend sei in der Branche des Bauhauptgewerbes auch die Stimmung sehr schlecht, sagt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, am Dienstag bei der Vorstellung der Herbstkonjunkturbefragung unter Mitgliedsunternehmen. Dies gelte weniger für die Ausbaugewerke. Die Auftragslage sei zwar leicht rückläufig. Für Kundinnen und Kunden bedeutet dies allerdings nicht, dass nun kurzfristig Handwerker vor der Tür stehen, wenn eine Sanierung ansteht. Im Bauhauptgewerbe sind die Betriebe im Schnitt nach wie vor für rund ein Vierteljahr ausgelastet.
„Löhne und Gehälter sind deutlich gestiegen. “
Kunden des Handwerks müssen aber nicht nur weiter Geduld mitbringen, sie müssen häufig auch tiefer in die Tasche greifen als früher. 41 Prozent aller befragten Betriebe haben in den vergangenen sechs Monaten demnach die Preise erhöht. „Löhne und Gehälter sind deutlich gestiegen“, erklärt Handwerkskammerpräsident Schröder. Diese höheren Kosten müssten die Betriebe an die Auftraggeber weiterreichen – was die Verwirklichung des Traums vom Eigenheim zusätzlich zu Klimaschutzvorgaben noch ein bisschen schwieriger macht.
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