Sauer- und Siegerland. Für Unternehmen im Sauerland und Wittgenstein ist Arbeiten von zu Hause aus ein Imagefaktor. Wo die Regelung besonders großzügig ist.

Trotz der Debatte um eine Rückkehr in die Büros nutzen viele Mitarbeiter das Homeoffice-Angebot ihres Unternehmens weiterhin gerne. Lediglich in den letzten zwei Jahren ist laut der IT.NRW als Statistisches Landesamt die Anzahl der Tage im Homeoffice der abhängig Beschäftigten gesunken. Den Daten der IT.NRW zufolge nahmen 2023 dennoch eine ähnliche Anzahl der abhängig Beschäftigten das Angebot zum Homeoffice in Anspruch wie noch vor zwei Jahren.

Die nötigen Voraussetzungen für die Arbeit von zu Hause aus haben viele Unternehmen in der Region Südwestfalen während der Covid-19-Pandemie geschaffen. Die Regelungen in den einzelnen Unternehmen sind unterschiedlich – ein deutlicher Rückgang der Arbeit im Homeoffice lässt sich jedoch noch nicht beobachten. Doch in manchen Betrieben füllen sich die Büros langsam wieder. Ein Blick auf einige größere Unternehmen verschiedener Branchen zeigt die aktuelle Situation in der Region.

Arnsberg: Mobiles Arbeiten aus dem Ausland? Möglich beim IT-Dienstleister Gonicus

Beim Thema Homeoffice ist der IT-Dienstleister Gonicus aus Arnsberg weit vorne: „Bei uns ist Homeoffice ohne Einschränkungen möglich“, berichtet der Pressesprecher des Unternehmens, Christian Göri. Die Belegschaft nehme das Angebot gut an.

Für viele sei eine Arbeit in Arnsberg sonst sogar aufgrund der weiten Entfernung zu ihrem Wohnort kaum möglich. „Ich bin selbst betroffen. Denn ich sitze auch nicht in Arnsberg, sondern in Köln“, sagt Göri. Dabei bestehe sogar die Möglichkeit, aus dem Ausland zu arbeiten: „Wir sind zwar alle in Deutschland, aber das ist nicht notwendig für die Arbeit.“

„Natürlich ist es ein anderes Erleben, wenn man sich persönlich sieht.“

Christian Göri
Pressesprecher vom IT-Dienstleiter Gonicus

Für die soziale Vernetzung werden Events geplant, bei denen man sich physisch trifft. Beispielsweise wird ein verlängertes Wochenende in Holland angeboten. „Wir bieten in Büros auch Events an, damit die Leute sich besser kennenlernen können.“ Etwa dreiviertel des Teams, so schätzt der Pressesprecher, nähmen an den angebotenen Veranstaltungen teil. Doch dies sei nicht die einzige Möglichkeit, einander zu begegnen: „Wir kennen uns alleine schon aus den zweiwöchentlichen virtuellen Zusammentreffen. Die werden auch hybrid angeboten.“ - also sowohl in Präsenz als auch virtuell. Einen Vorteil haben Online-Konferenzen für Göri: „Man hat die Namen superschnell drauf. Die stehen ja immer unter dem Bild. Das hat früher länger gedauert, da hatte man nicht immer Namenskärtchen.“

Wer im Büro in Arnsberg in Präsenz arbeiten möchte, ist ebenfalls willkommen. „Wir haben genügend Arbeitsplätze vor Ort. Da ist es nie voll“, berichtet Göri. Die Mitarbeitenden würden alle die Möglichkeit zum Homeoffice zumindest hin und wieder nutzen. Aber ins Büro komme auch jeder mal, denn: „Natürlich ist es ein anderes Erleben, wenn man sich persönlich sieht.“

Stadt Hagen empfiehlt 50 Prozent Homeoffice

„Die Corona-Pandemie hat aufgrund der damals vorgegebenen Kontaktbeschränkungen zu einer flächendeckenden Ausweitung des Homeoffice geführt“, erklärt Clara Katharina Treude. Die Pressesprecherin der Stadt Hagen gibt an, der Anteil sei seitdem nahezu gleich geblieben. Insgesamt gebe es hier knapp 2100 Homeoffice-Nutzer von insgesamt rund 3500 Beschäftigten in der Stadtverwaltung.

Laut der existierenden Dienstvereinbarung dürfe ein Anteil von höchstens 80 Prozent der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit im Homeoffice verbracht werden. Als Orientierungswert sei nach dem Wegfall der Corona-Kontaktbeschränkungen ein Homeoffice-Anteil von 50 Prozent empfohlen worden.

„Häufig erkundigen sich Bewerber im Rahmen von Vorstellungsgesprächen nach den Möglichkeiten für Homeoffice.“

Clara Katharina Treude
Pressesprecherin der Stadt Hagen

„Die Entscheidung über den Umfang des Homeoffice trifft die jeweilige Führungskraft unter Beachtung der jeweiligen Tätigkeiten und den persönlichen Voraussetzungen und Belangen des Mitarbeitenden“, spezifiziert Treude die Regelung ihres Arbeitgebers. Dabei orientiere sich der Homeoffice-Anteil an den vom Mitarbeitenden wahrzunehmenden Aufgaben.

Wie wichtig ist die Arbeit von zu Hause aus für neue Angestellte? „Häufig erkundigen sich Bewerber im Rahmen von Vorstellungsgesprächen nach den Möglichkeiten für Homeoffice“, gibt Treude an. Grundsätzlich ließen sich natürlich auch Mitarbeitende mit weiteren Anfahrtswegen anwerben. Allerdings böten auch andere Arbeitgeber Homeoffice-Möglichkeiten, sodass die Stadt Hagen hier kein Alleinstellungsmerkmal vorweise.

OBO Bettermann in Menden: Wunsch nach persönlichem Kontakt

Etwas weniger wird in Menden bei Obo Bettermann, Hersteller von Installationssystemen für Elektrotechnik, außerhalb des Büros gearbeitet. „Es gibt bei uns die Möglichkeit, ein bis zwei Tage pro Woche aus dem Homeoffice zu arbeiten, sofern die Tätigkeit dies erlaubt“, sagt der Leiter der Personalabteilung, Martin Iken. Dabei erfolge die Nutzung dieses Angebots durch die Mitarbeiter sehr unterschiedlich.

„Am Standort Deutschland haben wir rund 1200 Mitarbeiter.“ Aufgrund ihrer Tätigkeit sei es jedoch nicht allen möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. „Es nutzen circa 250 Mitarbeiter das Angebot zum Homeoffice“, sagt Iken.

„Der persönliche Kontakt zu den Kollegen ist tendenziell wieder wichtiger geworden.“

Martin Iken
Leiter der Personalabteilung von Obo Bettermann

Die Einführung und Nutzung von Homeoffice sei während Corona entstanden. „Seitdem ist die Nutzung und das Angebot weitestgehend stabil geblieben“, berichtet der Abteilungsleiter. Ausgenommen die Corona-Hochphasen: Hier habe es situative Regelungen gegeben.

Für Fachkräfte spiele die Möglichkeit zur Arbeit außerhalb des Büros auch bei der Unternehmenswahl eine große Rolle, konnte Iken bereits beobachten. „Im kaufmännischen Bereich wird das schon vorausgesetzt. Wenn gar kein Homeoffice angeboten wird, wird das von vielen Bewerbern eher negativ bewertet“, gibt Iken an. In den letzten Monaten habe diese Anforderung jedoch etwas nachgelassen. „Der persönliche Kontakt zu den Kollegen ist tendenziell wieder wichtiger geworden.“

OBO Bettermann Vertrieb Deutschland GmbH, Hüingsen, Menden, Sauerland, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Den Mitarbeitenden von Obo Bettermann Vertrieb in Menden ist neben dem Homeoffice auch der persönliche Kontakt wichtig. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bikar Metalle in Bad Berleburg: Flexible Arbeit besonders für Familien

Auch bei Bikar Metalle in Bad Berleburg gebe es die Möglichkeit zum Homeoffice, berichtet die Personalleiterin des Unternehmens. Annalena Moll-Göbel erklärt, aktuell dürften die Mitarbeitenden ihre Arbeit an bis zu zwei Tagen die Woche von zu Hause aus verrichten.

In besonderen Fällen gebe es zudem die Möglichkeit, häufiger im Homeoffice zu bleiben: „Gerade für Väter und Mütter, aber auch für die Mitarbeitenden, die weiter weg wohnen, finden wir immer individuelle Lösungen.“ Dann werde beispielsweise nur ein Teil des Tages im Büro gearbeitet und der andere Teil des Tages im Homeoffice, um die Kinder aus der Schule oder der Kita zu holen.

„Gerade für Väter und Mütter, aber auch für die Mitarbeitenden, die weiter weg wohnen, finden wir immer individuelle Lösungen.“

Annalena Moll-Göbel
Leiterin der Personalabteilung von Bikar Metalle

Viele der Mitarbeitenden kämen jedoch trotz der Homeoffice-Möglichkeit gerne zur Arbeit, freut sich Moll-Göbel. „Ich denke, dass der Trend eher dazu geht, dass die Menschen wieder mehr ins Büro kommen.“ Dabei werde dies nicht vom Unternehmen eingefordert. Stattdessen fehle den Mitarbeitenden selbst das soziale Beisammensein und sie würden die Atmosphäre im Büro schätzen.

Bei den Bewerbungen sei das Thema Homeoffice allerdings weiterhin präsent. „Das wird in jedem Vorstellungsgespräch abgefragt“, sagt Moll-Göbel. Dabei kämen Bewerber immer häufiger auch aus entfernteren Orten: „Das Einzugsgebiet für BewerberInnen hat sich sehr vergrößert. Auch aus dem Raum Schmallenberg oder Winterberg haben wir viele BewerberInnen.“ Besonders in den kaufmännischen Bereichen werde auch gerne mal eine halbe oder dreiviertel Stunde Fahrt zur Arbeit auf sich genommen – zumindest an den Tagen ohne Homeoffice.

Auf dem Bild ist das Gebäude von Bikar Metalle zu sehen. Mitarbeitende können hier an bis zu zwei Tagen die Woche im Homeoffice arbeiten.
Auf dem Bild ist das Gebäude von Bikar Metalle zu sehen. Mitarbeitende können hier an bis zu zwei Tagen die Woche im Homeoffice arbeiten. © WP | Bikar

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