Warstein. Mit Albert Cramer verliert die Warsteiner Brauerei ihren Seniorchef, der auf dem deutschen Biermarkt Geschichte geschrieben hat. Seit 1968 war er in der Geschäftsführung tätig.

Albert Cramer wurde am 22. Mai 1943 in Warstein geboren und wuchs zusammen mit seinen drei Schwestern im Elternhaus direkt neben der Brauerei auf. Nach dem Abitur in Bad Godesberg studierte er Betriebswirtschaft an der Universität Köln und sammelte erste berufliche Erfahrungen bei der Unternehmensberatung Kienbaum.

1968, im Alter von 25 Jahren, trat er in die Geschäftsführung der von seinem Vater Paul Cramer und dessen Neffen geführte Warsteiner Brauerei ein. Später wurde Albert Cramer der Kommanditist und persönlich haftende Gesellschafter und übernahm 100 Prozent der Unternehmensanteile.

Erfolgsunternehmer

Mit über 300.000 Hektolitern Bierausstoß zählte die Warsteiner Brauerei bereits damals zu den wenigen Großbrauereien Deutschlands. Durch seine innovativen Ideen und sein herausragendes Marketingtalent sollte Albert Cramer das sauerländische Familienunternehmen in den Folgejahren zu der mit Abstand größten und erfolgreichsten Brauerei Deutschlands mit einem Jahresausstoß von über sechs Millionen Hektolitern führen.

Albert Cramer war der erste deutsche Brauereieigentümer, der schon in den 1970er Jahren bundesweit Werbung für sein Bier machte und sich dabei an die Welt von Sekt und Champagner anlehnte. Über die Marke Warsteiner gelang es ihm, eine Art neue Tischkultur zu entwickeln und Bier in Deutschland auf hohem Niveau gesellschaftsfähig zu machen.

Warsteiner Tulpe entwickelt

Gemeinsam mit dem renommierten Glas-Designer Hermann Hoffmann entwickelte Visionär Albert Cramer im Jahr 1969 die Warsteiner Tulpe, die bis heute das Markenimage von Warsteiner prägt. 1984 wurde das berühmte Glas vom legendären Pop-Art-Künstler Andy Warhol in New York auf Leinwand verewigt. Heute schmücken die Gemälde von Warhol das Verwaltungsgebäude der Warsteiner Brauerei.

Albert Cramer sorgte 1970 für Neubau der Warsteiner Brauerei

Angesichts des rasanten Absatzwachstums initiierte der junge Unternehmer Anfang der 1970er Jahre den Neubau der Warsteiner Brauerei auf dem Waldparkgelände vor den Toren der Stadt, eine riesige Investition, von der die gesamte Region nachhaltig profitieren sollte. Es entstand die modernste Brauerei Europas, die durch kontinuierliche Investitionen – gerade unter Umweltschutzgesichtspunkten – zu den besten Adressen des Kontinents zählt.

Albert Cramer machte als Brauerei-Chef das Warsteiner Bier in der Welt bekannt 

Wegen des großen, anhaltenden Geschäftserfolgs war Albert Cramer frühzeitig in der Lage, im Ausland zu investieren. Dadurch entwickelte sich das Unternehmen im Export bis heute zur bedeutendsten Privatbrauerei Deutschlands, vertreten in mehr als 60 Ländern der Welt.

Beteiligung an Paderborner, Frankenheim und Herforder Brauerei

Unter Cramers Regie erfolgten die Gründungen der Warsteiner Vertriebsgesellschaften in den USA, Italien und den Niederlanden, ebenso wie die Akquisitionen der Paderborner Brauerei, der Düsseldorfer Privatbrauerei Frankenheim und der Herforder Brauerei in Ostwestfalen sowie die Beteiligung an der König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg in Bayern. Im Jahr 2012 blickte der Seniorchef der Warsteiner Gruppe inklusive der deutschen Welcome Hotelgruppe auf ein Unternehmen mit rund 2.300 Mitarbeiter, das einen Jahresumsatz von mehr als 520 Millionen Euro erzielt hat.

Catharina Cramer verwaltet das unternehmerische Erbe

Albert Cramer verfolgte schon frühzeitig das Ziel, seinen Betrieb innerhalb der Familie weiterzugeben. Auf seinen Wunsch hin trat Tochter Catharina Cramer im Jahr 2006 mit damals erst 27 Jahren in die Geschäftsführung der Warsteiner Gruppe ein. Die jüngste der Cramer-Töchter schritt mutig in die großen Fußstapfen ihres Vaters, der selbst bereits im Alter von 25 Jahren in der Betriebsleitung enorme Mitverantwortung übernommen hatte. Catharina Cramer (heute 34) wird die Warsteine Gruppe nun in neunter Familiengeneration weiterführen und das unternehmerische Erbe verwalten.

Albert Cramer war ein Pionier der deutschen Brauindustrie, der den Markt entscheidend mitgeprägt und -gestaltet hat. In seiner Familie, bei seinen Mitarbeitern und in der Stadt Warstein hinterlässt er eine große Lücke. Allen Menschen, die ihn kennen und schätzen gelernt haben, werden seine Schaffenskraft und seine starke Persönlichkeit lange in Erinnerung bleiben.

Familie Cramer erwartet große Anteilnahme bei Trauerfeier

Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung auf dem Friedhof findet am Samstag, 24. November, 14 Uhr, in der Warsteiner Pankratiuskirche statt. Zahlreiche und herzliche Anteilnahme zum Gedenken an den verstorbenen Brauerei-Inhaber Albert Cramer kann die Familie Cramer beim letzten Geleit erwarten.