Warstein. In drei Tagen zum einzig wahren Bierkenner werden? Die Warsteiner Brauerei hat es möglich gemacht und mit Karl Schiffner, dem Weltmeister der Biersommeliers, auch einen mehr als kompetenten “Lehrer“ für zehn gelehrige Schüler verpflichten können.

Wie trinkt man eigentlich richtig Bier? Kopf in den Nacken, Mund öffnen - und einfach hineinrollen lassen! „Völlig falsch”, sagt Schiffner, der den Titel als Weltmeister der Biersommeliers gegenüber 50 Konkurrenten aus aller Welt erschmeckt hat.

Dem Getränk Zeit geben

„Man muss dem Getränk Zeit lassen”, empfiehlt der Experte und lässt einen winzigen Schluck „Warsteiner Orange” ganz langsam im Munde zergehen. „Der Geschmack muss den gesamten Mundraum ausfüllen.” Deshalb darf man, wenn man ein Bier denn so richtig genießen will, es eben nicht nur kippen. Schiffner: „Sonst bleibt nur das kratzige Bittere hängen.”

Sensorische Prüfung

12 bis 15 Minuten braucht der Champion, um „ein Bier richtig zu verstehen”; das Getränk „einer sensorischen Prüfung zu unterziehen.” Die Gewinner, die das dreitägige Event sichtlich genossen, präsentierten sich als aufmerksame Schüler und ließen sich gestern zunächst buchstäblich durch die „bunte Welt der Biere führen”.

Gemischtes

Im Blickpunkt standen nämlich zunächst die so genannten Misch-Getränke. Die haben bekanntlich in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt und für die großen Brauereien manchen Einbruch kompensiert. „Das erste Bier-Misch-Getränke war im übrigen das Radler”, klärte Schiffner auf.

Radler war Anfang

Vor ungezählten Jahren hatte ein bayrischer Gastwirt damit sein Bier verlängert, weil er nicht genügend Gerstensaft für einen plötzlichen Besucheransturm hatte. Das Getränk kam bei den Gästen bestens an - und das Radler war geboren. Inzwischen hat jede Brauerei mindestens drei dieser In-Getränke im Repertoire. Tendenz steigend.

Obergrenze erreicht

Allerdings scheint auch hier so langsam eine Obergrenze erreicht, denn nicht alle Geschmacksexperimente der Brauereien finden auch genügend geneigte Abnehmer. Schiffner selbst erweist sich als durchaus experimentierfreudig. Kein Wunder, schließlich hat er in seinem Leben schon 2 400 verschiedene Biere verkostet. Und täglich kommen neue hinzu: „Wenn wir professionell verkosten, kommen wir mitunter auf neunzig verschiedene pro Tag.”

Echte Arbeit

Dass das nicht allein uneingeschränkte Gaumenfreude bereitet, schob er gleich nach: „Das ist dann kein Spaß, sondern echte Arbeit.” Mit weitaus weniger alkoholhaltigen Herausforderungen mussten sich die Gewinner gestern messen. Nach dem eher bedächtigen Auftakt mit den Misch-Getränken standen dann am Nachmittag „echte Biere” auf dem Tisch. Karl Schiffner lud zu einer „Bierreise um die Welt” ein. Neben den verschiedenen Produkten aus dem Haus Cramer wurden auch ein paar echte Exoten genossen(?)...