Warstein. Das deutsche Reinheitsgebot von 1516 gilt als das älteste Verbraucherschutzgesetz der Welt. In ihm ist definiert, dass deutsches Bier nur aus Hopfen, Malz und Wasser bestehen darf.

Bei Warsteiner ist Andreas Wiepck (43 Jahre) als Leiter des Zentraleinkaufs auch für die Order von Hopfen und Malz zuständig. Eine Aufgabe, die eines der ganz wesentlichen Elemente der Qualitätssicherung ist.

Wohl keine andere Stadt in Europa boomt derzeit so wie die russische Metropole Moskau. Überall schießen neue Restaurants, Clubs und Bars wie Pilze aus dem Boden. Und immer häufiger wird in den neuen In-Lokalen nicht nur Wodka oder Krim-Sekt ausgeschenkt, sondern frisches Warsteiner gezapft, das die Cramer-Gruppe unter Lizenz in einer Partnerbrauerei in Moskau brauen lässt. Und auch in der Stadt von Kaviar und Kreml ist beim Brauprozess Hallertaler Hopfen, der von Andreas Wiepck zentral für die Gruppe eingekauft wird, ein ganz wesentlicher Bestandteil des Bieres.

Gütesiegel

„Das Reinheitsgebot ist ein Gütesiegel”, weiß Wiepck und ergänzt: „Überall dort, wo wir Warsteiner und alle anderen Marken sowie Bierspezialitäten unserer Gruppe brauen oder in Lizenz herstellen lassen, halten wir uns daran. Das gilt für die deutschen Brauereien ebenso wie für unser Auslandsgeschäft in Moskau und Argentinien.”

Fast immer ist Hallertauer Hopfen dabei einer der Hauptgeschmacksgeber fürs Bier. Die Hallertau - eine Landschaft zwischen Nürnberg und München - ist eines der größten und ältesten Hopfenanbaugebiete weltweit. Die meisten der namhaften deutschen Brauereien beziehen hier ihren natürlichen Rohstoff. „Natürlich gibt es auch andere Anbaugebiete auf der Welt”, erklärt Wiepck. „Aber wir haben extrem hohe Anforderungen an die Qualität und die bekommen wir zuverlässig im Hallertau.” Die Lieferanten, mit denen langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden, erhalten von der Warsteiner einen detaillierten Anforderungskatalog. Ständige Qualitätskontrollen sorgen dafür, dass nur bester Hopfen verwendet wird.

Wiepck: „Das sind intensive Prüfungen, bei denen der Hopfen zunächst optisch begutachtet wird, er wird gerochen und schließlich auch geschmeckt. Da sind Fachleute mit dem richtigen Näschen gefragt.” Kommen die Prüfer zum Urteil, dass die Qualität den Anforderungen genügt, wird der Hopfen nach dem Ankauf extrahiert und nach Warstein geliefert.

„Selbstverständlich könnten wir Hopfen auch woanders auf dieser Welt kaufen, etwa in Nordamerika oder in Osteuropa. Dort könnten wir ihn auch günstiger einkaufen. Aber wir setzen nun einmal auf Top-Qualität und deshalb ist der Hallertauer in der Regel erste Wahl. In dieser Frage wird nicht großartig experimentiert.” Ganz wichtig ist der Brauerei bei der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft die Nachhaltigkeit. Wiepck: „Die Landwirte sollen als unsere Partner verlässlich leben können und das Gefühl haben, dass wir sie partnerschaftlich behandeln.”

Ähnlich wie beim Hopfen wird auch die Gerste aus zwei festen Anbaugebieten bezogen: aus Deutschland und der französischen Champagne. Während das Hopfenextrakt in so großen Mengen eingelagert wird, dass man davon praktisch ein Jahr lang Bier brauen kann, wird das Malz täglich angeliefert. Einige tausend Tonnen werden jährlich verarbeitet. Wie viel es genau sind, will Wiepck nicht verraten: „Sonst fangen einige noch an zu rechnen…”

Mit zehn Mitarbeitern ist der „Einkauf” bei der Warsteiner vergleichsweise überschaubar besetzt. Neben den Grundstoffen zum Bierbrauen werden von der Abteilung auch Flaschen, Bierkästen, Fässer, Kartonagen, Werbeartikel und vieles mehr geordert. „Das spannende an dieser Arbeit”, verrät Wiepck, der seit 23 Jahren für die Warsteiner arbeitet, „sind diese strategischen Planungen und Überlegungen. Das macht einfach unheimlich viel Spaß."