Warstein. . Die Stadt Warstein nimmt Abschied von Albert Cramer. Sein Tod reißt eine große Lücke. Der für seine Heimat stark engagierte Brauerei-Chef wird den Menschen fehlen. Er ist im Alter von 69 Jahren nach einer Krebserkrankung gestorben. Cramer hinterlässt seine drei Töchter Christina, Josephin und Catharina und fünf Enkel. Am Samstag, 24. November, findet in Warstein die Beisetzung statt. Der Trauergottesdienst in der St.-Pankratius-Kirche beginnt um 14 Uhr.

Die Anteilnahme in Warstein am Tod von Albert Cramer ist groß. Der Inhaber der Warsteiner Brauerei hat den Familien-Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten mit seiner visionären Schaffenskraft geprägt wie kein Zweiter. Cramer brachte das Unternehmen Warsteiner in den 80er und 90er Jahren an die Spitze der deutschen Brauereien. Er etablierte die Marke Warsteiner weltweit. Lange Zeit war die Warsteiner Brauerei die mit Abstand größte und erfolgreichste Brauerei Deutschlands, mit einem Jahresausstoß von über sechs Millionen Hektolitern.

Trotz oder vielleicht wegen des rasanten Aufstiegs lag ihm die Fürsorge für seine Mitarbeiter immer ganz besonders am Herzen. Im gesamten Unternehmen herrschte daher nach Bekanntwerden der traurigen Nachricht tiefe Betroffenheit. Die Flaggen wurden auf Halbmast gehisst. Auf ihrer Homepage hat die Warsteiner Brauerei ein Schwarz-Weiß-Foto des verstorbenen Seniorchefs eingestellt, übertitelt mit dem Namen Albert Cramer und dem Todestag 20.11. 2012. Ein stilles Gedenken ohne weitere Worte im Internet. Aus gutem Grund.

Brauerei-Chef die herausragende Persönlichkeit in Warstein

„Warstein hat eine herausragende Persönlichkeit verloren; die herausragende Persönlichkeit der letzten Jahrzehnte schlechthin“, erklärte Bürgermeister Manfred Gödde, der besonders die Bodenständigkeit des Unternehmers, zu schätzen wusste: „Albert Cramer war ein echter Warsteiner; einer, der seine Heimatstadt über alles geliebt hat.“ Deshalb mischte er sich immer wieder mit konträrer Meinung in die kommunalpolitischen Themen ein. Der Bürgermeister und Brauerei-Chef lagen häufiger mal im Clinch. Vorallem dann, wenn es um das Thema "Neue Mitte" in Warstein ging. Albert Cramer nahm kein Blatt vor den Mund, sprach mit Volkes Stimme, weil er immer das Beste für seine Heimatstadt erreichen wollte.

Das hat er mit vielfältigem Engagement immer wieder unter Beweis gestellt und insbesondere das kulturelle und sportliche Geschehen in Warstein bereichert. Die von ihm ins Leben gerufene und nach seinem Vater benannte Paul-Cramer-Stiftung hat sich im sozialen. sportlichen und kulturellen Bereich eingebracht und allein in diesem Jahr über 100.000 Euro für unterschiedliche Projekte ausgeschüttet. Den Bürgerpreis, den ihm die Bürgerstiftung Warstein für seine unternehmerische Lebensleistung und sein kulturelles wie soziales Engagement verliehen hat, konnte Albert Cramer im Oktober 2012 nicht mehr persönlich entgegen nehmen.

Warsteiner Montgolfiade eine Erfindung von Albert Cramer

Mit der Warsteiner Montgolfiade, die jedes Jahr im September weit über 100.000 Zuschauer anlockt, hat der leidenschaftliche Ballonfahrer vor über 25 Jahren ein farbenfrohes Spektakel kreiert und sich damit zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Cramer war Mitbegründer des Vereins "Warsteiner Happy Ballooning" im Jahr 1992. Ein mächtiger AC-Ballon mit den Flaggen der Länder von internationalen Festivals, bei denen Albert Cramer und seine Crews an den Start gingen, schwebte seitdem auch im wieder an schönen Tagen am blauen Warsteiner Himmel.

Das Festival in Albuquerque nahm sich Cramer zum Vorbild

Die Ballonsport-Fans in Warstein erkannten ihn sofort und schwärmten vom Hobby des Brauerei-Chefs. Das Festival in Albuquerque (New Mexico) hat Albert Cramer besonders geliebt. Über den großen Teich zog es ihn oft. Beim spektakulärsten Ballon-Event der Welt holte er sich Anregungen und Inspirationen aus Amerika für sein Ballon-Schau in Warstein. Aus der klein angefangenen Warsteiner Montgolfiade entwickelte sich seit 1986 das größte jährliche Ballon-Festival in Europa. 154 000 Besucher aus ganz Deutschland bewunderten im Spätsommer 2012 die Massenstarts am Hillenberg. Dank Albert Cramer ist die WIM das touristische Aushängeschild im Sauerland geworden.

Albert Cramer baute auch das Warsteiner Reitsportzentrum auf 

Eine ähnliche Breitenwirkung erreichte das von Albert Cramer gegründete Warsteiner Reitsportzentrum und die Warsteiner Champions-Trophy. Eine Veranstaltung, zu der jährlich Top-Reiter des internationalen Reitsports nach Warstein kommen. Sie konnte Albert Cramer seit dem letzten Turnier im November 2011 nicht mehr miterleben, weil sich, auch mit seiner Zustimmung der Turnus geändert hat. Die WCT findet künftig im Frühjahr statt, erstmals im März 2013, erstmals ohne Albert Cramer. Auch die Reitsportler um Profi Alois Pollmann-Schweckhorst, dem Pächter der Anlage im Warsteiner Reitsportzentrum, werden ihm ein ewiges Gedenken bewahren. Für "APS" war Hausherr Albert Cramer immer eine Art väterlicher Freund.

Firmenchef Cramer ein streng gläubiger Katholik

Im Betrieb galt Albert Cramer trotz seiner Weltgewandtheit als ein Firmenchef der alten Schule: Knorrig, unbeugsam, eine ehrliche Haut, einer der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu den Kern-Tugenden zählte. Als streng gläubiger Katholik engagierte sich der Unternehmer für die Belange der katholischen Kirchengemeinde in seiner Heimatstadt und dem Erzbistum Paderborn.

Erzbischoff Hans-Josef Becker vom Tod tief betroffen

Zu Erzbischof Hans-Josef Becker, den Cramer auch regelmäßig zum himmlischen Vergnügen bei einer Ballonfahrt einlud, verband ihn ein fast schon freundschaftliches Verhältnis. Deshalb zeigte sich der Erzbischof vom Tod des Brauerei-Inhabers tief betroffen: „Ich werde der Familie persönlich kondolieren“, ließ er über die Medien ausrichten. Schließlich unterstützte Albert Cramer im Stillen auch viele internationale Kinderhilfsprojekte wie den Bau mehrerer SOS-Kinderdörfer und anderer Dritte-Welt-Einrichtungen in Südamerika und Afrika.

Großes Aufsehen um seine Person hat der verstorbene Millionär bei allem Engagement immer vermieden. Wichtiger war ihm, was er für andere tun konnte. Daran werden sich die Warsteiner beim Gedenken an Albert Cramer stets erinnern, wenn der große Unternehmer seine letzte Ruhe gefunden hat.

Hartwig Sellmann, Hans-Albert Limbrock

Reaktionen auf den Tod von Albert Cramer: "Warstein verliert einen großen Mann" 

Manfred Gödde (Bürgermeister): "Als ich heute Morgen vom Tod von Albert Cramer erfahren habe, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Er war ein Warsteiner Junge durch und durch. Mit seinen Visionen hat er die Brauerei weit nach vorn gebracht. Bis zum Schluss hat er um eine Lösung für die Innenstadt-Entwicklung gerungen."

Christoph Schmitt-Nüse (Wirtschafts- und Verkehrsverein): "Mit dem Tod von Albert Cramer verliert unsere Stadt einen Familienunternehmer, wie es ihn kein zweites Mal gibt. Er hat sich stets für seinen Heimatort und dessen Belange intensiv eingesetzt."

Berna Enste (Kulturschaffende): "Das ist sehr, sehr bedauerlich. Warstein verliert einen ganz großen Mann. Die Nachricht von seinem Tod hat mich tief betroffen gemacht. Jemanden wie Albert Cramer kann man nicht ersetzen. Ohne ihn und sein vielfältiges Engagement wird unsere Stadt ein Stückchen ärmer."

Peter Linnemann (CDU-Fraktionsvorsitzender): "Albert Cramer hat in dieser Stadt viel bewegt und hat das Leben in unserer Stadt auf vielfältige Weise bereichert. Ich war heute Morgen regelrecht schockiert, als ich von seinem Tod erfahren habe. Es ist ein herber Verlust für die gesamte Stadt Warstein."

Erwin Koch (SPD-Fraktionsvorsitzender): "Keine Frage: Wir hätten Albert Cramer noch länger gebraucht. Er war ein ganz hervorragender Mitstreiter bei allen Themen, die diese Stadt bewegen. Ich habe die Gespräche mit ihm immer sehr genossen. Er war der Unternehmer schlechthin in dieser Stadt."

Dr. Josef Leßmann von der Bürgerstiftung lobt Albert Cramer als einen Jahrhundert-Unternehmer für Warstein. Foto: Susanne Löbbert
Dr. Josef Leßmann von der Bürgerstiftung lobt Albert Cramer als einen Jahrhundert-Unternehmer für Warstein. Foto: Susanne Löbbert © WP

Dr. Josef Leßmann (Bürgerstiftung): "Albert Cramer war eine ganz große Unternehmer-Persönlichkeit, wie es sie in den letzten einhundert Jahren in Warstein nicht gegeben hat. Er war ein großer Visionär mit einer enormen Portion Bodenständigkeit. Durch sein emotionales und soziales Engagement hat Albert Cramer eine Vorbildfunktion hinsichtlich einer gut funktionierenden Bürgergesellschaft."

Elisabeth Wiese (Orstvorsteherin): "Dass Albert Cramer tot sein soll, geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Er war mir als Unternehmer, Bürger und als Mensch dieser Stadt äußerst sympathisch. Den ganzen Tag über muss ich daran denken. Wir hatten ein sehr herzliches und offenes Verhältnis, auch deshalb bin so betroffen. "

Hans-Albert Limbrock