Lendringsen. Pfarrer Matthias Hoffmann verlässt die Gemeinde Lendringsen nach 26 Jahren und geht in den Ruhestand. Ein Blick zurück auf eine bewegte Zeit.

Aus einem Abschied sind für Matthias Hoffmann durch die Corona-Pandemie nun viele geworden. Der langjährige Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Lendringsen geht zum 1. Oktober in den Ruhestand. Seinen letzten Gottesdienst in der Christuskirche feiert er am morgigen Sonntag, 19. Juli.

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„Es ist für mich noch gar nicht so richtig real. Ich freue mich auf den Ruhestand, aber ich habe auch das Gefühl, dass Heulen und Zähneklappern noch kommen werden“, blickt Matthias Hoffmann dem großen Umbruch gespannt entgegen. 26 Jahre lang hat er in Lendringsen als Pfarrer gewirkt, eine Zeit, die ihn mit den Menschen eng verbunden hat.

1994 trat er dort seine erste feste Pfarrstelle an. Zusammen mit seiner Frau Cornelia und drei Kindern – das vierte war gerade unterwegs – zog er damals in das Pfarrhaus mit dem schönen Garten im Schatten der Christuskirche ein. Das Paar hatte sich Jahre zuvor während des Studiums in Tübingen kennengelernt. „Wir haben im selben Studentenchor gesungen“, erinnert sich der 62-Jährige. Das Singen und die Musik begleiten die beiden seitdem auf ihrem gemeinsamen Weg. „Ich habe während des Studiums in Bethel mit dem Singen angefangen. Danach habe ich eigentlich immer gesungen, in Lendringsen zeitweise sogar in zwei Chören“, sagt der Seelsorger.

Pfarrerin Monika Hermanni holte ihn nach Lendringsen

Auch wenn es Matthias Hoffmann zum Studium zeitweise in den Süden Deutschlands und sogar nach Zürich zog – geboren wurde er in Gronau. Seit seinem Aufenthalt in Reutlingen beherrscht er aber sogar auch das Schwäbeln. „Das ist mir sehr zugute gekommen“, erinnert er sich an seine erste Zeitstelle am Stadtrand von Stuttgart. Schließlich landete er als junger Pfarrer wieder in Westfalen, zunächst für vier Jahre in Letmathe. Über die damalige Lendringser Pfarrerin Monika Hermanni, die er durch seine Arbeit bereits kennengelernt hatte, kam er schließlich in die Gemeinde im Mendener Süden. „Als die zweite Pfarrstelle frei wurde, hat sie mich gefragt, ob ich nicht nach Lendringsen kommen wolle.“ Und er wollte.

Rückblick in Dankbarkeit auf das Kirchenasyl

Die ersten Jahre in der neuen Gemeinde waren eng mit dem Kirchenasyl verbunden. Eine anstrengende Zeit, auf die Matthias Hoffmann aber auch mit großer Dankbarkeit zurückblickt. Bis 2005 lebten in Lendringsen immer wieder Erwachsene und Kinder, denen die Abschiebung drohte, im Schutz der Kirche, getragen und versorgt durch die Gemeinde. Manchmal waren es Wochen, manchmal Monate, in einem Fall sogar mehr als zwei Jahre. Die ganz unterschiedlichen Schicksale der Geflüchteten zu begleiten, das sei oftmals ein Wechselbad der Gefühle gewesen, erzählt Matthias Hoffmann.

Pfarrstelle soll ausgeschrieben werden

Die Pfarrstelle in Lendringsen soll ausgeschrieben werden, berichtet Pfarrer Hoffmann. Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden worden ist, sorgt der Evangelische Kirchenkreis Iserlohn für die Vertretung.

Vorwiegend Pfarrer Ehrenfried Erbsch und Laienpredigerin Karin Krüger werden ab Ende Juli die Gottesdienste in der Christuskirche feiern.

Seinen letzten Gottesdienst in der Christuskirche feiert Pfarrer Matthias Hoffmann am morgigen Sonntag, 19. Juli, um 10 Uhr. Wegen der Corona-Maßnahmen sind derzeit statt 70 nur 28 Besucher erlaubt.

Der offizielle Verabschiedungsgottesdienst überwiegend mit geladenen Gästen und Superintendentin Martina Espelöer folgt am 6. September.

Anfangs nutzten die Menschen das Badezimmer im Pfarrhaus. Bis im Keller der Kirche eine Dusche eingebaut wurde. „Es war damals völlig normal, dass abends in der Kirche Licht an war“, berichten Matthias und Cornelia Hoffmann von einer oftmals intensiven und guten Beziehung zu ihren Nachbarn auf Zeit.

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Noch einmal die Stelle zu wechseln, das habe er wohl auch überlegt. Aber nötig gewesen sei das nicht – in Lendringsen gab es auch in ein und derselben Gemeinde immer wieder Veränderungen. „Ich habe durch die verschiedenen Presbyterien eigentlich drei verschiedene Gemeinde erlebt“, blickt er zufrieden auf die 26 Jahre zurück. Und auch äußerlich bewegte sich einiges.

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Von Philipp Klostermann

2006 sollte das Gemeindehaus geschlossen werden, dank der Unterstützung der Wohnungsbaugenossenschaft Gewoge, die für zehn Jahr das Gebäude kaufte, konnte die Schließung verhindert werden. 2012 begleitete Pfarrer Hoffmann die Renovierung der Christuskirche, ebenso wie aktuell den Beginn der Planungen für das neue Quartier an der Christuskirche.

Mit Handpuppe Jako im Kindergarten

Was wird ihm noch in Erinnerung bleiben? Ohne Frage, neben den vielen persönlichen Begegnungen, auch der Kindergarten im Matthias-Claudius-Haus, den er gemeinsam mit Handpuppe Jako regelmäßig besucht. Von jeder Gruppe hat er sich bereits mit einem Gottesdienst verabschiedet.

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Das Tauffest auf Gut Rödinghausen im Jahr 2011 zählt für den Seelsorger ebenfalls zu den besonderen Erlebnissen. 40 Menschen ließen sich damals mit Hönnewasser taufen. „Darunter war auch eine Familie mit vier Kindern.“

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Von Heinz-Jürgen Czerwinski

In diesem Jahr sollte es eigentlich eine Wiederholung geben. Erste Anmeldungen lagen vor. Wegen der Corona-Pandemie musste es abgesagt werden.

In den vergangenen Wochen bereits nach Gottesdiensten verabschiedet

In den vergangenen Wochen hat sich Pfarrer Hoffmann, der sich auf sehr vielfältige Weise auch immer wieder für bedürftige und benachteiligte Menschen einsetzt, bereits im Anschluss an verschiedene Gottesdienste im jeweils kleineren Kreis von der Gemeinde verabschiedet. Ein großes Fest, so wie ursprünglich geplant, wird es wegen der Corona-Pandemie aber nicht geben können. Die offizielle Verabschiedung am 6. September wird fast ausschließlich mit geladenen Gästen stattfinden. Genau wird man das erst nach dem 31. August festlegen können. Für Matthias und Cornelia Hoffmann heißt es dann, die Umzugskisten zu packen. Die beiden werden in die Nähe von Fulda ziehen, in ein kleines Dorf. „Die Gegend dort ist wunderschön. Es ist für uns ein Neuanfang“, sagt der 62-Jährige.

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Die vier Kinder – eine Tochter und drei Söhne – gehen erfolgreich ihre eigenen Wege. „Und das Schöne ist, unsere Tochter, die in Bern lebt, erwartet Nachwuchs.“ So werden die Hoffmanns mit Eintritt in den Ruhestand auch erstmals Großeltern. Zeit für seine Hobbys wie lesen, wandern und das Arbeiten mit Holz bleibt dem Pfarrer im Ruhestand aber darüber hinaus bestimmt noch.

In das Haus im Schatten der Christuskirche wird kein neuer Bewohner einziehen. Es soll für das neue Quartier abgerissen werden, zwei Häuser für betreutes Wohnen sollen neu entstehen. Matthias Hoffmann: „Es wird dort dann 14 Nachbewohner geben.“

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