Brilon. Der Hausarztmangel in Brilon macht Patienten, Praxen und Politik Sorgen. Die KVWL äußert sich jetzt zur Zukunft der medizinischen Versorgung

  • In Brilon herrscht derzeit ein akuter Hausarztmangel. Es droht eine Unterversorgung. Patienten, Praxen und Politik sind in Aufruhr.
  • Die Stadt bündelt ein Maßnahmenpaket, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Der Erfolg stellt sich nur zäh ein.
  • Die Patienten in Brilon müssen auf die umliegenden Städte ausweichen, in Briloner Praxen sind kaum noch Kapazitäten verfügbar. Die Brilonerinnen und Briloner sind besorgt.

Der Hausarztmangel in Brilon – hervorgerufen durch einen plötzlichen Todesfall sowie einem Mediziner, der in Rente gehen wird – ist auch in der Notaufnahme des Briloner Krankenhauses Maria-Hilf spürbar. Das bestätigt Pia Kloß, Sprecherin des Krankenhauses. Neuigkeiten gibt es seitens der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe nur wenig – bis schwammig.

KVWL über Brilon: „Wir gehen von einer Lösung in absehbarer Zeit aus.“

„Wir recherchieren viel, wir führen viele Gespräche und es ist einiges im Gange“, erklärt Dr. med. Hans-Heiner Decker, Leiter der KVWL-Bezirksstelle Arnsberg. „Wir gehen von einer Lösung in absehbarer Zeit aus.“ Mehr kann er zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur aktuellen Lage sagen.

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Plötzlicher Todesfall, Mediziner in Rente – Briloner Hausarztmangel überraschend

Der Briloner Hausarzt Dr. Winfried Muffert wird noch im Sommer 2023 seine Praxis schließen.
Der Briloner Hausarzt Dr. Winfried Muffert wird noch im Sommer 2023 seine Praxis schließen. © WP | Jana Naima Schopper

Durch den plötzlichen Todesfall des Mediziners Michael Reiß und durch die Ankündigung von Dr. Muffert, er werde im Sommer in Rente gehen, verschärft sich der Mangel an Hausärzten in Brilon drastisch. Die Briloner reagieren darauf mitunter extrem besorgt. Zwischendurch gab es sogar Gerüchte, noch ein Arzt werde seine Praxis aufgeben. Viele Patienten müssen weite Wege in Kauf nehmen, finden keinen Hausarzt mehr vor Ort. „Ich habe zehn Praxen hier angerufen, keine hat mir einen Notfalltermin gegeben“, sagt der Briloner Jendrik Fettin gegenüber der Westfalenpost. Egal wie dringlich er sein Problem schildert, zurück kam nur die eine Antwort: „Keine Kapazitäten mehr frei.“ Rund 25 Kilometer muss er nun von Brilon nach Willingen fahren, um zu seinem Hausarzt zu gehen. Eine Strecke, die Briloner mittlerweile aushalten müssen, wie es scheint. „Hier haben so viele Praxen zugemacht. Ich rate nur jedem, jetzt im Umland zu schauen, um eine Hausarztpraxis zu finden“, sagt Jendrik Fettin.

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Situation für die Praxen in Brilon nicht leicht

Die Situation ist tatsächlich prekär – und wirkt sich schon auf die umliegenden Praxen aus. Viele Briloner sind verzweifelt und wütend. Einige machen sich via Facebook Luft – und nehmen die Stadt in die Verantwortung. Der Vorwurf: Die Politik habe geschlafen. Dem widerspricht der Bürgermeister in einem langen Pressegespräch, in dem er die akute Mangellage aufgreift. Gemeinsam mit Ludger Weber, Geschäftsführer der MVZ GmbH, Bianca Funke von „KommaufsLand.Arzt“ sowie Clemens Mund spricht er mehr als eine Stunde über die Entwicklung der vergangenen Jahre, über die tragischen Ereignisse die zur aktuellen Lage beigetragen haben und erklärt, was die Stadt derzeit tut, um Ärzte konkret nach Brilon zu holen – und das ist tatsächlich eine Menge, denn Christof Bartsch betont: „Ich will kein Gerangel über Zuständigkeiten, aber wir fühlen uns zuständig – aus einer Sorge heraus.“ Die Stadt engagiert sich aktiv, um den Mangel an Hausärzten zu bekämpfen und bündelt dafür ein Maßnahmenpaket, dass auf zahlreichen Ebenen versucht, Ärzte in die Stadt zu holen – allerdings findet sich kaum ein Anwärter, der sich für den ländlichen Raum interessiert. Schon in den vergangenen Jahren habe es zahlreiche Maßnahmen und Projekte gegeben, um die Ärzte aufs Land zu holen, wie er im Gespräch mit der Westfalenpost betont. Doch Christof Bartsch muss auch sagen: „Wir wären gerne schon mit mehr Erfolg gesegnet.“ Das Projekt KommaufsLand.Arzt soll dabei helfen.

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Dennoch, eine schnelle Lösung scheint gerade nicht in Sicht. Entlastende Versorgungsassistenten sollen eine Hilfe für die Hausärzte vor Ort sein. Das Problem lösen sie nicht.

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