Brilon. Jendrik Fettin wird im Januar krank. Nach seinem Umzug nach Brilon braucht er einen Hausarzt – keine Praxis nimmt ihn auf. Er sucht monatelang.

Es ist das Thema in Brilon: Der Hausärztemangel. Schon seit einigen Monaten taucht es immer wieder in der aktuellen Debatte oder via Social Media auf. Zahlreiche Briloner berichten in den lokalen Facebook-Gruppen von Schwierigkeiten, einen Hausarzt zu finden oder fragen verzweifelt, welche Praxen noch Aufnahme-Kapazitäten haben. Oft sind die Antworten gleich: Keine. Viele schildern, dass sie Kilometerweit fahren müssen, um zu ihrem Hausarzt zu kommen, dass sie Absagen bekommen, dass kaum Notfalltermine herausgegeben werden, wenn eine akute Erkrankung besteht. Ähnliches hat auch Jendrik Fettin erlebt. Der Westfalenpost schildert der Neu-Briloner, wie er nach monatelanger Suche doch einen Hausarzt gefunden hat.

Jendrik Fettin (31) ist letztes Jahr nach Brilon gezogen. Seine Suche nach einem neuen Hausarzt kostet ihn Monate.
Jendrik Fettin (31) ist letztes Jahr nach Brilon gezogen. Seine Suche nach einem neuen Hausarzt kostet ihn Monate. © WP | Privat

Jendrik Fettin (31) kommt eigentlich aus Arnsberg, erst im Sommer 2022 ist er nach Brilon gezogen. „Ich hab mir damals keine Gedanken darüber gemacht, mir einen neuen Hausarzt suchen zu müssen“, sagt er. Erst fährt er noch nach Arnsberg, zu seinem alten Arzt – bis ihm die Spritkosten zu teuer werden. „Letztes Jahr im Herbst habe ich dann bei einigen Praxen angefragt, ob sie mich als Patient aufnehmen könnten. Alle haben mir die Rückmeldung gegeben, dass sie voll seien und keine weiteren Patienten aufnehmen würden“, erzählt er.

Unsichere Hausarztlage in Brilon: Termine sind nicht zu bekommen

Im Januar wird die unsichere Versorgung für den Briloner zu einem akuten Problem, denn er wird krank. „Ich habe zehn Praxen hier angerufen, keine hat mir einen Notfalltermin gegeben“, sagt er. Egal wie dringlich er sein Problem schildert, zurück kam nur die eine Antwort: „Keine Kapazitäten mehr frei.“ Erst eine Olsberger Praxis gibt ihm für den nächsten Tag einen Termin. „Das war ein beschissenes Gefühlt“, sagt er, wenn er an diesen Tag zurückdenkt. Für einen Moment habe er überlegt, in die Notfallsprechstunde des Maria Hilf Krankenhauses in Brilon zu gehen, die ab 18 Uhr beginnt. „Aber damit hätte ich mich nicht gut gefühlt und schlussendlich soll man das ja auch nicht, nur weil man keinen Termin bekommt“, sagt er. In Olsberg fragt er an diesem Tag, ob die Praxis ihn aufnehmen würde. „Sie hätten mich nur auf eine Warteliste setzen können, einen Zeitraum ab wann sie mich aufnehmen konnten sie mir damals ebenfalls nicht nennen.“

Erst im Umland findet Jendrik Fettin einen Arzt

Einen Monat später wird er abermals krank. Wieder telefoniert er herum, bis er eine Praxis in Willingen findet, die ihm nicht nur kurzfristig einen Termin geben kann, sondern die ihn auch ohne eine Warteliste als Patient aufnimmt. Jendrik Fettin hat einen Hausarzt. Rund 25 Kilometer muss er von Brilon nach Willingen fahren, um zum Arzt zu gehen. Eine Strecke, die Briloner mittlerweile aushalten müssen, wie es scheint. „Hier haben so viele Praxen zugemacht. Ich rate nur jedem, jetzt im Umland zu schauen, um eine Hausarztpraxis zu finden“, sagt Jendrik Fettin.

Unglücksfall sorgt für Mangel an Praxen in Brilon

Erst vor kurzem hatte eine Nachricht zu weiterer Aufregung rund um die medizinische Versorgung in Brilon geführt: Dr. Winfried Muffert, der seine Praxis in der Königstraße 21 in Brilon betreibt, wird nach 40 Jahren in den Ruhestand gehen und seinen Praxis-Betrieb zum 30. Juni 2023 schließen. Das hat der Mediziner selbst in einer Anzeige mitgeteilt. Die Nachricht kommt nach dem plötzlichen Todesfall von Michael Reiß zu einer Zeit, in der die hausärztliche Versorgung in Brilon stark gefährdet ist.