Brilon. Noch ist die Praxis von Michael Reiß geschlossen. Die Stadt hofft auf eine schnelle Lösung. Die KVWL gibt Briloner Patienten ohne Hausarzt Tipps.

Nach dem tragischen Todesfall des Hausarztes Michael Reiß ist für viele Patienten ungewiss, wo und wie sie nun weiterversorgt werden. Auch im Rathaus Brilon treffen wohl seit der unvermittelten Praxisschließung zahlreiche Anrufe von verunsicherten Patienten ein, die nicht wissen, woher sie ihre Folgerezepte oder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekommen können. Ein Zustand, der wohl noch weiter anhalten wird.

Bürgermeister hofft auf eine schnelle Lösung

Bürgermeister Christof Bartsch betont, dass es nicht in seiner Macht liege, dort für einen sofortigen Ersatz oder Übergangsarzt sorgen zu können. „Ich kann nichts fest zusagen aber drücke meine Hoffnung aus, dass eine schnelle Lösung gefunden werden kann. Bisher bleibt die Praxis aber bis auf weiteres geschlossen.“

Notdienste können nicht uneingeschränkt genutzt werden

Bianca Funke vom Projekt „KommaufsLand.Arzt“ erklärt, dass auch die hausärztliche Notfallpraxis am Krankenhaus nicht einspringen kann, um die Patienten zu versorgen, die derzeit ohne Hausarzt sind. „Es gibt aber von der KVWL ein Angebot von Poolärzten.“ Notdienste werden überwiegend durch die KVWL an andere Vertragsärzte oder Poolärzte übergeben. „Diese können an Wochenenden einspringen um Patienten mit dem nötigsten zu versorgen.“ Stefan Kuster, Sprecher der KVWL, erklärt auf WP-Anfrage: „Allerdings können Poolärztinnen und -ärzte keine reguläre hausärztliche Versorgung übernehmen, sie sind ausschließlich zum Notfalldienst berechtigt. Dieses Angebot richtet sich an Bürgerinnen und Bürgern, bei denen Beschwerden außerhalb der Öffnungszeiten der Praxen auftreten.“ Die Ärztinnen und Ärzte in den Notfalldienst-Praxen können in diesem Rahmen wohl auch Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AUs) ausstellen und Rezepte verschreiben. „Reguläre Ansprechpersonen sind jedoch weiterhin die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in ihren Praxen während der jeweiligen Praxisöffnungszeiten“, so Kuster.

Er gibt einige Tipps für Briloner Patienten:

  • Terminservicestelle 116 117: Die Terminservicestelle (TSS) der KVWL unterstützt Bürgerinnen und Bürger unter der Nummer 116 117 bei der Suche nach einem Termin für die dauerhafte Behandlung bei Haus-, Kinder- und weiteren Fachärzten sowie Psychotherapeuten. „Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich bei dem vermittelten Termin nicht um einen Wunschtermin bei einem Wunscharzt handelt“, so Kuster. Die TSS vermittelt Termine bei Ärzten, die über freie Kapazitäten verfügen.
  • Arzt- und Therapeuten-Suche: „Bezüglich einer Übersicht aller Haus- und Facharztpraxen in Brilon und ganz Westfalen-Lippe möchte ich Sie gerne auf unsere Arzt- und Psychotherapeutensuche hinweisen: www.kvwl.de/arztsuche“, so Kuster.
  • Patientenberatung von KVWL und Ärztekammer: Hier können sich Patientinnen und Patienten rund um die gesundheitliche Versorgung in der Region beraten lassen unter der Nummer 0251 929-9000, unter www.patientenberatung-wl.de. Empfehlenswert sei außerdem die Website www.patientenberatung.nrw
  • Zum besseren Verständnis ergänzt Kuster auch die grundlegende Informationen mit einer Abgrenzung von Notfalldienst der KVWL, Notaufnahme der Krankenhäuser und Notruf:
  • Notfalldienst - der ärztliche Bereitschaftsdienst: Die KVWL richtet sich mit ihrem Angebot an Bürgerinnen und Bürger, bei denen abends oder am Wochenende akute Beschwerden auftreten, deren Behandlung nicht bis zur Öffnung der Arztpraxen warten kann. Der ärztliche Bereitschaftsdienst in den Notfalldienst-Praxen hilft also bei gesundheitlichen Beschwerden, mit denen Patientinnen und Patienten normalerweise in eine Hausarzt- oder Facharztpraxis gehen würden. Typische Fälle für den Bereitschaftsdienst sind: Erkältungskrankheiten, grippale Infekte mit Fieber und Schmerzen, Infektionen von Hals, Nase, Ohren, Magen-Darm-Infekte mit Brechdurchfall, akute Bauchschmerzen, Migräne oder Hexenschuss. Wer nicht warten kann, bis die regulären Arztpraxen wieder öffnen, kann eine Bereitschaftspraxis in der Nähe aufsuchen. Die Notfalldienstpraxen sind in den meisten Fällen direkt an ein Krankenhaus angebunden. Wer Informationen über die nächstgelegenen Notfalldienstpraxen oder die Möglichkeiten eines Hausbesuches benötigt, kann kostenfrei die Nummer 116 117 anrufen (Montag, Dienstag und Donnerstag: ab 18 Uhr, Mittwoch und Freitag: ab 13 Uhr, Wochenende und Feiertage: von 8 Uhr bis 8 Uhr des Folgetags). Zur Übersicht der Notfalldienstpraxen in Westfalen-Lippe inklusive Öffnungszeiten und zu weiteren Informationen zur 116 117: www.kvwl.de/notfalldienst. Infos gibt es auch auf www.116117.de. Dort gibt es einen „Patienten-Navi“. Man beantwortet ein paar Fragen und erfährt dann, ob man ein Notfall ist oder nicht.
  • Notaufnahme? Ist das wirklich nötig? „Wer sich unsicher ist, ob er oder sie mit den Beschwerden eine Notfalldienst-Praxis oder die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen sollte, ruft ebenfalls bei der 116 117 an. Speziell geschulte Mitarbeitende geben dann eine fachliche Beratung, was nun zu tun ist“, erklärt Kuster. Dadurch soll eine Überlastung der Notaufnahmen vermieden werden. Wichtig: Wer sich allerdings in einer akuten, möglicherweise lebensbedrohlichen Notfallsituation befindet oder eine Person bemerkt, auf die dies zutrifft, wendet sich direkt an die Rettungsleitstelle unter der Notruf-Nr. 112. Dazu zählen zum Beispiel schwere Unfälle, Anzeichen für einen Herzinfarkt (starker Brustschmerz, Atemnot, kalter Schweiß), Anzeichen für einen Schlaganfall (Seh- und Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen), Unfälle mit schweren Verletzungen /hohem Blutverlust, Ohnmacht / Bewusstlosigkeit, allergischer Schock (Anaphylaxie), sehr starke/plötzliche Schmerzen, schwere Verbrennungen, Asthmaanfall (anfallsartige Atemnot), Vergiftungen, Ertrinkungs- oder Stromunfälle, Selbstmordversuche oder plötzliche Geburt / Schwangerschaftskomplikationen.