Hochsauerlandkreis. Sinkende Inzidenzwerte und negative Coronatests ermöglichen den Genuss von Lockerungen im HSK. Aber reichen die Tests für den Andrang aus?

Schüler und Lehrer im Präsenzunterricht müssen alle zwei Tage einen Corona-Schnelltest machen, um zu schauen, ob sie Corona haben. In Kitas besteht das Angebot ebenso. Wer in den Genuss der derzeitigen Lockerungen kommen möchte, nachdem die Bundesnotbremse im Hochsauerlandkreis außer Kraft getreten ist, und noch nicht geimpft wurde, benötigt ebenfalls ein negatives Testergebnis. Sofern kein Nachweis über eine überstanden Erkrankung vorliegt. Ein immer größer werdendes Interesse an Schnelltests könnte die Folge sein. Aber gibt es dafür überhaupt genug Kapazitäten im HSK?

Pro Tag stehen den Testzentren im HSK insgesamt rund 12.000 Schnelltests zur Verfügung. Das entspricht ungefähr fünf Prozent der hier lebenden Bevölkerung. Pro Woche können sich so also 84.000 Menschen einen ersten Eindruck verschaffen, ob sie an Corona erkrankt sind oder nicht. Das eventuell positive Ergebnis muss im Anschluss noch durch einen PCR-Test verifiziert werden. Gefragt ist das Angebot auf jeden Fall. Vom 19. bis 25. April diesen Jahres gab es im HSK 29.344 Testungen. Drei Wochen später 32.707.

Interesse an Corona-Schnelltests bleibt ähnlich

„Der Ansturm auf die Tests ist ungefähr gleich geblieben. Auch jetzt, wo sie 48 Stunden gelten und nicht nur 24 Stunden. Eine Erweiterung des Testangebots durch mehr Stellen ist daher nicht notwendig“, sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Im Schnitt sind circa 0,3 Prozent der Tests positiv und erfordern einen PCR-Test. Insgesamt gibt es im HSK 126 Bürgerteststellenund zwei weitere folgen bald, jedoch bieten nicht alle Städte den gleichen Umfang an möglichen Adressen.

Während auf der Seite des Kreises beispielsweise sieben Anlaufstellen für Brilon angegeben sind, verfügt Arnsberg über 32. Anzumerken ist in dem Zusammenhang allerdings, dass auf der Internetpräsenz des HSK nicht alle 126 Bürgerteststellen vermerkt sind, da Ärzte einer Auflistung widersprechen können.

Mit sinkender Inzidenz sind weniger Schnelltests notwendig

Mit sinkender Inzidenz werden negative Tests allerdings auch unnötiger. Ab einestabilen Inzidenz unter 50 ist im Außenbereich der Gastronomie beispielsweise kein Test mehr nötig. Fällt die Inzidenz im Kreis und auf Bundesland-Ebene konstant unter 35 sind negative Testnachweiseauch für den Innenbereich nicht mehr nötig. Werden Teststellen also bald wegfallen? Was wenn zu viele Test-Möglichkeiten ihr Angebot einstellen und die Kapazitäten dem Andrang nicht mehr gerecht werden können?

Der Hochsauerlandkreis hat in dieser Hinsicht keine Steuerungsmöglichkeit. Selbst betreibt der HSK auch kein Testzentrum. „Momentan haben die Testzentren noch einen hohen Stellenwert. Wir hoffen, dass die Inzidenz unter 50 bleibt, aber auch dann werden Tests noch notwendig sein“, sagt Martin Reuther. Er geht davon aus, dass die Teststellen den Andrang genau überprüfen werden und gegebenenfalls ihre Testzeiten anpassen. „Wenn wir Signale bekommen, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichen, weil zu viele Testangebote weggefallen sind, dann kommt der HSK mit der jeweiligen Kommune zusammen und dann arbeiten wir an einer Lösung. Da machen wir uns keine Sorgen“, so Reuther weiter.

Adler Apotheke Brilon

Sandra Dietrich-Siebert testet in der Adler-Apotheke in Brilon seit Januar Interessierte. Nach Schulungen kann sie die Tests selbst durchführen, Hilfspersonal sorgt ebenfalls für Unterstützung. Eine Vollzeitkraft kann sie nicht für die Testungen abstellen, weil die eigentliche Arbeit in der Apotheke natürlich weitergeht. 150 bis 160 Testungen werden täglich gemacht in einem fünfeinhalbstündigen Zeitfenster. Vier bis fünf Personen kann das Team in zehn Minuten testen. Das vorhandene Material würde auch mehr ermöglichen, aber das Personal dafür fehlt. „Mehr Leute dafür abstellen möchte ich auch nicht, denn ich weiß gar nicht, wie lange die Tests noch so gefragt sind. Der Apothekerverband schätzt wegen der sinkenden Inzidenz noch bis Ende Juni. Ich würde mir wünschen, dass wir irgendwann nicht mehr testen müssen“, sagt Dietrich Siebert.

Mit Blick auf die Terminbuchungen fällt schnell auf, dass zum Wochenanfang und Wochenende kaum noch Plätze frei sind. Laut der Geschäftsführerin ist das schon seit Januar der Fall. Dadurch, dass die Testergebnisse nun eine 48-stündige Gültigkeit haben, können die Personen auch länger damit planen, um beispielsweise Verwandte besuchen zu können. „Viele kommen regelmäßig, andere weil gerade etwas ansteht. Aber es ist immer sehr viel Bewegung in den Terminen drin. So können morgens alle Termine belegt sein und dann kommt es zu einigen Stornierungen und die Plätze werden von anderen Personen belegt“, erklärt Dietrich-Siebert.

Teststelle im Aqua Olsberg

Stefan Erber leitet zusammen mit Steffen Malessa die offizielle Teststelle in Olsberg. Er schafft rund 200 bis 300 Testungen am Tag. Viele kommen aus benachbarten Kommunen nach Olsberg, um sich in dem Drive-In testen zu lassen. „Wir haben mehr Kapazitäten als andere Teststellen, daher ist die Anfrage hier enorm hoch“, sagt Stefan Erber. Allein am letzten Samstag testet er über 370 Menschen. Auch vor dem Feiertag nächste Woche seien fast alle Termine gebucht. Doch die Testpflicht entfällt im HSK mittlerweile an vielen Stellen. Wie lange will das Team die Teststelle noch betreiben? „Wir stellen uns darauf ein, dass die Nachfrage deutlich zurückgeht. Wir werden die Teststelle aber auflassen, solange die gesetzlichen Vorgaben bestehen“, versichert Stefan Erber. Man werde diese ohnehin nicht ohne Absprache mit der Stadt schließen. „Außerdem denke ich, dass viele wegen ihres Urlaubs noch zum Testen kommen werden“, so Erber.

Mittlerweile bietet die Teststelle auch Lolli-Tests für Kinder an. „Nasenabstriche sind natürlich am genauesten, was das Ergebnis angeht.“ Für viele Kinder sei aber der Speicheltest angenehmer. Zum Schluss gibt es sogar noch eine Belohnung für die Kleinen. „Um ihnen einen schönen Abschluss anzubieten.“