Gevelsberg. Immer wieder stehlen Unbekannte Böcke aus der Schafherde von Sigrid Korth in Gevelsberg. Auch Blut hat sie schon auf der Weide gefunden.

Die Schafe sind schreckhaft, als sich die Redaktion mit Sigrid Korth auf der großen Wiese an der Brockenbergstraße in Gevelsberg trifft. Das etwa zwei Hektar große Gelände liegt direkt neben dem Gut Rocholz, nahe des Parkplatzes am Berger See. Für die Herdenbesitzerin ist die Reaktion ihrer Tiere auf den Besuch eine klare Folge dessen, was in den vergangenen Monaten passiert ist.

„Acht Schafe wurden mir seit dem 1. April gestohlen“, ärgert sie sich. Von Samstag auf Sonntag sei ein weiteres verschwunden. Allesamt Böcke. Die Diebstähle würden jeweils in einem Abstand von ein paar Wochen passieren. Einmal hätten die Täter sogar drei Tiere auf einmal mitgenommen. Korths Verdacht: Jemand klaut die Schafe, um sie zu schlachten. „Ich habe auch schon eine Blutlache in einer Ecke der Weide gefunden“, sagt Korth. Mehrfach schon sei sie angesprochen worden, ob sie nicht Tiere verkaufen wolle.

Die Polizei ermittelt bereits. In sozialen Medien hat die Kreispolizeibehörde schon einen Zeugenaufruf gemacht. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es aber: „Momentan haben sich für die Polizei EN noch keine erfolgversprechenden Ermittlungsansätze ergeben.“ Sigrid Korth hofft, dass jemand, der etwas mitbekommen hat, sich meldet.

Gelände schwer zu überwachen

Das Problem: Viele Menschen gehen zwar gerne rund um das Gut Rocholz und durch die Umgebung spazieren. Aber frühmorgens und spätabends ist der abgelegene Bereich oft leer. „Ich vermute, dass die Täter das morgens machen“, sagt Korth. Zu dieser Zeit seien die Schafe auch träger. Mindestens zwei Personen müssten es jeweils sein, um eines der Tiere mitnehmen zu können. „Beim letzten Mal war der Zaun zerschnitten“, erinnert sie sich. Auch sei er schon einmal heruntergedrückt gewesen.

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Die Weide selbst ist stellenweise von hohen Sträuchern eingefasst, so dass sie nicht vollständig einsehbar ist. Nachdem drei Schafe auf einmal gestohlen worden seien, habe sie an dem kleinen Stall auf der Weide eine Kamera angebracht. Aber das Gelände sei einfach zu groß, um alles überwachen zu können.

Korth selbst lebt in Wetter, arbeitet und kann daher nicht immer bei den Schafen sein. Sie hält die Tiere zur Landschaftspflege und zum Hüte-Training mit Border Collies. „Bekannte von mir gehen hier abends auch schonmal lang“, verrät Korth. Ansonsten müsse jemand die Täter zufällig sehen, sie quasi auf frischer Tat ertappen.

Aufmerksamkeit der Bevölkerung

„Das Interesse an dem Diebstahl der Tiere und natürlich auch an deren Verbleib ist in der Bevölkerung spürbar hoch“, heißt es vonseiten der Kreispolizeibehörde zu diesem Fall. „Dennoch haben sich hier bislang keine Zeugen gemeldet.“

Die genauen Umstände der Taten seien bislang unbekannt, weshalb es der Polizei nach eigener Darstellung auch schwerfalle, Tipps zur Prävention zu geben. „Die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung verhilft jedoch zu einer erhöhten sozialen Kontrolle“, äußert sich die Behörde. „Diejenigen, welche um das Verschwinden der Tiere wissen, werden jetzt genauer hinschauen und verdächtige Beobachtungen viel eher der Polizei mitteilen.“ Schließlich sei der zutreffende Eindruck entstanden, dass die Polizei auch in diesen Fällen ein großes Interesse daran habe, die Taten aufzuklären.

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In den sozialen Medien sei in diesem Zusammenhang zu lesen gewesen, dass man doch Wildkameras aufstellen solle. „Grundsätzlich können solche Kameras auch wertvolle Hinweise für die Ermittlungsarbeit liefern, es gibt jedoch einiges zu beachten“, erklärt die Polizei. „Dazu gehört, dass nur der Bereich der eigenen, bestenfalls umzäunten Weidefläche gefilmt werden darf.“ Diese auf öffentliche Wege oder Plätze auszurichten, sei nicht erlaubt. Sollten Personen dennoch unbeabsichtigt mit aufgenommen werden, so dürften diese Bildaufnahmen nicht ohne Weiteres verwendet werden.

Ermittlungen sehr schwierig

Eine Nutzung im Zuge der Ermittlungen zur Aufklärung einer Straftat sei nach Auffassung der Gerichte aber zulässig. Eine anderweitige Verarbeitung, Weitergabe oder gar Veröffentlichung der so erlangten Bilder oder Videosequenzen, ohne ausdrückliche Zustimmung der abgebildeten Personen, könne wiederum eine Straftat oder zumindest eine Ordnungswidrigkeit darstellen. „Außerdem haben diese Kameras einen gewissen Wert und könnten, falls sie entdeckt werden, auch selbst zur Beute eines Diebstahls werden“, so die Polizei weiter. Eine Erfahrung, die Sigrid Korth laut eigener Aussage auch schon machen musste.

In den zurückliegenden Jahren seien immer mal vereinzelt Fälle bekannt geworden, in denen Schafe von einer Weide entwendet oder Überreste getöteter Tiere aufgefunden worden seien. Das habe die Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis aber auch Nachbarstädte betroffen. „Die Fälle traten nach hiesigen Erkenntnissen weder gehäuft, noch ausschließlich in bestimmten Gebieten auf“, erinnert sich die Polizei.

Die Ermittlungen gestalteten sich ohne Zeugenhinweise regelmäßig sehr schwierig, da die entwendeten Schafe nur selten weiterverkauft würden. Das bedeutet für die Polizei, dass die Entdeckung solcher Tiere bei einem Anschlussdelikt – wie zum Beispiel der Hehlerei – und vielleicht sogar die Zurückverfolgung der Tatabläufe bis hin zu den Dieben, so gut wie nie vorkommen werden.