Hagen. Die Trennung von der Familie kann eine tiefe emotionale Belastung bedeuten, sagt der Experte. Aber es gibt auch positive Seiten.

Dr. Jakob Erichsen von der Europa-Universität Flensburg forscht zu sozialer Ungleichheit, Leistungsgesellschaft und Elitenbildung - und beschäftigt sich somit auch mit Internaten. Private Schulen lägen im Trend, sagt er. Dazu gehörten auch hochpreisige Internate wie Schloss Salem. Oder zum Beispiel das Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe, das einzige klassische Internat in Südwestfalen.

„Hinzu kommt eine popkulturelle Romantisierung der Internate, die vermutlich zur Konjunktur der Internate beiträgt.“

Dr. Jakob Erichsen
Europa-Universität Flensburg

In manchen Fällen sei der Besuch eines Internats Familientradition, die positiv bewertet und nicht hinterfragt werde, nennt Erichsen Beweggründe von Familien. „Hinzu kommt eine popkulturelle Romantisierung der Internate, die vermutlich zur Konjunktur der Internate beiträgt“, sagt Erichsen und verweist auf Figuren wie „Hanni und Nanni“ oder Harry Potter. „Es gibt eine Bewegung weg von den staatlichen Schulen, die häufig negativ bewertet werden.“ Diesen Umstand machten sich Internate zunutze.

„Die Effekte des Internatsbesuchs sind nicht eindeutig und bedürfen tendenziell weiterer Forschung“, sagt Erichsen und warnt vor Verallgemeinerungen seiner Aussagen. Grundsätzlich aber sei auf der positiven Seite hervorzuheben, dass Internatskinder „oft eine stärkere Identitätsentwicklung und Autonomie“ zeigten. Zudem gebe es eine „starke Bindung und Loyalität“ zu den Mitschülern, die mitunter lebenslang halte, wie in einer Ersatzfamilie. Absolventen und Absolventinnen berichteten laut Erichsen außerdem, „dass die Internatszeit ihnen die Möglichkeit gab, sich außerhalb traditioneller familiärer Erwartungen zu entfalten und individuelle Karrierewege zu verfolgen“.

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