Sundern/Drolshagen. Sommerferien, Sonne und Wasser: Wie es bei dem wechselhaften Wetter um den Camping-Trend steht – und warum Familie Kruck im Urlaub gerne zeltet.

Langsam kämpft sich die Sonne durch die Wolken. Heute wird es warm. Gut, dass der See nur wenige Meter vom Zelt der Familie Kruck entfernt ist. So können die drei Kinder auch mal ohne Papa ins Wasser gehen, um sich abzukühlen. Doch bereits am Zelt lässt es sich gut entspannen. Eine frische Brise weht vom See hierher. Campingurlaub liegt im Trend, auch im Sauerland. Warum zelten gerade Familien so gerne? Liegt es an der überraschenden Ruhe an der Badestelle des Familiencampingplatzes am Sorpesee? Oder am Kinderlachen, das mit dem Vogelzwitschern wetteifert? Und funktioniert das Campingglück auch bei Regen? Eine Spurensuche an Sorpe und Lister.

Familienurlaub im Zelt am Sorpesee

Familie Kruck aus Kamen ist nicht zum ersten Mal auf dem Campingplatz. „Ich war schon als Kind mit meinen Eltern hier“, erinnert sich Stefan Kruck. „Das erste Mal als Fünfjähriger.“ Vor drei Jahren kam Kruck erstmals wieder zurück. Auch, um den Ort seinen drei Kindern zu zeigen. Damit hat er sie direkt vom Zelturlaub begeistert: „Das ist besser als zu Hause mit dem Handy auf dem Sofa zu sitzen“, meint sein Sohn John.

Camping am Sorpesee.
Besonderes Highlight für die Familie ist ihr Schlauchboot. Mit diesem können sie sogar kleine Ausflüge unternehmen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Dem Elfjährigen gefällt ebenso wie seinen Schwestern Franziska und Zoey (neun und zwölf Jahre alt) vor allem der See. „Ich bin oft im Wasser“, sagt John. Das erste Mal am Tag erfrischt er sich meist noch vor dem Frühstück, berichtet sein Vater. Oft vergnügt sich die ganze Familie im See – oder unternimmt eine kleine Tour mit ihrem Schlauchboot. „Ich fahre hier immer so die Bucht herunter“, sagt Stefan Kruck.

Sorpesee: Trend zum Campingurlaub

Wie Familie Kruck verbringen viele ihren Urlaub auf dem Campingplatz: „Der Trend zum Camping ist nach wie vor ungebrochen“, berichtet der Geschäftsführer vom „Camping am Sorpesee“, Martin Levermann. „Da wir gutes Wetter haben, ist alles ausgebucht. Im Frühjahr war es etwas weniger – das ist sehr wetterabhängig.“ Dabei fällt die Bilanz für diese Saison eher schlecht aus: „Man merkt schon, dass es in diesem Jahr weniger ist, vor allem Zelte und Durchgangscamper. Da glaube ich nicht, dass wir das dieses Jahr noch aufholen werden“, muss Levermann zugeben.

„Man merkt schon, dass es in diesem Jahr weniger ist, vor allem Zelte und Durchgangscamper. Da glaube ich nicht, dass wir das dieses Jahr noch aufholen werden.“

Martin Levermann
Betreiber Camping am Sorpesee
Camping am Sorpesee.
Auch das Planschen im Sorpesee – direkt vor ihrem Zelt – macht den Schwestern Zoey und Franziska Kruck viel Spaß. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Nachteile beim Campen: Herausforderungen beim Zelturlaub mit der Familie

Wieder zu Familie Kruck: Der Zelturlaub mit gleich drei Kindern ist auch ein organisatorischer Aufwand für Vater Stefan. Decken von zu Hause sind mit dabei, dann noch Luftmatratzen, ein Gasgrill, ein Kocher. Da kommt einiges zusammen, was gepackt und transportiert werden muss. „Wir sind mit dem Anhänger hierhergekommen“, berichtet Stefan Kruck.

Auch der Einkauf gestaltet sich im Urlaub etwas umständlicher. Mit einem Fahrrad vom Fahrradverleih nebenan, erklärt er, fährt er zusammen mit der älteren Tochter zum nächsten Supermarkt. Er koche allerdings nicht aufwändig. Und spätestens nach dem Essen müssen die Kinder mithelfen: „Spülen müssen sie auch“, sagt Stefan Kruck.

Camping am Sorpesee.
Das Kochen ist beim Zelten immer etwas Besonderes: Mit diesem Campingkocher versorgt sich Familie Kruck während ihres Urlaubes. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Vorteile beim Campen: Breites Angebot direkt am Sorpesee

Doch trotz des Aufwandes ist die Familie vom Zelturlaub am Sorpesee begeistert. „Man kann hier viel mit der Familie machen“, erzählt Sohn John. So ist die Familie bereits Boot gefahren und hat Minigolf gespielt. Auf dem Programm steht noch Bogenschießen und ein Ausflug in den Kletterpark.

Besonders sei beim Campingurlaub, dass viele Leute jedes Jahr kämen oder sogar als Dauercamper regelmäßig auf dem Platz seien. „Man ist nicht so gebunden und sieht auch immer bekannte Gesichter“, freut sich Stefan Kruck. Und: „Es ist auch eindeutig billiger.“

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Trend zum Camping: auch im Kreis Olpe?

Ortswechsel zur Lister im Kreis Olpe: Trotz bisher schlechter Saison beobachtet Yvonne Hagendorff, die Geschäftsführerin vom Campingplatz am Gut Kalberschnacke, den Trend zum Campingurlaub. „Ich glaube, das ist das Naturerlebnis, es ist ungezwungener als im Hotel. Und die Kinder finden schnell Anschluss.“ Die Gäste seien dabei bunt gemischt: „Wir haben viele Familien, aber auch Paare oder Senioren. Man kann hier wandern, Fahrrad fahren, schwimmen oder auch mit einem SUP-Board im Wasser paddeln“, berichtet sie.

Campingurlaub bei der Familie Altevogt

Auf dem Campingplatz an der Lister genießt Familie Altevogt das Campingleben in den Sommerferien. Mit Kofferanhänger und Dachzelt ist die vierköpfige Familie aus Osnabrück für zehn Tage unterwegs. Frei nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ sind die Vier gerade im Kreis Olpe, danach soll es weitergehen nach Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Während der Autofahrten achten die Eltern darauf, nicht länger als zwei Stunden unterwegs zu sein. „Daher kam die Idee für unsere Ziele und die einzelnen Stationen“, erklärt Vater Florian Altevogt. Das habe die Familie bereits im letzten Jahr so gemacht. Mit Kindern im Grundschulalter funktioniere das gut.

„Wir kommen beide aus einer Campingfamilie“, sagt Florian Altevogt über seine Frau und sich. Besonders wichtig ist es ihnen, viel in an der frischen Luft zu sein. „Es ist schön, wenn die Kids das auch annehmen. Jetzt sind sie froh, dass sie draußen sind.“

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Familienurlaub auf dem Campingplatz: Vater Florian Altevogt unterstützt seine beiden Söhne Jakob (7) und Leonard (6) beim Basteln von Solar-Lampen. © WP | Antonia Flieder

Freiheit und Ungezwungenheit oder Chaos

Familie Altevogt genießt vor allem die Freiheit, die ihr der Urlaub auf dem Campingplatz bietet. „Bei einem anderen Urlaub ist man strukturiert und sehr getaktet“, findet Florian Altevogt. Das sei hier anders: „Es ist manchmal sehr chaotisch.“ Mit dem Platz in Drolshagen ist Florian Altevogt sehr zufrieden. Er freut sich über die Infrastruktur, die Aktionen für die Kinder, aber auch über so einfache Dinge wie eine Waschmaschine vor Ort.

Der Campingurlaub hält jedoch Herausforderungen bereit: „Auch wenn Camping an sich echt lazy ist, muss man sich gut durchstrukturieren“, sagt Florian Altevogt. Und er kennt die Schattenseiten vom Campingurlaub: Im letzten Jahr musste die Familie während eines Unwetters im Zelt ausharren. „Ich glaube, das ging bis Windstärke sechs“, erinnert er sich. Aber immerhin: Das Equipment hat durchgehalten.

Camping am Gut Kalberschnacke: Familie Heinz neu als Dauercamper

Anfänger in Sachen Campingurlaub sind Sabrina Heinz und ihre beiden Kinder aus Lüdenscheid. Seit Ostern haben sie einen Platz als Dauercamper auf dem Zeltplatz an der Lister in Drolshagen. Neben ein paar verlängerten Wochenenden und einigen kurzen Ausflügen verbringen die Drei aktuell ihren ersten richtigen Urlaub auf dem Platz. Zuvor waren sie in diesem Jahr bereits auf einem Bauernhofurlaub in Schmallenberg: „Den hatten wir letztes Jahr schon gebucht und das ist ja auch noch mal was Besonderes.“

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Urlauber aus Holland zum Camping im Kreis Olpe

Zweieinhalb Wochen verbringt Familie Jacobs van der Hof aus Holland auf dem Campingplatz in Drolshagen. „Für eine Woche lohnt es sich nicht, das große Zelt aufzubauen“, berichtet Vater Wouter. Auch im letzten Jahr war die Familie mit ihren beiden Kindern im Grundschulalter schon zelten. Vorher waren sie in einer Herberge zum Wandern in Österreich. „Wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, dann ist der Komfort doch wichtiger.“

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Wouter Jacobs van der Hof aus den Niederlanden macht gemeinsam mit seiner Familie Urlaub auf dem Campingplatz „Gut Kalberschnacke“ an der Lister im Kreis Olpe. © WP | Antonia Flieder